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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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(Bun<strong>des</strong>sozialhilfegesetz), der eine solche Zwangseinweisung vorsieht, den<br />

Bun<strong>des</strong>rat. „Insbesondere MS-Kranke sind in diesem Fall ein gutes Beispiel“,<br />

so Frau Dr. Völkel-Albert von der Bonner Pressestelle <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>ministers<br />

für Gesundheit<br />

Der bisherige Vorzug der ambulanten gegenüber stationärer Pflege wird<br />

aufgegeben und umgekehrt. Die Gesetzes-reform gilt seit dem 1. Juli 1996.<br />

Daß damit die Menschenwürde und das Recht auf Entfaltung der<br />

Persönlichkeit aufgehoben werden, scheinen nur wenige zu bemerken. MS-<br />

Kranke, Rheumatiker u.a. müssen, sofern ein ungünstiger Krankheitsverlauf<br />

vorliegt, damit rechnen, unmittelbar von der neuen Regelung betroffen zu<br />

sein.<br />

Im Bun<strong>des</strong>tag haben der Reform alle Parteien mit Ausnahme B 90/Die Grünen<br />

zugestimmt. <strong>Ein</strong>e Protestveranstal-tung zeigte keine Wirkung. Im Zuge <strong>des</strong><br />

<strong>Entwurf</strong>s äußerten Politiker kein Verständnis für Schwerbehinderte. Seehofer<br />

servierte eine Delegation unhöflich ab. Sein Staatssekretär kommentierte den<br />

Vorgang mit den Worten: „Euch geht es doch allen noch gut hier im Land mit<br />

20.000 Mark im Monat“. Behindertenbeauftragter Körner von B 90/Die Grünen<br />

kann eine Assoziation zum NS- „Euthanasie“-Programm nicht von der Hand<br />

weisen. Körner weiter: „Obwohl sich einige Behindertenverbände dem Protest<br />

angeschlossen haben, zeigen die mitgliederstarken Verbände wie die DMSG<br />

eine merkwürdige Zurückhaltung.“ Bis zum Redaktionsschluß dieser<br />

Autoimmun ist keine Stellungnahme <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verbands oder <strong>des</strong> Ärztlichen<br />

Beirats der MS-Patientenvertretung erfolgt. Andererseits schmückt sich die<br />

DMSG, nach den Motiven ihrer Gründung gefragt, mit der Forderung, eine<br />

Entrechtung der MS-Kranken, die im NS schließlich zum „Euthanasie“-Mord<br />

führte, dürfe es nie wieder geben. Nun werden die Mitglieder in ihren Rechten<br />

massiv attackiert und man schweigt.<br />

Für Schwerstbehinderte, die vor dem 1. Juli 1996 häus-liche Pflege erhalten<br />

haben, soll der Besitzstandsschutz gelten, das heißt, sie werden nicht unter<br />

diese Regelung fallen. Pflegefälle, die nach diesem Termin eintreten, fallen<br />

darunter. „Es gibt eine Härtefallklausel und wir werden sehen, daß eine 25jährige<br />

Schwerstbehinderte nicht zusammen mit einem 50-jährigen in ein<br />

Zimmer gelegt wird“, ergänzt die Pressesprecherin <strong>des</strong> Ministers.<br />

Nach Redaktionsschluß…<br />

…häufen sich die Meldungen über schwere Nebenwirkungen bei der MS-<br />

Therapie mit Beta-Interferon (Betaseron). Der in Freudenstadt ansässige<br />

Neurologe Prof. Dr. med. Wolfgang Kießling behandelt in einer kleinen Studie<br />

14 Patienten mit Beta-Interferon. In einem Vortrag äußerte sich Kießling<br />

kritisch über das neue MS-Medikament: „Von den 14 Patienten mußten 10<br />

während der Therapie wegen einer schubartigen Verschlechterung mit<br />

Kortison behandelt werden.“ Kießling zu den Nebenwirkungen, die „in<br />

bisherigen Studien möglicherweise heruntergespielt“ wurden: „Die von der<br />

Pharmaindustrie empfohlene Dosierung mußte bei 10 Patienten reduziert<br />

werden, weil die Nebenwirkungen (Spastik und Grippesymptome) sonst<br />

unerträglich geworden wären.“ Somit kommt der Arzt zu dem Urteil: „Die<br />

vorliegenden Daten sind sehr ernüchternd und geben Anlaß dazu, die<br />

Indikation zur Interferon-Therapie nicht nur eng zu fassen, sondern überhaupt<br />

zu überdenken.“ Es bleibt zu hoffen, daß die obersten Arzneimittelwächter auf<br />

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