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Ein Entwurf des publizistischen Kriteriums „Sensibilität“

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Hilfe an.<br />

<strong>Ein</strong>e Initiative um die beiden Bun<strong>des</strong>tagsabgeordneten Ilse Falk und Wolfgang<br />

Börnsen (beide CDU) nahm diese Zeichen sehr ernst und alarmierte<br />

Seehofer, der sich als oberster Dienstherr verärgert über das BfArM zeigte.<br />

Als konkrete Maßnahme wurden mehrere Treffen in Bonn bei Seehofer<br />

veranstaltet. Teilgenommen haben alle Verfahrensbeteiligten. Greifbare<br />

Ergebnisse konnten nicht erzielt werden. Das Maleur war allen bewußt. Nur<br />

Seehofer selbst hätte mit einer radikalen Entscheidung eingreifen können.<br />

„Doch solange wir den <strong>Ein</strong>druck haben, daß die Berliner Behörde noch alles<br />

im Griff hat, wird sich der Minister nicht einmischen. Die Entscheidung über<br />

die Zulassung liegt ausschließlich in Berlin“ erklärte Seehofers<br />

Pressesprecherin Klug.<br />

Jedoch ließ sich die Berliner Behörde nicht reinreden. Allerdings gab man den<br />

Behringwerken die Möglichkeit, ihre Ergebnisse der Behörde und den<br />

Politikern bei einem eilig angesetzten Termin in Berlin zu präsentieren. Hier<br />

versagten die Marburger. „<strong>Ein</strong>e ganz schlechte Vorstellung von den<br />

Behringwerken. Ich bin enttäuscht“ brüskierte sich Wolfgang Börnsen.<br />

Damit war der Zug abgefahren. Die Behörde besorgte sich nun einen<br />

Gutachter ihrer Wahl - Prof. Dr. Dieter Schmidt, einen Epilepsieexperten, dem<br />

vorgeworfen wird, er hätte einen Chefarztposten wegen sexueller<br />

Belästigungen von Patientinnen verloren. Schmidts Gutachten entsprach dann<br />

auch ganz den Vorstellungen der DSG-Verhinderer.<br />

Die Behringwerke sahen nun ihre Felle davonschwimmen. Über einen<br />

weiteren Seehofertermin setzten sie ein erneutes Gutachten durch. Dieses<br />

sollte nun vom Ärztlichen Beirat der DMSG e.V. erstellt werden. Offensichtlich<br />

entging den Marburgern, daß die Patientenvertretung der MS-Kranken von<br />

Beginn an DSG ablehnte. Zahlreiche öffentliche Äußerungen gaben Zeugnis<br />

darüber ab, daß man von dem Medikament nicht viel hielt. <strong>Ein</strong>e sachliche<br />

Auseinandersetzung im Interesse der Patienten fand genauso wenig statt wie<br />

eine wissenschaftliche Bewertung der Studienergebnisse, die den<br />

Teilnehmern der 6 mg/KG-Gruppe bis zu 0,7 EDSS-Punkte zurückgaben.<br />

Statt<strong>des</strong>sen wurde eine emotional geführte Kampagne gegen den Entdecker<br />

<strong>des</strong> DSG, Prof. Dr. Niels Franke, geführt. Darunter litt jeglicher Dialog über<br />

eine neue Therapiechance für die Patienten. Die führenden Köpfe der DMSG<br />

e.V. verteufelten Franke und damit auch ein potentiell wirksames Medikament.<br />

Nicht alle Lan<strong>des</strong>verbände haben diese Politik mitgetragen. Darüber ärgerte<br />

man sich offensichtlich in der Zentrale und verbot den<br />

Lan<strong>des</strong>geschäftsführern, Franke bei Veranstaltungen reden zu lassen. „Man<br />

teilte uns mündlich mit, daß Vorträge von Franke nicht mehr stattfinden<br />

sollten“, erläuterte die Geschäftsführerin <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> Berlin, Ilona<br />

Nippert, im November 1994 die Order. Genau dieses Redeverbot für Franke<br />

kritisierte wenig später der Vorsitzende der Multiple Sklerose - Selbsthilfe e. V.<br />

Marktredwitz, Klaus Josten. Prompt meldete sich ein Rechtsanwalt, der den<br />

DMSG-Bun<strong>des</strong>verband vertrat, und forderte die Unterlassung der<br />

Behauptung. Josten hielt seine Behauptung aufrecht. Die DMSG-Forderung<br />

verstummte.<br />

Als dann der ärztliche Beirat der DMSG e.V. zu gutachten hatte, war es nur<br />

noch eine Formsache. Die MS-Päpste - bestehend aus Prof. Dr. K.V. Toyka,<br />

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