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Parteitag der SPD in Hannover

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IX. Vorschlag für e<strong>in</strong>e politische Arbeitszeitoffensive<br />

Grundsätze e<strong>in</strong>er öffentlichen Flankierung<br />

von Arbeitszeitverkürzung<br />

± Zum<strong>in</strong>dest die Kosten von mittlerweile<br />

180 Mrd. DM p.a. zur F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong><br />

Arbeitslosigkeit, sollen soweit wie möglich<br />

<strong>in</strong> die F<strong>in</strong>anzierung von Arbeit bzw.<br />

Arbeitszeitverkürzung gesteckt werden.<br />

± Die Arbeitszeitoffensive wird e<strong>in</strong>gebettet<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong> politisches Gesamtkonzept (z. B.<br />

Arbeitszeitgesetz und Arbeitsför<strong>der</strong>ungsgesetz,<br />

Qualifizierungsoffensive, öffentlich<br />

geför<strong>der</strong>te Beschäftigung, Reform<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Sozialversicherungen).<br />

± Pr<strong>in</strong>zipiell werden die Arbeitszeitregelungen<br />

tarifvertraglich und betrieblich<br />

ausgestaltet. Die politischen Maûnahmen<br />

sollen allerd<strong>in</strong>gs die Verhandlungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Gewerkschaften verbessern.<br />

± Geför<strong>der</strong>t werden sollen vorwiegend kollektive<br />

Arbeitszeitverkürzungen <strong>in</strong> möglichst<br />

groûen Schritten.<br />

± Es müssen Anreize für die Beschäftigten<br />

geschaffen werden, die zum<strong>in</strong>dest bis zu<br />

e<strong>in</strong>er bestimmten E<strong>in</strong>kommensgrenze<br />

Lohne<strong>in</strong>buûen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

± Die Anreize für die Unternehmen sollten<br />

dar<strong>in</strong> liegen, daû die Sicherung bzw.<br />

Schaffung von Beschäftigten positiv<br />

sanktioniert und das Qualifikationsniveau<br />

<strong>der</strong> Beschäftigten erhöht wird. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

sollten Mitnahmeeffekte vermieden werden.<br />

X. Maûnahmen zur öffentlichen Flankierung<br />

von Arbeitszeitverkürzung<br />

1. E<strong>in</strong> neues Arbeitszeitgesetz<br />

Zu den Merkwürdigkeiten <strong>der</strong> deutschen<br />

Debatte gehört, daû an<strong>der</strong>s als <strong>in</strong> Frankreich<br />

niemand über die e<strong>in</strong>fachste Variante<br />

e<strong>in</strong>er adm<strong>in</strong>istrativen Flankierung von AZV<br />

nachzudenken sche<strong>in</strong>t ± e<strong>in</strong> neues Arbeitszeitgesetz.<br />

Das gültige, von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

1994 novellierte Arbeitszeitgesetz<br />

bietet den Rahmen für Arbeitszeitverlänge-<br />

142<br />

rungen. Erlaubt wurde nicht nur die 48-<br />

Stundenwoche mit e<strong>in</strong>er täglichen Arbeitszeit<br />

von 8 Stunden, son<strong>der</strong>n auch die 60-<br />

Stundenwoche mit e<strong>in</strong>er täglichen Arbeitszeit<br />

von 10 Stunden <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es halbjährlichen<br />

Ausgleichszeitraumes.<br />

E<strong>in</strong> neues Arbeitszeitgesetz müûte demgegenüber<br />

e<strong>in</strong>e mittelfristige Rahmenbed<strong>in</strong>gung<br />

für AZV bieten. E<strong>in</strong> neues ArbZG<br />

könnte 37-Stunden im Wochendurchschnitt<br />

ab sofort festschreiben, die 35-<br />

Stundenwoche ab dem Jahr 2000 und die<br />

30-Stundenwoche ab 2005 als Regel-<br />

Wochenarbeitszeit e<strong>in</strong>er Vollzeitbeschäftigung.<br />

Dies würde durchaus verteilungspolitisch<br />

neutral erfolgen können ± ganz <strong>in</strong><br />

Anlehnung an die strukturell ähnlichen<br />

Debatten um e<strong>in</strong>e Öko(be)steuerung <strong>der</strong><br />

Ökonomie. Sozialversicherungsfreie Arbeit<br />

dürfte es nicht mehr geben (ger<strong>in</strong>gfügige<br />

Beschäftigung etc.) Die Höchstgrenze für<br />

Überstunden könnte z. B. bei 5 Stunden<br />

über <strong>der</strong> Wochenarbeitszeit liegen. Überstunden<br />

müûten ± ggf. nach e<strong>in</strong>em Übergangszeitraum<br />

± grundsätzlich durch Freizeit<br />

ausgeglichen werden. Mit e<strong>in</strong>em<br />

Arbeitszeitgesetz kann auch geregelt werden,<br />

wie familien(un)- bzw. beziehungs(un)freundlich<br />

die Arbeitszeit ist. Aus Frauenperspektive<br />

ist dr<strong>in</strong>gend auf e<strong>in</strong>e<br />

Absenkung <strong>der</strong> täglichen Arbeitszeit zu<br />

drängen.<br />

2. Vorreiterrolle im öffentlichen Dienst<br />

wahrnehmen<br />

Glaubwürdig ist <strong>der</strong> Staat nur dann, wenn<br />

er Vorbild ist. Daher muû die Arbeitszeit<br />

im öffentlichen Dienst verkürzt und mit<br />

<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellung neuer Beschäftigter verbunden<br />

werden.<br />

3. Die Kampfkraft <strong>der</strong> Gewerkschaften<br />

stärken<br />

E<strong>in</strong>erseits ist es erfor<strong>der</strong>lich, über politische<br />

Kampagnen und Stellungnahmen e<strong>in</strong>e<br />

¹Kulturª bzw. Akzeptanz für AZVen zu<br />

schaffen. Wenn auch die Politik AZV ausdrücklich<br />

e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>t, wird sie eher als nötiges<br />

beschäftigungspolitisches Projekt anerkannt.<br />

An<strong>der</strong>erseits ist es Aufgabe <strong>der</strong><br />

Politik, die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die

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