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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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sich der klinische Zustand, also das Befinden einiger MS-Kranker, gegenüber<br />

den Placebopatienten gebessert hat.<br />

Vertuschung durch Firmenumstrukturierung<br />

Kappos spricht inzwischen von einer „gewissen Patientengruppe“, die ganz<br />

offensichtlich von der Substanz DSG profitieren konnte. Das Berliner Institut<br />

für Arzneimittel und Medizinprodukte, ursprünglich dem Präparat gegenüber<br />

ablehnend, öffnet seine Türen wieder einen Spalt. Man warte auf einen<br />

erneuten Antrag, wenn es positive Erkenntnisse gibt, dann müsse man neu<br />

entscheiden, lassen die Berliner Arzneimittelwächter von sich wissen.<br />

Doch die Behringwerke AG, die die Substanz 1996 an das neugegründete<br />

Unternehmen Centeon Pharma GmbH weitergeschoben hat, verschleiert den<br />

Vorgang noch immer. Centeon hat bis auf wenige Ausnahmen das an DSG<br />

arbeitende Personal übernommen. Mit dieser Firmenumstrukturierung<br />

versucht man nun, die eingetretenen Verzögerungen zu erklären. „Das hat<br />

nicht Hand und nicht Fuß“, kommentiert ein Berliner Internist den Vorgang.<br />

„Wenn auch nur einer begrenzten Anzahl von Patienten mit DSG geholfen<br />

werden kann, dann ist das bei einer unheilbaren Krankheit mehr als Licht am<br />

Ende <strong>des</strong> Tunnels“, hört man hinter vorgehaltener Hand aus dem Bonner<br />

Gesundheitsministerium. Noch drastischer beurteilt ein emeritierter Chirurg<br />

aus Köln den Sachverhalt. „Es gibt doch nur zwei Möglichkeiten. Entweder<br />

DSG wirkt, zumin<strong>des</strong>t ein wenig, oder man konnte keinen Effekt bei den<br />

Patienten beobachten. Auf jeden Fall sollte man das Resultat schnell und laut<br />

sagen. Alles andere ist Augenwischerei. Doch leider weiß ich aus eigener<br />

jahrelanger Erfahrung - heute kann ich es ja sagen - es kommen leider nicht<br />

immer die wirksamsten Medikament auf dem Markt, dafür mußten wir mit<br />

nutzlosen Arzneien lange Zeit arbeiten.“<br />

Warum schweigt man in Marburg also? <strong>Ein</strong> erfahrener Fachjournalist aus<br />

München versucht Licht in die Angelegenheit zu bringen: „Man muß die<br />

Behringwerke verstehen. Sie haben viel Geld in das Präparat gesteckt und<br />

nun stehen sie da wie ein begossener Pudel. Doch die Geschichte ist noch<br />

nicht beendet. Der japanischen Zulassung für die Behandlung von<br />

Abstoßungskrisen nach Transplantationen wird demnächst die amerikanische<br />

folgen. Logisch, daß dann auch in Europa die Zulassung folgen wird. Wenn<br />

dies geschehen ist, wird DSG auch für MS-Kranke wieder interessant werden.<br />

Imurek, das seit neustem unter Krebsverdacht steht, ist ja schließlich auch<br />

nie für die MS-Therapie zugelassen worden.“<br />

Gerüchteküche lebt auf<br />

„Sagen was Fakt ist“, heißt es immer öfter von verunsicherten Patienten. Doch<br />

kein Mensch kann die Hoechst AG dazu zwingen, Klarheit in das<br />

Informationsgestrüpp ihrer beteiligten Unternehmen zu bringen. Durch diese<br />

Informationspolitik kommt es immer häufiger zu Über- oder<br />

Unterbewertungen, Falschinterpretationen und gar Fehlinformationen zum<br />

Medikament.<br />

Gerüchte werden gezielt verstreut oder entstehen zufällig. In den örtlichen<br />

MS-Selbsthilfegruppen diskutiert man mehr auf auf der Basis von<br />

Vermutungen als von gesicherten Erkenntnissen. Selbst bei den Ärzten setzt<br />

sich die Verwirrung fort. „Es müssen endlich klare Ergebnisse auf den Tisch“,<br />

fordert ein Mitarbeiter der Charité in Berlin. „Wenn sie schlecht sind, dann<br />

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