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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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entsprechenden medizinischen Disziplin. Produktwerbung der<br />

Pharmaindustrie gelangt von Ärzten und Klinikern unkritisiert über die<br />

Redaktionen in die Öffentlichkeit. Redakteure sind mit medizinischen Themen<br />

oft überfordert, es fehlen ihnen kompetente Ansprechpartner bei Nachfragen.<br />

<strong>Ein</strong>e auch nur grobe Sichtung der Fachliteratur zu einem bestimmten<br />

medizinischen Thema ist für die meisten Redakteure aus Zeitgründen nicht<br />

möglich.<br />

Somit besteht regelmäßig die Gefahr einer einseitigen und fehlerhaften<br />

Berichterstattung. Diese eingeschränkte Blickweise verstellt zudem häufig den<br />

Zugang zu interessanten und innovativen Themen. Der Journalist entdeckt im<br />

Bereich der Medizin nicht selbst spannende Themen, sondern sie werden ihm<br />

appetitlich von Agenturen und Pharmaindustrie dargeboten. Der<br />

Autoimmunkranke erhält als Rezipient am Ende der Kette dann nur noch<br />

willkürlich gesteuerte Themen angeboten. Somit ist die Laienpresse als<br />

medizinische Quelle für Autoimmunkranke nur sehr eingeschränkt nutzbar.<br />

Die wichtigste Quelle ist die Fachpresse. Allein der Redaktion „Autoimmun“<br />

standen monatlich Informationen aus über 3.000 medizinischen<br />

Fachzeitschriften zur Verfügung. Diese enorme Zahl von Veröffentlichungen<br />

ist von einem Laien (hier auch Redakteur oder Journalist der Laienpresse)<br />

nicht überschaubar und auswertbar. Aber auch die große Anzahl von<br />

Fachzeitschriften muß kritisch gesehen werden.<br />

Es ist auf den ersten Blick nicht erkennbar, welche Blätter von der<br />

Pharmaindustrie direkt oder indirekt bezahlt werden, also nicht objektiv<br />

wissenschaftlich sein können. 229 Die Texte sind vornehmlich in Englisch<br />

abgefaßt und wegen ihrer medizinischen Fachsprache für Laien kaum<br />

verständlich. Auch der Preis und die Verfügbarkeit in nur wenigen Bibliotheken<br />

erschweren einen Zugang. Kranken steht demnach diese wichtige<br />

medizinische Quelle kaum zur Verfügung.<br />

Seit vermehrter Benutzung <strong>des</strong> Internets ist ein neues Informationsmedium für<br />

die chronisch kranken Menschen hinzugekommen. Unzählige Adressen im<br />

weltweiten Web können von Patienten angewählt werden. Die Aktualität<br />

dieser Informationsdienste schwankt genauso schnell wie ihre Existenz.<br />

Deshalb macht es wenig Sinn Beispiele zu nennen. <strong>Ein</strong> recht guten Überblick<br />

liefert Carsten Breinker in der Zeitschrift Media Spectrum. 230<br />

Welche Quellen konnte die Redaktion der „Autoimmun“ nutzen, um die Leser<br />

nun bestmöglich zu informieren? Im Gegensatz zu den meisten Lesern<br />

verfügte die Fachredaktion über eine größere Zahl von Quellen, die bei der<br />

229 Zu diesem Ergebnis kommt auch: Göpfert, Winfried, Gängige Themen:<br />

Medizin und Gesundheit, in: Göpfert, Winfried / Ruß-Mohl, Stephan<br />

(Hrsg.), Wissenschaftsjournalismus – <strong>Ein</strong> Handbuch für Ausbildung und<br />

Praxis, München 1996, S. 206.<br />

230 Breinker, Carsten, Surfen gegen www.chen – Pharma-Kommunikation<br />

im Internet, in Media Spectrum, Oktober 1997, S. 24 ff.<br />

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