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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Auf den Medizinjournalismus übertragen konnte das nur bedeuten, daß häufig<br />

verwendete Fachtermini – also die Sprache – 244 nicht als bekannt<br />

vorausgesetzt werden durften, sondern erklärt werden mußten. Erst aus dem<br />

Zusammenhang dieser Erklärungen konnte sich der Leser ein Bild<br />

erschließen. Ob dieses Bild nahe an der „medizinischen Wirklichkeit“ lag,<br />

sollte der Test ermitteln.<br />

<strong>Ein</strong> weiterer Grund, den Test durchzuführen, lag in der puren Neugier darauf,<br />

ob die verfaßten Texte auch grundsätzlich verstanden wurden. Elke empfand<br />

unser Anliegen – einen Verständlichkeitstest durchzuführen – auch als<br />

durchaus angenehm, obwohl sie die Angelegenheit mißverstanden hat:<br />

„Es ist schön, daß Sie sich um die Kranken kümmern. Vielleicht<br />

gewinne ich mal etwas. Sonst habe ich bei Preisausschreiben nie<br />

Glück. Hoffentlich sind die Fragen nicht so schwer. Mein Mann hilft<br />

mir bestimmt dabei.“<br />

Ob Elke eine ideale Testperson gewesen wäre, muß offen bleiben. Ihr Mann<br />

hat ihr schließlich verboten irgendetwas auszufüllen. Damit wäre er sicherlich<br />

auch nicht in die engere Wahl der Teilnehmer gerückt, doch er wurde nicht<br />

ausgelost. Alleine die Auswahl der Testteilnehmer erwies sich als große<br />

Schwierigkeit. Es sollte alles korrekt durchgeführt werden. Somit mußte eine<br />

zufällige Auswahl von Teilnehmern getroffen werden. Hierbei konnte die UG<br />

104 helfen. Per Losentscheid wurden 40 Personen ermittelt. Die<br />

Benachrichtigung der Auserwählten erfolgte dann schriftlich oder telefonisch.<br />

Am Ende stellten sich 20 Personen für den Verständlichkeitstest zur<br />

Verfügung. 245<br />

Wie wurden die Tests durchgeführt? Dabei zeigten sich neue Schwierigkeiten.<br />

Nur wenige Teilnehmer konnten in die Redaktionsräume nach Berlin reisen.<br />

Vor allem wegen der durch Krankheit verursachten Immobilität waren Reisen<br />

kaum möglich. Somit entschloß sich die Redaktion zum Versenden der<br />

Fragebögen. Damit war natürlich eine Testsituation geschaffen, die eine<br />

Kontrolle über die Testbedingungen nicht gewährleistete. Ob nun jemand bei<br />

der Fragebeantwortung den Testtext wirklich nach Lektüre weglegte, ein<br />

Lexikon benutzte oder die vorgeschriebene Beantwortungszeit überschritt, war<br />

nicht zu überprüfen.<br />

journalistischen Popularisierung wissenschaftlicher Aussagen,<br />

Dokumentation Band 5, Gummersbach 1981, S. 13.<br />

244 So auch Horst Pöttker, der auch der Sprache besonderen Wert<br />

beimißt. Öffentlichkeit durch Wissenschaft – zum Programm der<br />

Journalistik, in: Publizistik, Vierteljahreshefte für die<br />

Kommunikationsforschung, Heft 3, 1998, S. 243.<br />

245 20 angeschriebene Versuchspersonen sagten die Teilnahme ab. Die<br />

häufigste Begründung dafür lag in der körperlichen Verfassung. <strong>Ein</strong>e<br />

Testsituation würde eine große Belastung darstellen und zudem hätten<br />

die Teilnehmer für Hilfspersonen sorgen müssen.<br />

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