26.12.2012 Aufrufe

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

gabe, ist die F<strong>in</strong>anzpolitik umso mehr<br />

gefor<strong>der</strong>t. E<strong>in</strong>e solche Politik führt schon<br />

bald zu höherem Wachstum, ger<strong>in</strong>gerer<br />

Arbeitslosigkeit, e<strong>in</strong>er spürbaren Konsolidierung<br />

<strong>der</strong> Sozialkassen, verbesserten<br />

öffentlichen E<strong>in</strong>nahmen und per Saldo zu<br />

e<strong>in</strong>em ger<strong>in</strong>geren Schuldenstand als die<br />

Fortsetzung <strong>der</strong> gegenwärtigen Politik.<br />

IV. WARUM WIRD EINE SOLCHE<br />

VERNÜNFTIGE POLITIK NCIHT<br />

GEMACHT?<br />

Sie wäre heute schon möglich, wenn nicht<br />

die Bundesregierung die Interessen kle<strong>in</strong>er<br />

vermögensstarker Klientelgruppen über die<br />

Not von Millionen Arbeitslosen und hun<strong>der</strong>ttausen<strong>der</strong><br />

konkursbedrohter Existenzen<br />

stellen und alle staatlichen Entscheidungsträger<br />

von Bund, Län<strong>der</strong>n und Geme<strong>in</strong>den<br />

ihrer wirtschaftspolitischen Verantwortung<br />

nach dem Stabilitäts- und Wachstumsgesetz<br />

gerecht würden. Dafür gibt es aber<br />

<strong>der</strong>zeit ke<strong>in</strong>e Anreize im Staatssystem <strong>der</strong><br />

Bundesrepublik Deutschland.<br />

Der Bund hat zwar die stabilitätspolitische<br />

Verantwortung, die Konjunktur zu stabilisieren<br />

und damit auch die Kostenlast, aber<br />

Nutzen, d. h. die Mehre<strong>in</strong>nahmen, flieûen<br />

überwiegend <strong>in</strong> die Kassen von Län<strong>der</strong>n<br />

und Kommunen.<br />

Deutschlands F<strong>in</strong>anzsystem bef<strong>in</strong>det sich<br />

daher <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em fö<strong>der</strong>alen Dilemma: Wer<br />

sich von den 16000 F<strong>in</strong>anzverantwortlichen<br />

im Interesse <strong>der</strong> Stabilisierung <strong>der</strong><br />

Volkswirtschaft vernünftig verhält und<br />

mehr ausgibt, um die Konjunktur anzukurbeln,<br />

riskiert, daû die an<strong>der</strong>en Trittbrettfahrer<br />

spielen und nicht mitmachen, weil<br />

sie fürchten müssen, daû die positiven<br />

Effekte überwiegend nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> eigenen<br />

Region verbleiben und sie bei kaum verbesserter<br />

Beschäftigungssituation auf höheren<br />

Schulden sitzen bleiben. Weil je<strong>der</strong> so<br />

denkt und dem an <strong>der</strong>en nicht über den<br />

Weg traut, denkt je<strong>der</strong> nur an se<strong>in</strong>en Haushalt,<br />

spart <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krise und destabilisiert so<br />

weiter die Gesamtwirtschaft und den eigenen<br />

Haushalt zugleich. So bleibt das Vernünftige<br />

und Machbare, die Stabilisierung<br />

<strong>der</strong> Wirtschaft und die Schaffung von<br />

Arbeitsplätzen ungetan. Die Bundesregierung<br />

hat sich <strong>in</strong> ihrer sehr engen Auslegung<br />

<strong>der</strong> Budgetkriterien des Maastricht<br />

Vertrages <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sackgasse manövriert.<br />

Es ist im Interesse <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft<br />

und von Millionen von Arbeitslosen,<br />

die f<strong>in</strong>anzpolitischen Spielräume von Maastricht<br />

<strong>der</strong> konjunkturellen Lage angemessen<br />

zu nutzen und die europäischen Partnerlän<strong>der</strong><br />

nicht zu e<strong>in</strong>er Deflationspolitik<br />

zu zw<strong>in</strong>gen.<br />

Deswegen schlagen wir Sozialdemokraten<br />

folgende Maûnahmen vor:<br />

1. Es wird e<strong>in</strong> Fond zur Stabilisierung und<br />

Konsolidierung von Wirtschaft und<br />

Arbeitsmarkt errichtet. Wenn das<br />

gesamtwirtschaftliche Gleichgewicht<br />

verfehlt ist, d.h. bei steigen<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

und signifikanter Wachstumsschwäche<br />

erhalten Bund, Län<strong>der</strong><br />

und Kommunen aus diesem Fond z<strong>in</strong>slose<br />

Kredite zur F<strong>in</strong>anzierung zusätzlicher<br />

öffentlicher Investitionen und <strong>der</strong><br />

Defizite <strong>der</strong> Bundesanstalt für Arbeit.<br />

Als Basis für die Berechnung <strong>der</strong> Investitionen<br />

gilt <strong>der</strong> Durchschnitt <strong>der</strong> letzten<br />

zwei Haushaltjahre <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Gebietskörperschaft.<br />

2. Die Verz<strong>in</strong>sung und Tilgung des Konjunkturstabilisierungsfonds<br />

muû nach<br />

beg<strong>in</strong>nen<strong>der</strong> wirtschaftlicher Dynamik<br />

und abnehmen<strong>der</strong> Arbeitslosigkeit automatisch<br />

und vorweg aus den stärker flieûenden<br />

Steuere<strong>in</strong>nahmen bedient werden.<br />

Die Tilgung <strong>der</strong> Defizite <strong>der</strong><br />

Bundesanstalt für Arbeit erfolgt aus dem<br />

Bundeshaushalt. Als Bezugsgröûe für die<br />

Aufteilung unter den Gebietskörperschaften<br />

wird von jeweiligen Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />

plus/m<strong>in</strong>us den Übertragungen<br />

im Rahmen des vertikalen und horizontalen<br />

Steuerausgleichs ausgegangen.<br />

3. Der Zeitpunkt <strong>der</strong> Aufnahme <strong>der</strong> Stabilisierungskredite<br />

und <strong>der</strong>en genaue<br />

Höhe sowie <strong>der</strong> Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> Tilgung<br />

bestimmt <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzplanungsrat unter<br />

Beteiligung <strong>der</strong> Kommunen. Sachverständigenrat<br />

und Wirtschaftsforschungs<strong>in</strong>stitute<br />

werden beauftragt, jeweils dazu<br />

e<strong>in</strong>en Vorschlag zu machen. Die Errich-<br />

131

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!