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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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1.4 Qualitätsmerkmale medizinjournalistischer Produkte<br />

Bearbeiter: Michael Tycher<br />

Eng mit der Frage, ob Medizinjournalismus auch kritisch sein darf, ist das Problem<br />

der Qualitätsmessung oder -sicherung verbunden. Noch immer werden Kriterien für<br />

einen guten Medizinjournalismus gesucht. Verschiedene Ansätze werden diskutiert.<br />

Rainer Flöhl trennt das Produkt in zwei Arten von Wissenschaftsberichterstattung.<br />

Zum einen sieht er Qualitätszeitungen wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, die<br />

„New York Times“, die „Neue Züricher Zeitung“ und die Magazine „Time“ und<br />

„Newsweek“. Diese Medien erfüllen <strong>des</strong> Lesers Wünsche nach Genauigkeit,<br />

Objektivität und Vollständigkeit, Neuigkeit und Wichtigkeit. 40 Ganz im Gegensatz zu<br />

diesem „elitären, eher wissenschaftskonformen Zweig“ sieht Flöhl den großen<br />

Bereich der Laienmedien, die sich ebenfalls mit Wissenschaft befassen. Seine<br />

Analyse dieser Art von Wissenschaftsberichterstattung fällt entsprechend aus:<br />

„Für Chefredakteure und Ressortleiter dieser Medien bilden die<br />

Nachrichten über Wissenschaft keine besondere Kategorie. Was<br />

hier weitergegeben wird, hängt viel stärker von den Interessen der<br />

Leser ab als von jenen der Wissenschaft.“ 41<br />

Somit steht auch bei diesem weniger „elitären Zweig“ der Leser im Mittelpunkt <strong>des</strong><br />

redaktionellen Bemühens. Im Ansatz ist kein Unterschied beider „Arten“ erkennbar,<br />

jedoch erklärt Flöhl die personelle Struktur der FAZ-Redaktion. Mehrere<br />

ausgebildete Wissenschaftsjournalisten mit akademischen Abschlüssen können<br />

ohne Zeitdruck die Themen bearbeiten und in angemessener Breite darstellen. 42<br />

Daß es bei den meisten Massenmedien etwas anders aussieht, ist dem Autor<br />

bekannt. Deshalb fordert er von der Verlegerseite, den Redakteuren, die sich mit<br />

wissenschaftsjournalistischen Themen zu befassen haben, mehr Zeit zur Recherche<br />

zu geben. 43 Ob auf rein personeller Ebene die Qualität medizinjournalistischer<br />

Berichterstattung im Bereich der Laienmedien zu beeinflussen ist, kann<br />

angenommen werden, scheint aber aus ökonomischen Gründen unrealistisch zu<br />

sein.<br />

40 Flöhl, Rainer; Künstliche Horizonte? Zum konfliktreichen<br />

Verhältnis zwischen Wissenschaft und Medien, in: Medium -<br />

Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film, Presse, Nr. 1, 1990, S.<br />

24.<br />

41 Ebenda, so auch sinngemäß Walter Hömberg, Stiefkind – Die Lage <strong>des</strong><br />

Schwellenressorts Wissenschaftsjournalismus, in: Medium -<br />

Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film, Presse, Nr. 1, 1990, S.<br />

30.<br />

42 Flöhl, Rainer; Frankfurter Allgemeine Zeitung, Vortrag an der<br />

Ruhr-Universität Bochum am 17. April 1990, in: Medizinjournalismus<br />

in Fischer, Heinz-Dietrich (Hrsg.), Massenmedien: Ausbildung –<br />

Aufgaben – Ansätze, Konstanz 1992, S. 50.<br />

43 Flöhl, Rainer; Künstliche Horizonte? Zum konfliktreichen<br />

Verhältnis zwischen Wissenschaft und Medien, in: Medium –<br />

Zeitschrift für Hörfunk, Fernsehen, Film, Presse, Band 1, 1990, S.<br />

27.<br />

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