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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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DSG-Ergebnisse besser als bekannt<br />

Die der Zulassungsbehörde vorgelegten Studienergebnisse sind besser, als<br />

die Auswertung vorgibt. Der Grund: Vier Placebopatienten behandelten sich<br />

nach Bekanntwerden ihres Loses auf eigene Faust mit selbstbeschafftem<br />

DSG, blieben jedoch in der Auswertung. Keiner merkte es, aber das positive<br />

DSG-Ergebnis wurde dadurch abgewertet.<br />

Drei weitere Studienteilnehmer der Placebogruppe behandelten sich mit<br />

Imurek weiter, keiner wollte Placebo-Opfer werden.<br />

Vier weitere Patienten tauschten während der DSG-Infusionen untereinander<br />

ihre Flaschen aus, „damit jeder etwas abbekam!“ Durch die<br />

bekanntgewordenen Fälle ist eine statistisch meßbare Schieflage entstanden,<br />

die das DSG-Ergebnis noch positiver erscheinen läßt.<br />

Kappos nicht gekauft<br />

Bei der DSG-Versagung spielte der Privatdozent Dr. Harald Schweim von<br />

Bun<strong>des</strong>institut für Arzneimittel und Medizinprodukte eine entscheidende<br />

Teilrolle. Auf die Frage, ob er denn die Neutralität <strong>des</strong> klinischen Leiters der<br />

DSG-Studie, Prof. Dr. L. Kappos, respektiere, antwortete der Beamte: „Die<br />

sind von den Pharmafirmen alle gekauft, die müssen positive Ergebnisse<br />

präsentieren.“<br />

Daß Kappos nicht an den eigene Profit gedacht hatte, beweisen autoimmun<br />

vorliegende Dokumente. Danach bat Kappos die Behringwerke darum, seine<br />

Auslagen auf ein Forschungskonto zu überweisen, da er „keine persönlichen<br />

finanziellen Vorteile“ aus der Teilnahme ziehen wollte.<br />

Behörde mußte sich schützen<br />

Wie wenig sich das Bun<strong>des</strong>institut für Arzneimittel und Medizinprodukte um<br />

die Belange der MS-Kranken und die Informationspflicht gegenüber der<br />

Presse kümmerte, bekam autoimmun im Februar 1995 schriftlich geliefert. Die<br />

Pressesprecherin der Behörde, Karin Günther, kommentierte unsere<br />

Recherchearbeit damit, „daß … wir uns dagegen verwahren müssen und ggf.<br />

weitere Schritte zum Schutz der Mitarbeiter überlegen werden.“<br />

Verzögerung für Betaseron?<br />

Die Hoffnungen auf wirksame Medikamente gegen die heimtückische<br />

Krankheit Multiple Sklerose (MS) werden auf eine harte Probe gestellt. Keine<br />

Ausnahme macht da das Medikament Betaseron der Schering AG. Dieses<br />

gentechnisch erzeugte Beta-Interferon wird nicht so schnell verfügbar sein,<br />

wie noch vor Monaten vermutet wurde. Im Mai 1994 ist die Zulassung bei der<br />

europäischen Behörde CPMP beantragt worden.<br />

Man rechnete mit einer Bearbeitungsdauer von einem Jahr. Solange brauchte<br />

das Zulassungsverfahren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, dort ist<br />

das Medikament mittlerweile offiziell erhältlich und beschert dem<br />

Scheringkonzern eine spürbare Umsatzsteigerung. Aber was in den USA<br />

möglich ist, das muß für die Euro-Bürokraten noch lange kein Maßstab sein.<br />

Die ehrgeizigen Pläne von Schering mit dem Produkt Betaseron werden sich<br />

wohl in Europa nicht so bald verwirklichen lassen, wenn es nach dem Willen<br />

der europäischen Bürokraten geht, meint eine Pressesprecherin <strong>des</strong><br />

Konzerns. Biotechnische Produkte brauchen schon jetzt eine Zulassung durch<br />

europäische Zulassungsgremien, den nationalen Behörden wird beim<br />

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