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Parteitag der SPD in Hannover

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Arbeitszeit, den sie/er für Maûnahmen <strong>der</strong><br />

beruflichen Bildung nutzen kann. Die<br />

Lohnkosten, Sozialbeiträge und Maûnahmekosten<br />

werden öffentlich f<strong>in</strong>anziert. Beispiel:<br />

Es wird e<strong>in</strong>e tarifliche Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Wochenarbeitszeit um 30 M<strong>in</strong>uten vere<strong>in</strong>bart.<br />

Dann bekommt jede/r ArbeitnehmerIn-<br />

weitere 30 M<strong>in</strong>uten für berufliche<br />

Bildungsmaûnahmen, die <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />

von <strong>der</strong> Arbeitszeitregelung auch als Block<br />

genutzt werden können. Die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeit verdoppelt sich somit auf<br />

e<strong>in</strong>e Stunde pro Woche.<br />

7. Die Steuer- und Abgabenpolitik<br />

Die Steuer- und Abgabenpolitik ist aus<br />

unserer Sicht zur Zeit das e<strong>in</strong>zig realistische<br />

Instrumentarium, nicht nur e<strong>in</strong>e<br />

Neuverteilung, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e Neubewertung<br />

<strong>der</strong> Arbeit e<strong>in</strong>zuleiten. Die ¹klassischeª<br />

Bewertung <strong>der</strong> Arbeit anhand <strong>der</strong><br />

Produktivität, bzw. des erzielbaren Gew<strong>in</strong>nes<br />

ist wie mehrfach begründet e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />

Nachteil für Frauen, die <strong>in</strong> groûer<br />

Mehrzahl <strong>in</strong> zwar gesellschaftlich notwendigen,<br />

aber gleichzeitig unterbezahlten<br />

Bereichen tätig s<strong>in</strong>d. Ebenso wird dr<strong>in</strong>gend<br />

benötigte Arbeit z.B. im ökologischen<br />

Bereich, Forschungssektor, etc. durch das<br />

herrschende Entlohnungssystem blockiert.<br />

Zwei Beispiele: Zur Zeit s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Auto<strong>in</strong>dustrie<br />

hohe Gew<strong>in</strong>ne und verhältnismäûig<br />

hohe Löhne zu erzielen. Würden die<br />

produzierenden Betriebe auch nur annähernd<br />

an den ökologischen Folgekosten<br />

ihrer Produkte beteiligt, könnten diese<br />

Gew<strong>in</strong>ne nicht mehr erzielt werden. Die<br />

freiwerdenden Mittel könnten <strong>in</strong> Forschung,<br />

Renaturierung ÖPNV u.v. m. <strong>in</strong>vestiert<br />

werden und gesellschaftlich notwendige<br />

Arbeit f<strong>in</strong>anzieren und schaffen<br />

helfen! Parallelen lassen sich im Gesundheitssektor<br />

f<strong>in</strong>den: sowohl die Arbeit von<br />

¾rzten, wie <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch Chemieund<br />

Pharmaunternehmern ist überbewertet.<br />

Gleichzeitig wird gerade Pflegearbeit<br />

sehr schlecht bezahlt. Begründet wird dies<br />

oftmals mit dem unterschiedlichen Status<br />

<strong>der</strong> Arbeitenden (häufig umschrieben mit<br />

<strong>der</strong> Länge o<strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Ausbildung). Dies<br />

144<br />

ist aber ke<strong>in</strong> ausreichendes Maû für den<br />

Wert <strong>der</strong> Arbeit.<br />

Uns ist klar, daû diese Koppelung an qualitative<br />

Kriterien e<strong>in</strong>en begrenzten Bruch<br />

mit <strong>der</strong> Logik des kapitalistischen Wirtschaftens<br />

darstellt und schwer formulierbar<br />

ist. Allerd<strong>in</strong>gs glauben wir auch, daû die<br />

Verb<strong>in</strong>dung <strong>der</strong> Debatte um e<strong>in</strong>e Neuverteilung<br />

von Arbeit mit e<strong>in</strong>er Neubewertung<br />

e<strong>in</strong>hergehen muû und vermittelbar ist, daû<br />

<strong>der</strong> freie Markt nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist,<br />

Arbeit gerecht zu entlohnen.<br />

8. Problematische Ansätze <strong>der</strong> Arbeitszeitverkürzung<br />

Wir halten e<strong>in</strong>en weiteren zeitlichen Ausbau<br />

des Erziehungsurlaubs <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er jetzigen<br />

Form für ke<strong>in</strong>e geeignete Maûnahme<br />

zur Schaffung neuer Arbeitsplätze. De facto<br />

bedeutet dies nämlich e<strong>in</strong> weiteres Herausdrängen<br />

<strong>der</strong> Frauen aus dem Arbeitsmarkt.<br />

Nach wie vor halten wir die obligatorische<br />

Teilung des Erziehungs¹urlaubsª für s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Insgesamt wollen wir lieber von Erziehungszeiten<br />

anstelle Erziehungsurlaub<br />

sprechen. Letzterer deutet nämlich an, daû<br />

die betreffende Person (<strong>in</strong> den meisten Fällen<br />

die Mutter) völlig aus dem Erwerbsleben<br />

ausscheidet.<br />

9. Ergänzungen <strong>der</strong> vorgeschlagenen Maûnahmen<br />

Um das zu Beg<strong>in</strong>n genannte Ziel <strong>der</strong> Aufhebung<br />

<strong>der</strong> geschlechterspezifischen<br />

Arbeitsteilung zu erreichen, bedarf es weiterer<br />

Überlegungen zur gesetzlichen Frauenför<strong>der</strong>ung.<br />

Neben unseren bisherigen<br />

For<strong>der</strong>ungen zum Antidiskrim<strong>in</strong>ierungsgesetz<br />

müssen auch diese staatlichen Maûnahmen<br />

<strong>der</strong> AZV-Flankierung auf ihre<br />

Gleichstellungs-Wirkungen befragt werden.<br />

Wenn <strong>der</strong> Staat (o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>e Sozialversicherungssysteme)<br />

Geld <strong>in</strong> die AZV und<br />

Neue<strong>in</strong>stellung von bisher Arbeitslosen<br />

steckt, muû darauf geachtet werden, daû<br />

Frauen dabei nicht übersehen werden. So<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Ostdeutschland <strong>in</strong> den ABM-Maûnahmen<br />

vielfach Männer viel stärker als<br />

Frauen vertreten, obwohl die ganz überwiegende<br />

Mehrheit <strong>der</strong> Arbeitslosen<br />

Frauen s<strong>in</strong>d. Hier ist e<strong>in</strong>e Quote e<strong>in</strong>zufüh-

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