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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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es sich dabei um Privatbehandlungen oder noch in der Erprobungsphase<br />

befindliche wissenschaftliche Studien.<br />

Schließlich berichteten Befragte der Untersuchungsgruppe über die gezielte<br />

Zusendung von Werbepost, die neue Therapiemöglichkeiten anbot. Die<br />

Vermittlungswege der Adressen der Erkrankten sind bis heute ungeklärt.<br />

Siegrid konnte es nicht fassen:<br />

„Ich bekam andauernd Briefe von irgendwelchen Kliniken und<br />

Ärzten. Ich weiß gar nicht, ob die das dürfen. Doch der Postbote<br />

schaute schon immer ganz komisch. Wie ist meine Adresse in<br />

solch eine Kartei geraten? Da wird doch irgendwo mit gehandelt.<br />

<strong>Ein</strong>e große Schweinerei ist das!“<br />

<strong>Ein</strong>e wesentlicher Aspekt ist die psychologische Nachbearbeitung und<br />

Auswertung von Therapien. Ob eine Therapie beim Patienten angeschlagen<br />

hat, bemerkt dieser selbst zuerst, auch wenn Ärzte und Pharmazeuten<br />

zusätzliche Bewertungskriterien aufgestellt haben. <strong>Ein</strong> Mißerfolg ist eine<br />

Enttäuschung und kann zur Resignation führen. Wer von einem Wunderheiler<br />

betrogen wurde, gibt das nicht gerne zu. Hingegen können Patienten auch mit<br />

Depressionen reagieren, wenn ihnen Therapien möglicherweise vorenthalten<br />

werden.<br />

Steve schildert das Auf und Ab nach erfolgter Therapie:<br />

„Von der Welt habe ich viel gesehen. Fast jeden Kontinent habe<br />

ich bereist. Überall gab es min<strong>des</strong>tens einen Arzt, der mir Heilung<br />

versprach. Doch die Gesamtbilanz sieht dürftig aus. In den USA<br />

meldete ich mich für die Eigenblut-Therapie. In bunten<br />

Hochglanzbroschüren wurde ein medizinischer Durchbruch<br />

angekündigt. Ich war mehrere Wochen vor der Therapie in guter<br />

Verfassung. Das ist wie vor einer Urlaubsreise. Die Planung und<br />

Vorbereitung ist fast genauso schön wie der Urlaub selbst.<br />

Als dann die Therapie beginnen sollte, konnte ich es nicht<br />

erwarten, denn meine Krankheit meldete sich wieder und drohte<br />

mit weiteren Verschlechterungen. In den ersten Tagen nach der<br />

Therapie schienen sich Verbesserungen einzustellen. Nach zwei<br />

Wochen war alles wieder wie vorher. Man riet mir zur<br />

Wiederholung. Also versuchte ich es noch einmal mit der<br />

Eigenblut-Therapie. Doch diesmal war die Wirkung noch<br />

schwächer und ich mußte einsehen, daß es nicht geklappt hatte.<br />

Es muß aber nicht immer so schlecht laufen wie bei mir.<br />

<strong>Ein</strong>e gute Bekannte von mir hatte in der gleichen Klinik auch eine<br />

Eigenblut-Therapie durchgeführt. Und ihr geht es heute noch sehr<br />

viel besser als vor dieser Therapie. Es ist eine Lotteriespiel, bei<br />

dem die Chancen für den Spieler sehr schlecht stehen. Aber wer<br />

nichts wagt, der kann auch nicht gewinnen. Ich habe bisher nicht<br />

gewonnen, aber dafür viele Dollars verloren.“<br />

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