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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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so staunt man darüber, daß dies zum Teil kein Hinderungsgrund für die<br />

betreffenden Mediziner darstellte, ihre Karrieren fortzusetzen.<br />

Trotz aller historischen Anstrengungen besteht noch immer<br />

Forschungsbedarf, obwohl die Euthanasie durch die Justiz fast vollständig<br />

aufgeklärt ist.<br />

Relativ wenig ist aber über das Kapitel Menschenversuche bekannt.<br />

Aufgerufen zur Auseinandersetzung mit der medizinischen Vergangenheit<br />

sind die ärztlichen Disziplinen selbst. Hier sollten in Zukunft weitere Arbeiten<br />

Aufklärung bringen.<br />

Das vorliegende Titelthema befaßt sich mit einem Ausschnitt aus der<br />

Neurologie: mit jenen Ärzten, die sich während <strong>des</strong> „Dritten Reichs“ und nach<br />

Kriegsende zum Teil mit der Krankheit Multiple Sklerose befaßt haben und<br />

viele Jahrzehnte dem Ärztlichen Beirat der gemeinnützigen Deutschen<br />

Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. angehörten.<br />

Nach Redaktionsschluß…<br />

…teilte das Pharmaunternehmen Pharmacia & Upjohn mit, daß die an über<br />

1.200 Patienten begonnene Studie mit der Substanz Lenomid bei Multipler<br />

Sklerose abgebrochen wurde. Der Grund: acht Herzinfarkte in der<br />

Behandlungsgruppe. Unternehmenssprecher Dr. Sandor Kerper-Fronius: „Wir<br />

forschen weiter nach anderen Medikamenten gegen MS.“<br />

… kommt das aus Hamsterzellen hergestellte und in den USA und Europa<br />

zugelassene Beta 1a- Interferon (Avonex) ins Kreuzfeuer der Kritik. Die MS-<br />

Arznei muß aus patentrechtlichen Gründen auf einer anderen Zelllinie<br />

produziert werden. Damit handelt es sich nicht mehr um das Medikament, mit<br />

dem eine klinische Studie durchgeführt und die Zulassung erreicht wurde.<br />

Seiten 4, 5, 6, 7, 8 und 9:<br />

„Stets besonders eingesetzt“<br />

Die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft e.V. (DMSG) vertritt in der<br />

Öffentlichkeit die Multiple-Sklerose-Kranken in Deutschland. Diese<br />

verantwortungsvolle Aufgabe bezieht auch die Aufarbeitung der Geschichte<br />

ihres Ärztlichen Beirats und seiner Mitglieder ein. Angesichts der Verfolgung<br />

Nervenkranker im „Dritten Reich“ hat die Laienvereinigung diese notwendige<br />

Arbeit bis heute nicht geleistet.<br />

Waren Nervenkranke noch während der nationalsozialistischen<br />

Gewaltherrschaft Opfer von Verfolgung, Krankenmord und<br />

Menschenversuchen1, so entstanden bald nach dem Krieg Organisationen,<br />

die sich dem Interessenschutz von Patienten verpflichtet sahen. Zur gleichen<br />

Zeit boten Wiederaufbau und der wachsende Ost-West-Konflikt zahlreichen<br />

NS- Tätern eine Chance, sich im gesellschaftlichen Leben der jungen<br />

Republik neu einzurichten.<br />

Im September 1952 wurde die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft e.V.<br />

(DMSG) gegründet. Sie gibt seit 1953 ein Mitteilungsblatt heraus. Der Verein<br />

bezeichnete sich als „gemeinnützige Laienvereinigung“ und stellte klar, daß<br />

die Vertretung Kranker über die „engste Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft“<br />

2 geregelt werden solle. Die Mitglieder <strong>des</strong> Ärztlichen Beirats wurden als die<br />

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