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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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ließe: „Tatsächlich müßten die ‚Ärzte bei den Journalisten‘ und die ‚Journalisten bei<br />

den Ärzten‘ in die ‚Schule‘ gehen“. 26<br />

1.3 Der Medizinjournalist: Gesundheitsaufklärer oder kritischer<br />

Beobachter<br />

Bearbeiter: Christa Alheit<br />

<strong>Ein</strong>en weiteren in der Forschung diskutierten Aspekt stellt die Frage dar, welche<br />

Funktion die rund 900 Medizinjournalisten 27 in Deutschland besitzen. Auf den Punkt<br />

gebracht lautet die Frage: Aufklärer oder kritischer Beobachter? Bereits 1976<br />

veröffentlichte Gerhard Depenbrock eine Studie. Er untersuchte die<br />

wissenschaftliche Berichterstattung in Tageszeitungen und kam zu dem Ergebnis,<br />

daß „kritische Würdigungen sowie Darstellungen über den Stellenwert, die<br />

Auswirkungen oder den wissenschafts- oder gesellschaftspolitischen<br />

Zusammenhang fehlen“. 28 <strong>Ein</strong>e Erklärung für die seltene Kritik in<br />

medizinjournalistischen Veröffentlichungen könnte in der Komplexität der<br />

Sachverhalte liegen. Möglicherweise auch in der festgeschriebenen redaktionellen<br />

Neutralität, wie es Leo Schmidt erkannt haben möchte. 29<br />

In der Wissenschaft versuchte man teilweise, den Autor eines Artikels auf eine<br />

Vermittlertätigkeit zwischen Medizinern und Rezipienten zu reduzieren. Der Leiter<br />

<strong>des</strong> Ressorts „Natur und Wissenschaft“ der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“<br />

(FAZ), Rainer Flöhl, stellte hierzu fest: „Der Wissenschaftsjournalist ist zuerst<br />

Vermittler, aber nicht Vordenker der Nation.“ 30 Und Friedrich Deich (Arzt und<br />

Medizinjounalist) fordert vom Medizinjournalisten „strengste Objektivität“. 31 Zu einem<br />

ähnlichen Ergebnis kommt Eckart K. Roloff, der die Wahrnehmung <strong>des</strong> Rezipienten<br />

26 Bäder, Brigitte, Medizin und Presse im Wandel der Zeit, München<br />

1954, in: Deneke, Johann F. Vorlad / Fischer, Heinz-Dietrich /<br />

Flöhl, Rainer (Hrsg.), Presse und Medizin im Spannungsverhältnis –<br />

Neudruck zweier Pionierstudien der Medizinkommunikation, Bochum<br />

1993, S. 143, zitiert nach: Blätter für die Vertrauensleute der<br />

Barmer Ersatzkasse, Nr. 8, August 1953.<br />

27 So Göpfert, Winfried, Klinische Fälle – Arbeit der<br />

Medizinjournalisten, in: Journalist, Heft 2, 1997, S. 13.<br />

28 Depenbrock, Gerhard, Journalismus, Wissenschaft und Hochschule –<br />

<strong>Ein</strong>e aussagenanlytische Studie über die Berichterstattung in<br />

Tageszeitungen, Bochum 1976, S. 365.<br />

29 Schmidt, Leo, Symbiotischer Wissenschaftsjournalismus –<br />

Universität und öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Kooperation,<br />

Bochum 1989, S. 150.<br />

30 Flöhl, Rainer, Draußen vor der Tür – Der Wissenschaftsjournalist<br />

und die Welt der Wissenschaften, Anmerkungen zur Berufsforschung<br />

über den Wissenschaftsjournalismus, in: Robert-Bosch-Stiftung<br />

(Hrsg.), Wissenschaftsjournalismus und Journalistenausbildung – eine<br />

Bestandsaufnahme, Tagungsbericht zum 1. Colloquium<br />

Wissenschaftsjournalismus, Stuttgart 1983, S. 82.<br />

31 Deich, Friedrich, Die Aufgabe <strong>des</strong> wissenschaftlichen<br />

Fachjournalisten im Dienste der Gesundheitsaufklärung, in: Ärztliche<br />

Mitteilungen, Nr. 45, 1959, S. 1658.<br />

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