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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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unverantwortungsvolle Selbstbehandlung bei sich durchführen. Schließlich könnten<br />

in ihm unberechtigte Hoffnungen geweckt werden. 93 Der Medizinjournalismus soll<br />

sich – die Diskussion wurde bereits in dieser Arbeit beschrieben – auf Aufklärung<br />

und Krankheitsverhütung beschränken. 94<br />

<strong>Ein</strong>e weitere medizinische Dissertation, die die Rolle von Ärzten und medizinischen<br />

Themen im „Spiegel“ untersucht, fordert wortgleich vom Medizinjournalismus<br />

„Aufklärung und Gesundheitserziehung“. 95 Ingeborg Nauels kommt bei ihrer teils<br />

qualitativen Inhaltsanlyse, die die <strong>publizistischen</strong> Gesichtspunkte Aktualität, innere<br />

Kontinuität, Intimität und Individualität, Universalität und Spezialisierung und<br />

Publizität berücksichtigt, 96 ebenfalls zu dem Ergebnis, daß die Bereiche<br />

Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik im „Spiegel“ am häufigsten<br />

behandelt werden. 97 Der Rezipient wird überhaupt nicht berücksichtigt. <strong>Ein</strong>e<br />

Ausdehnung der Untersuchung auf das Kriterium „Sensibilität“ – das die Betroffenen<br />

in den Vordergrund stellen sollte – findet nicht statt.<br />

1984 untersuchte Horst Merscheim mit seiner Dissertation medizinische Sendungen<br />

im Fernsehen. Damit rückte dieses Medium stärker in den Vordergrund <strong>des</strong><br />

analytischen Interesses. Der Untersuchungsgegenstand, das Fernsehen, läßt sich<br />

schwer mit der bisherigen Methodik, die im Printbereich angewendet wurde,<br />

untersuchen. Der Autor beschränkt sich bei seiner Arbeit <strong>des</strong>halb nicht nur auf eine<br />

reine Inhaltsanaylse, sondern verwendet diese nur als Teil der Arbeit, um dann mit<br />

einer Kommunikatoren- und Rezipientenuntersuchung stabilere Ergebnisse zu<br />

erhalten und zusammenfassend zu interpretieren. 98 Seine Untersuchung befaßt sich<br />

mit Gesundheitssendungen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen: „ARD-Ratgeber:<br />

Gesundheit“, „Gesundheitsmagazin Praxis“ (ZDF) und „Medizin im Dritten“ (WDR).<br />

Merscheim erkennt zunächst, daß das Medium Fernsehen medizinische<br />

Sachverhalte durchaus auch verschiedenartig vermitteln kann. Er sagt:<br />

„Im Überblick läßt sich feststellen, daß die Analyseergebnisse zu<br />

der Aussage berechtigen, daß Pluralität in der Darlegung und<br />

Darstellung fernsehmedial vermittelter Medizininformationen<br />

gegeben ist. Mag das oberste Ziel der medizinischen<br />

Serienproduktion ganz allgemein in einem von Sachwissen, von<br />

konkreten Hilfestellungen und auch von<br />

gesundheitserzieherischen Maßnahmen geprägten Angebot<br />

93 Ebenda, S. 191f.<br />

94 Ebenda, S. 193.<br />

95 Nauels, Ingeborg, Arzt und Medizin in fünf Jahrgängen Spiegel,<br />

Düsseldorf 1981, S. 112.<br />

96 Vergleiche auch: Deneke, Johann F. Volrad, Grundbegriffe der<br />

Publizistik, in: Jahrbuch der Universität Düsseldorf, 1976/1977, S.<br />

187-191.<br />

97 Ebenda, S. 75.<br />

98 Merscheim, Horst, Medizin im Fernsehen – Probleme massenmedial<br />

vermittelter Gesundheitsberichterstattung, eine empirischanalytische<br />

Studie, Bochum 1984, S. 45.<br />

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