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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Der bedeutendste Kliniker und medizinische Lehrer <strong>des</strong> achtzehnten<br />

Jahrhunderts, der Holländer Herrmann Boerhaave schwor auf das Fluidum<br />

der Körperwärme. Er verordnete dem schon sehr alten Bürgermeister von<br />

Amsterdam zwei Jungfrauen, die mit ihren jungen Leibern seinen eigenen<br />

verjüngen sollten. Was dabei geschah, wußten nur der Bürgermeister und die<br />

zwei Jungfrauen!<br />

Jugend aus der Keimdrüse<br />

Im 19. Jahrhundert schien den Forschern, die sich mit der Verjüngung und<br />

somit mit der Hinauszögerung <strong>des</strong> To<strong>des</strong> befaßten, die Verwendung von<br />

Keimdrüsen der sicherste Weg zu sein. Der Göttinger Physiologe Arnold<br />

Adolph Berthold (1803 - 1861) hatte die Probe aufs Exempel gemacht: Er<br />

hatte jungen Hähnen die Keimdrüsen herausgeschnitten und anderen -<br />

älteren - wieder eingepflanzt. Zwar geschah nichts spektakulär Verjüngen<strong>des</strong>,<br />

aber Bertold hatte die neue Wissenschaft der Hormone begründet.<br />

<strong>Ein</strong> gelungener Versuch?<br />

Auch der französische Physiologe Charles Edouard-Brown-Sequard (1818-<br />

1894), Professor der experimentellen Medizin, hatte sich mit Leib und Seele<br />

diesem Forschungsgebiet verschrieben. Er verwies seine Mitarbeiter im<br />

physiologischen Labor oft auf die im Jahre 1796 erschienene Schrift <strong>des</strong><br />

deutschen Arztes und Menschenfreun<strong>des</strong> Christoph Wilhelm Hufeland: „Über<br />

die Kunst das menschliche Leben zu verlängern“. Darin war zu lesen: „In den<br />

Zeugungssäften ist eine solche vitale Kraft konzentriert, daß der kleinste Teil<br />

davon ein neues Lebewesen schaffen kann.“<br />

Brown-Sequard folgerte daraus: „Was Leben spenden könne, müsse auch<br />

Leben erhalten.“ Er war mit 72 Jahren schon alt und schwach geworden. Er<br />

sah sich nach halbstündiger Laborarbeit genötigt, Platz zu nehmen. Sehr<br />

häufig war seine Erschöpfung so groß, daß er im höchsten Grade schläfrig<br />

wurde, er schlief dann nur oberflächlich wenige Stunden, so daß er wie<br />

zerschlagen aufwachte.<br />

Er entschloß sich zu einem heldenmutigen Selbstversuch durch Injektion<br />

eines Keimdrüsenextrakts. Anfangs hatte er frische Keimdrüsen von Hunden<br />

und Meerschweinchen unter Beigabe von etwas Wasser zerrieben, dann das<br />

Gemisch gefiltert und ein wenig <strong>des</strong> Extrakts unter die Haut seines<br />

Oberschenkels gespritzt. Dabei zeigten sich bei den ersten Versuchen<br />

zeitweise Schmerzen. Brown-Sequard veränderte den Extrakt. Nun machten<br />

sich weniger Schmerzen bemerkbar: „Ich besaß alle Kräfte wieder, die ich vor<br />

Jahren besaß! Die Laborarbeit ermüdet mich nicht mehr. Ich bin jetzt<br />

imstande, stundenlang zu stehen ohne mich setzen zu müssen.“ Seinen<br />

Beschreibungen nach mußten die Wirkungen der Hormonkur überwältigend<br />

gewesen sein. Brown-Sequard starb fünf Jahre nach seinem Selbstversuch.<br />

Dennoch stellte dieser Versuch einen Meilenstein in der Medizingeschichte<br />

dar. Durch ihn sind die endokrinen Drüsen in den Mittelpunkt der<br />

Wissenschaft gelangt.<br />

Im 20. Jahrhundert ist die Geschichte <strong>des</strong> deutsch-schweizerischen Chirurgen<br />

Prof. Paul Niehaus (1882 bis 1975) hervorzuheben. Niehaus glaubte an die<br />

Möglichkeit einer Zelltherapie. Nach vierjährigem, fruchtlosem Bemühen kam<br />

der 1. April 1931. Niehaus hatte gerade zu Mittag gegessen als das Telefon<br />

klingelte.<br />

Frischzellentherapie<br />

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