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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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und in der gleichen Größenordnung, nämlich 10 bis 20 Mikrogramm, werde<br />

Quecksilber aus Amalgamfüllungen freigesetzt.<br />

Weil sich die hier für das Amalgamquecksilber genannten Zahlen aber nur auf<br />

die aus Zahnfüllungen herausgelösten Mengen beziehen, haben die<br />

Amalgambefürworter an dieser Stelle ihre neue Verteidigungslinie aufgebaut:<br />

„Herausgelöst“ heiße ja nicht „vom Körper resorbiert“, sagen sie. Stimmt, das<br />

sind zwei verschiedene Schritte. Dazu wieder die Zahnärztekammer<br />

Schleswig-Holstein im Jahr 1994: „Nach realistischen <strong>Ein</strong>schätzungen beträgt<br />

die durchschnittliche Quecksilberaufnahme aus Amalgamfüllungen 1 bis 2<br />

Mikrogramm pro Tag.“ - das zehn- bis zwanzigfache der Menge, die man nur<br />

sechs Jahre vorher behauptet hatte. In einer an Zahnärzte und<br />

Krankenkassenmitarbeiter, nicht an Patienten, gerichteten Schrift, faßt wieder<br />

die Zahnärztekammer Schleswig-Holstein den von ihr anerkannten<br />

Wissensstand so zusammen: „Amalgamfüllungen tragen analytisch meßbar<br />

zur Gesamtbelastung <strong>des</strong> Organismus mit Quecksilber bei. Amalgamfüllungen<br />

leisten wahrscheinlich sogar einen größeren Beitrag zur Belastung der<br />

Normalbevölkerung (ohne beruflichen Kontakt mit Quecksilber) mit<br />

anorganischem und metallischem Quecksilber, als man früher angenommen<br />

hat.“ Zu ähnlichen Bewertungen kamen in jüngster Zeit u. a. das Hygiene-<br />

Institut <strong>des</strong> Ruhrgebiets, das kanadische Medical Devices Bureau und das<br />

Institut für Toxikologie der Universität Düsseldorf.<br />

Durch heftiges Kauen, Zähneknirschen im Schlaf, ein saures Mund-milieu und<br />

heiße Nahrung kann sich die Quecksilberfreisetzung exorbitant erhöhen. R.<br />

Schiele (Universität Erlangen) rechnet unter solchen Umständen mit einer<br />

Quecksilbertagesdosis von bis zu 100 Mikrogramm.<br />

Welche Quecksilbermengen sind nun gefährlich?<br />

Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt drei Grenzwerte: als<br />

„acceptable daily intake“ (ADI, duldbare Tagesaufnahme) 45 Mikrogramm/Tag<br />

Gesamt-Quecksilber bzw. 30 Mikrogramm/Tag Methylquecksilber, bei einer<br />

„kritischen Dosis“ für Methylquecksilber von 400 Mikrogramm/Tag.<br />

Vor einigen Wochen hat die sog. Tübinger-Amalgamstudie, bei der<br />

Speichelproben von 17.000 Freiwilligen untersucht wurden, für Aufsehen in<br />

den Medien gesorgt: rund 40 Prozent der Versuchsteilnehmer hatten<br />

Quecksilberkonzentrationen im Speichel, aus denen sich eine deutliche, in<br />

einigen Fällen dramatische Überschreitung <strong>des</strong> WHO-Grenzwertes errechnen<br />

läßt. Dazu sagt der Toxikologe Prof. Dr. Otmar Wassermann (Universität Kiel)<br />

in einem Gutachten für die Staatsanwaltschaft Frankfurt: „Das jahrelange, zum<br />

Teil jahrzehntelange Überschreiten <strong>des</strong> ADI-Wertes als Folge von<br />

Amalgamfüllungen stellte und stellt eine Risikoerhöhung dar, die unbedingt<br />

hätte vermieden werden müssen, über die die Amalgamhersteller hätten<br />

aufklären müssen und die bei einem Teil der mit Amalgam Behandelten<br />

gesundheitliche, toxisch bedingte Schädigungen zur Folge hatte und hat.“<br />

Allerdings muß die Tübinger Speicheltestserie mit einem generellen Vorbehalt<br />

betrachtet werden: Dort wurde wasserlösliches und partikuläres Quecksilber<br />

gemessen - beide Fraktionen werden vom Körper, wie oben dargestellt, nur im<br />

geringem Maße aufgenommen. Nicht erfaßt wurde im Test dagegen die<br />

gefährlichere, dampfförmige Fraktion.<br />

Welche Gesundheitsschäden werden beschrieben?<br />

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