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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Tatsächlich finden sich bei der Literatursuche im Zeitraum Januar bis<br />

September 1994 nicht weniger als 229 Veröffentlichungen, in denen von<br />

Azathioprin, also dem Wirkstoff in Imurek, die Rede ist.<br />

In der Fachliteratur kaum Hinweise auf Multiple Sklerose<br />

Allerdings wird in nur zwei dieser 229 Texte auch die Multiple Sklerose<br />

erwähnt. In 131 wissenschaftlichen Veröffentlichungen geht es bei dem Stoff<br />

Azathioprin um Organtransplantationen.<br />

Hier ist natürlich tiefstes <strong>Ein</strong>greifen in das Immunsystem von Nöten, um das<br />

Implantat vor einer Abstoßreaktion zu schützen. Das Immunsystem wird auf<br />

breiter Ebene stark unterdrückt. Zwar ist es auch eine Frage der Dosierung,<br />

aber ob Azathioprin bei Krankheiten wie der Multiplen Sklerose am richtigen<br />

„<strong>Ein</strong>satzort“ ist, scheint doch sehr fraglich.<br />

Hans W. meint: „Ich verstehe nicht, warum man mir bedenkenlos ein<br />

Medikament verschreibt, von dem ich schwere Nebenwirkungen zu erwarten<br />

habe, obwohl seine positive Wirkung wohl selten ist. Gleichzeitig ist es mir<br />

nicht gestattet, ein Medikament unter ärztlicher Aufsicht zu nehmen, das in<br />

Deutschland nicht zugelassen ist, ohne dem Arzt in Schwierigkeiten zu<br />

bringen. Manchmal fühle ich mich geradezu entmündigt. Das Medikament darf<br />

ruhig wirkungslos und sogar schädlich sein, Hauptsache es hat die deutsche<br />

Arzneimittelzulassung.“<br />

Ute Neumann<br />

Krankheiten, bei denen Imurek verschrieben wird:<br />

l. chronische, aggressive Hepatitis<br />

2. Lupus erythemato<strong>des</strong><br />

3. chronische Polyarthritis<br />

4. Panateritis nodosa (Gefäßrandentzündung)<br />

5. autoimmune hämolytische Anämie<br />

6. idiopathische thrombozytopenische Purpura<br />

7. Dermatomyositis.<br />

Seiten 22 und 23:<br />

Hürdenlauf<br />

Warten auf den Schwerbehindertenausweis. Nach fast einem Jahr stellt die<br />

MS-kranke Ärztin Dr. Andrea Buser resignierend fest:<br />

„Das 'Problem' sollte sich wohl von alleine lösen.“<br />

Ich bin Ärztin. Die Diagnose MS wurde bei mir offiziell 1986 gestellt. Das war<br />

mitten im Studium und ich wußte nicht, ob ich die Ausbildung würde beenden<br />

können. Damals hatte ich noch einen schubförmigen Verlauf und irgendwie<br />

habe ich es geschafft, meine Ausbildung abzuschließen und ein Jahr Praxis<br />

zu absolvieren.<br />

Im Sommer 1993 bemerkte ich den Übergang in das chronische Stadium und<br />

mußte meine praktische Tätigkeit aufgeben. Das Laufen fiel immer schwerer.<br />

Seit September 1994 werde ich mit DSG behandelt und hoffe, daß sich<br />

wenigstens eine leichte Verbesserung einstellt.<br />

Dem Schwerbehindertenausweis stand ich die ganzen Jahre ablehnend<br />

gegenüber, aber dann war die Zeit wohl gekommen. Im Februar 1994 habe<br />

ich alle Zettel dafür ausgefüllt, mich bei einer Neurologin vorgestellt und die<br />

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