26.12.2012 Aufrufe

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

teilung und die ihnen zugewiesene Rolle<br />

als Hausfrau, Mutter und <strong>der</strong> je<strong>der</strong>zeit verfügbaren<br />

Ehefrau zum Teil aufzubrechen<br />

und eigenständig ihr Leben gestalten zu<br />

können. Die zunehmende Erwerbsarbeit<br />

von Frauen, die sich hauptsächlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Zunahme an Teilzeitarbeit nie<strong>der</strong>schlägt,<br />

hat jedoch nicht dazu geführt, daû die<br />

geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufgehoben<br />

wird. Gleichberechtigte Partizipationsmöglichkeiten<br />

für Frauen im Erwerbsleben<br />

können nur auf Grundlage von<br />

Vollbeschäftigung und e<strong>in</strong>es umfassenden<br />

Ausbaus sozialstaatlicher Leistungen erzielt<br />

werden.<br />

Derzeit gerät die Frauenpolitik von verschiedenen<br />

Seiten unter Druck. Zum e<strong>in</strong>en<br />

trifft die Krise des Arbeitsmarktes Frauen<br />

stärker als Männer, und Frauen haben auch<br />

stärker unter dem Kahlschlag des Sozialstaates<br />

zu leiden. Zu nennen s<strong>in</strong>d hier z. B.<br />

die Heraufsetzung des Rentene<strong>in</strong>trittsalters<br />

für Frauen und die weitere Auflockerung<br />

des Kündigungsschutzes. Zum an<strong>der</strong>en gibt<br />

es aber auch auf <strong>der</strong> ¹kulturellenª Ebene<br />

zunehmend wie<strong>der</strong> Rückdrängungsversuche.<br />

Oftmals greifen natürlich auch die<br />

materiellen Interessen <strong>der</strong> ¹old boysª und<br />

die Propagierung traditioneller Frauenbil<strong>der</strong><br />

zusammen und verstärken sich gegenseitig.<br />

Die fem<strong>in</strong>istische Debatte: Zurück zur<br />

Differenz?<br />

Frauenpolitik bef<strong>in</strong>det sich (wie jede<br />

an<strong>der</strong>e fortschrittliche Politik zur Zeit) <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Defensive. Dies ist vielleicht auch e<strong>in</strong>er<br />

<strong>der</strong> Gründe, warum es <strong>in</strong> <strong>der</strong> fem<strong>in</strong>istischen<br />

Debatte auch zu heftigen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

über Ziel und Weg <strong>der</strong> Frauenpolitik<br />

kommt. Neuerd<strong>in</strong>gs flammt <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang e<strong>in</strong> Streit aus den<br />

80er Jahren wie<strong>der</strong> auf: Die Frage nämlich,<br />

ob eher die Gleichheit o<strong>der</strong> die Differenz<br />

<strong>der</strong> Geschlechter Ausgangspunkt aller<br />

emanzipatorischer Politik sei.<br />

Während sich die <strong>SPD</strong> bereits Mitte <strong>der</strong><br />

80er Jahre darauf verständigte, daû das<br />

Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Gleichheit von Frau und Mann<br />

zentral für die Entwicklung fem<strong>in</strong>istischer<br />

114<br />

und sozialdemokratischer Strategie sei,<br />

greifen <strong>in</strong> den letzten Jahren wie<strong>der</strong> mehr<br />

Wissenschaftler<strong>in</strong>nen diesen ¹traditionellen<br />

Fem<strong>in</strong>ismusª an. Sie beziehen sich dabei<br />

auf Debatten <strong>der</strong> Postmo<strong>der</strong>ne sowie des<br />

Poststrukturalismus, d.h. sie machen die<br />

Differenz <strong>der</strong> Erfahrungen von Frauen und<br />

Männern zum Ausgangspunkt ihrer politischen<br />

Strategie. Dieser neue Differenzensatz<br />

postuliert nicht die Unterschiedlichkeit<br />

<strong>der</strong> Geschlechter, son<strong>der</strong>n schon die totale<br />

Verschiedenheit <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Geschlechts. Dies führt zu e<strong>in</strong>em neuen<br />

Politikansatz, <strong>der</strong> nicht mehr auf die<br />

Gleichstellung zielt, son<strong>der</strong>n auf die Anerkennung<br />

<strong>der</strong> Differenzen. Den traditionellen<br />

Ansätzen unterstellen die ¹Post-Fem<strong>in</strong>ist<strong>in</strong>nenª,<br />

Differenzen zwischen Frauen<br />

zu leugnen und zu verwischen und damit<br />

neue Herrschaftsansprüche zu formulieren.<br />

Sie erklären damit das Gleichheitspr<strong>in</strong>zip<br />

im Fem<strong>in</strong>ismus, das se<strong>in</strong>e politische Entsprechung<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionalisierten Formen ±<br />

z. B. <strong>in</strong> den (kommunalen) Gleichstellungsstellen<br />

und) Frauenför<strong>der</strong>plänen ± f<strong>in</strong>det,<br />

für gescheitert.<br />

Die Erfolge dieser Politik <strong>der</strong> Gleichberechtigung<br />

schlagen sich aber deutlich <strong>in</strong><br />

gesetzlichen Regelungen und ihren Konsequenzen<br />

nie<strong>der</strong>. Daher halten wir weiterh<strong>in</strong><br />

an <strong>der</strong> Idee <strong>der</strong> Gleichheit als e<strong>in</strong>em wichtigen<br />

emanzipativen Begriff fest. Dabei<br />

geht es ke<strong>in</strong>eswegs um die Negierung aller<br />

Individualität. Vielmehr ist die Gleichheit<br />

<strong>der</strong> Lebenschancen überhaupt erst die Voraussetzung,<br />

um dann Verschiedenartiges<br />

leben zu können.<br />

Die Jugend-Debatte: Mädchen als<br />

Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong>nen?<br />

Die aktuelle Jugend-Debatte wird von<br />

Schlagwörtern wie Individualisierung und<br />

Pluralisierung bestimmt. Dabei gelten<br />

junge Frauen zum e<strong>in</strong>en als die Vorreiter<strong>in</strong>nen<br />

dieses Prozesses, so z. B. als Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> ¹Bildungsexpansionª. Zum<br />

an<strong>der</strong>en ersche<strong>in</strong>en sie aber immer wie<strong>der</strong><br />

als rückständig, da sie ihre Biographie nicht<br />

ausschlieûlich am Erwerbsleben orientieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!