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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Der lange Weg zum Patienten ist mit einer Blindstudie noch nicht<br />

abgeschlossen. In „Phase III“ der klinischen Prüfung wird das Medikament an<br />

einer größeren Gruppe von Patienten (bis zu 2000 Personen) geprüft.<br />

Jetzt fällt auch die Entscheidung über Fortsetzung oder Abbruch der<br />

klinischen Prüfung am Patienten. Gegebenenfalls können jetzt auch noch<br />

aktuelle Erkenntnisse über Dosierung und Anwendungsart modifiziert werden,<br />

falls entsprechende Anhaltspunkte dafür vorliegen.<br />

In der Folgezeit wird kontrolliert wie wirksam und sicher das neue Arzneimittel<br />

bei breiter Anwendung ist. Ist es wirksam bei der entsprechenden Indikation,<br />

dann wird es endgültig für den Markt zugelassen. Der Arzt wird es dann dem<br />

erkrankten Patienten bei Bedarf verschreiben. Für manchen kann es dann zu<br />

spät sein, aber seine Wirksamkeit ist bewiesen.<br />

Seite 14:<br />

Medizin heute: Ärzte und Patienten berichten<br />

Die Odyssee einer MS-Diagnose<br />

Ich (43) wuchs in den ersten Lebensjahren in enger Familiengemeinschaft auf.<br />

Existenzprobleme gab es nicht.<br />

Schon während meiner Lehre (Chemielaborant) beschloß ich, ein<br />

Ingenieurstudium anzustreben und arbeitete darauf hin. 1975 schloß ich mein<br />

Studium mit der Graduierung zum Ingenieur Fachrichtung Chemische<br />

Verfahrenstechnik mit Erfolg ab. Gesundheitliche Probleme traten bei mir nicht<br />

auf. Ich trieb Ausgleichsport mit meinen Kindern.<br />

Anläßlich einer Geschäftsreise 1988 spürte ich die ersten Symptome meiner<br />

Erkrankung, die von mir als harmlos abgetan wurden. Bei einem kurzen<br />

Fußmarsch überkam mich starker Schwindel, der mehrere Tage lang anhielt.<br />

Ich vermutete Kreislaufprobleme und beschloß, wieder mehr Sport zu treiben.<br />

1989 verspürte ich bei körperlicher Belastung Symptome wie: leichtes<br />

Verschwommen sehen mit dem linken Auge, Taubheit in Füßen und Händen.<br />

Ich konsultierte mehrere Ärzte, die sehr verschiedene Verdachtsmomente<br />

äußerten. Mich irritierte, daß eine eingehendere Untersuchung nicht erfolgte.<br />

Ich kam mir vor wie ein Hypochonder.<br />

<strong>Ein</strong> von mir in Giessen aufgesuchter Neurologe äußerte, wie ich heute weiß,<br />

ohne neurologische Untersuchungen, den Verdacht auf Gefäßprobleme und<br />

überwies mich in eine weitere Klinik. Diagnose: Arteriitis, Empfehlung:<br />

Entzündungshemmer.<br />

Die nächste Klinik bedeutete auch die nächste Diagnose: Verdacht auf akute<br />

Schlaganfallgefahr. Man verbot mir jegliche Tätigkeit und schickte mich zur<br />

Überprüfung wieder zum Neurologen.<br />

Nun fanden eine Reihe von Untersuchungen statt. Das Abschlußgespräch<br />

ergab nur eine vage Diagnose Alle bis dahin durchgeführten Untersuchungen<br />

waren ohne Befund. Durch suggestive Fragen unterstellte man mir psychische<br />

Auswirkungen und nervöse Störungen. Man empfahl mir nun, einen<br />

Psychotherapeuten aufzusuchen.<br />

Heute ist mir klar, daß abhängig von der jeweiligen Qualifikation und der<br />

Kritikfähigkeit <strong>des</strong> behandelnden Arztes, es bei komplizierteren Krankkeiten<br />

häufig zu unterschiedlichen Diagnosen kommt und Ärzte sich oft auf<br />

Meßergebnisse verlassen.<br />

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