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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Bei soviel Dreistigkeit mußte eine andere Frage aufgeworfen werden. Haben<br />

die Behringwerke ihre Ergebnisse zu ihren Vorteil manipuliert, um schnell den<br />

Umsatz ihres Unternehmens zu steigern? Dieser Vorwurf stammt aus<br />

Neurologenkreisen. Indizien gab es. Zu jenem Zeitpunkt sprach es sich immer<br />

lauter herum, daß Teile <strong>des</strong> Unternehmens aufgelöst und verkauft werden<br />

sollen. Der Vorwurf ist nicht beweisbar. Erst die Offenlegung aller Daten<br />

könnte ihn entkräften. Und ein zweites Argument entlastet das Unternehmen:<br />

Die beteiligten Wissenschaftler suchten den Erfolg, auch aus eigennützigen<br />

Gründen. Logisch wäre es dann aber gewesen, die zweite Studie ebenfalls zu<br />

schönen. Niemand tat es, obwohl man damit sehr viel Geld verlor.<br />

Die Türen schließen sich wieder: Stillschweigen – DSG, was ist das?<br />

Das Vorhaben der Behringwerke, ein Medikament gegen die Multiple Sklerose<br />

zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, ist gescheitert. Heute möchte<br />

sich niemand dazu äußern. Die ursprünglich an DSG arbeitenden<br />

Wissenschaftler sind abgezogen worden. <strong>Ein</strong> weiteres Tochterunternehmen<br />

ist nun für das Präparat verantwortlich . Auf Anfrage dort heißt es: „Was ist<br />

DSG?“ Ob noch an einer MS-Therapie geforscht wird, läßt sich nicht klären.<br />

<strong>Ein</strong>e zusammenfassende Publikation möchte der Schweizer Neurologe Prof.<br />

Dr. Ludwig Kappos schreiben - unmöglich ohne Marburgs Zustimmung.<br />

Seiten 10 und 11:<br />

MS: Linomide und die Gegenwar und die Zukunft<br />

Der „Nervenarzt“ ist eine Fachzeitschrift für die Neurologie. Darin teilen<br />

Forscher und Wissenschaftler ihre neuesten Erkenntnisse mit. In einem Mitte<br />

<strong>des</strong> Jahres erschienenen Aufsatz schrieben die beiden Neurologen Dr. F. X.<br />

Weilbach und Prof. Dr. H.-P. Hartung (Ärztlicher Beirat der DMSG e.V.) über<br />

die Ergebnisse eines firmeninternen Reports: Linomide bei Multipler Sklerose.<br />

Doch offensichtlich konnten die Spitzenkräfte keine MS-Schübe zählen. <strong>Ein</strong>e<br />

Korrektur in der nächsten Ausgabe war nötig.<br />

Die Fachwelt staunte nicht schlecht. Da sollte doch das vielversprechende<br />

neue MS-Medikament Linomide Schübe auslösen anstatt verhindern. So<br />

jedenfalls konnte man es in der Fachzeitschrift „Nervenarzt“ (siehe unten)<br />

nachlesen. Mitverantwortlich war dafür u.a. Prof. Dr. H.-P. Hartung von der<br />

„Klinischen Forschungsgruppe für Multiple Sklerose“, Neurologische Klinik der<br />

Poliklinik (Direktor: Prof. Dr. K.V. Toyka) der Julius-Maximilians-Universität in<br />

Würzburg. Beide sind als MS-Forscher hochdekoriert und Mitglieder <strong>des</strong><br />

Ärztlichen Beirates <strong>des</strong> DMSG, also mit der MS grundsätzlich vertraut - sollte<br />

man denken. Doch scheinbar sind noch Nachhilfestunden nötig, sonst müßte<br />

nicht der Leiter der Klinischen Forschung der Firma Pharmacia, Dr. med.<br />

Sandor Kerpel-Fronius, Fehler in der Veröffentlichung anstreichen, als hätte<br />

ein Medizinstudent eine Hausarbeit versiebt. Aufgebracht über diesen<br />

„vermeidbaren“ Patzer setzte Pharmacia nun alle Hebel in Bewegung, um<br />

diese „schlimme Angelegenheit“ zurechtzurücken. Ärgerlich, dachte man doch<br />

im Vorfeld der Studie, mit der <strong>Ein</strong>bindung der Ärzte der Deutschen MS-<br />

Gesellschaft die richtige Wahl getroffen zu haben, um den Erfolg zu sichern.<br />

Nun kommen aus Schweden, wo die Pharmacia-Zentrale ansässig ist, die<br />

ersten Bedenken. Hoffentlich nicht zu Lasten der Patienten. In Würzburg wird<br />

man sich sagen: „Egal, wer schreibt, der bleibt!“<br />

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