Parteitag der SPD in Hannover
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tisch schädlich, f<strong>in</strong>anzpolitisch unseriös<br />
und sozial ungerecht.<br />
Wirtschaftspolitisch schädlich<br />
± da auf relevante E<strong>in</strong>nahmepotentiale <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />
bei den privaten E<strong>in</strong>künften<br />
aus Kapitalvermögen und Vermietung<br />
und Verpachtung weiterh<strong>in</strong> verzichtet<br />
und die Spekulation mit F<strong>in</strong>anzmitteln<br />
nicht wirksam unterbunden wird. Die<br />
Besteuerung von Veräuûerungsgew<strong>in</strong>nen<br />
im Waigel-Modell folgt ke<strong>in</strong>er steuersystematischen<br />
Logik, son<strong>der</strong>n dem Vorbild<br />
e<strong>in</strong>er Lotterie. Die Schieflage bei<br />
den privaten E<strong>in</strong>künften zugunsten von<br />
Kapital- und Immobilienvermögen wird<br />
auûerhalb <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensteuer durch<br />
den Wegfall <strong>der</strong> privaten Vermögensteuer<br />
noch verschärft.<br />
± weil die Stabilisierung <strong>der</strong> Massene<strong>in</strong>kommen<br />
mit e<strong>in</strong>em niedrigeren E<strong>in</strong>gangsteuersatz<br />
durch die Absenkung des<br />
Arbeitnehmer-Pauschbetrags, die<br />
Besteuerung von Nacht-, Schicht-,<br />
Sonntags- und Feiertagsarbeit und die<br />
Anhebung <strong>der</strong> Umsatzsteuer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>kassiert<br />
wird. Da <strong>der</strong> niedrigere E<strong>in</strong>gangsteuersatz<br />
auch bei E<strong>in</strong>kommensmillionären<br />
zur Senkung des<br />
Durchschnittssteuersatzes führt und nach<br />
den Plänen <strong>der</strong> Regierungskoalition<br />
bereits bei e<strong>in</strong>em zu versteuerndem E<strong>in</strong>kommen<br />
von 90000 DM greifen soll,<br />
wird das grundlegende f<strong>in</strong>anzpolitische<br />
Gebot, die Besteuerung nach <strong>der</strong> wirtschaftlichen<br />
Leistungsfähigkeit zu orientieren,<br />
im Bereich <strong>der</strong> oberen Proportionalzone<br />
(Spitzensteuersatz) weiter<br />
hartnäckig ignoriert.<br />
± Vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> katastrophalen<br />
Lage auf dem Arbeitsmarkt und dem<br />
desolaten Zustand <strong>der</strong> öffentlichen<br />
F<strong>in</strong>anzen verfehlt das Konzept zudem<br />
nicht nur Umverteilungsziele, son<strong>der</strong>n<br />
auch grundlegende allokations- und stabilisierungspolitische<br />
Zielsetzungen. Vor<br />
allem e<strong>in</strong>e rechtsformneutrale Besteuerung<br />
von unternehmerischen E<strong>in</strong>künften,<br />
die die <strong>in</strong>vestive Gew<strong>in</strong>nverwendung<br />
stützt, ist bei den Vorschlägen <strong>der</strong> Koalition<br />
überhaupt nicht vorgesehen.<br />
Fazit:<br />
Es fehlt Bund, Län<strong>der</strong>n und Kommunen<br />
massiv an f<strong>in</strong>anziellen Möglichkeiten zur<br />
konjunkturellen Ankurbelung des flauen<br />
Wachstums. Alle<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bund leidet unter<br />
e<strong>in</strong>em strukturellen Haushaltsdefizit von<br />
ca. 50 Mrd. DM pro Jahr, die momentan<br />
über den teuren Gang an die Kapitalmärkte<br />
beschafft werden müssen. Dies hat e<strong>in</strong>e<br />
verhängnisvolle Spar- und Schuldenspirale<br />
nach unten <strong>in</strong> Gang gesetzt, die vor allem<br />
die auf Sozialtransfers angewiesenen Haushalte<br />
trifft und die private Endnachfrage<br />
schwächt. Dem gegenüber stehen faktisch<br />
risikolose Z<strong>in</strong>se<strong>in</strong>nahmen aus Staatschuldverschreibungen<br />
bei den wirtschaftlich starken<br />
Haushalten.<br />
F<strong>in</strong>anzpolitisch unseriös<br />
± weil e<strong>in</strong>e Entlastung von 80 Mrd. DM ±<br />
quer durch alle E<strong>in</strong>kommensschichten<br />
und E<strong>in</strong>kunftsarten ± vorgegaukelt wird.<br />
Diese Bruttoentlastung soll durch den<br />
Abbau von Steuervergünstigungen <strong>in</strong><br />
Höhe von 38 Mrd. DM teilweise gegenf<strong>in</strong>anziert<br />
werden. Diese Gegenf<strong>in</strong>anzierung<br />
trifft <strong>in</strong> weiten Teilen beson<strong>der</strong>s<br />
belastete Schichten <strong>der</strong> abhängig<br />
Beschäftigten (Sonntags-, Nachtarbeit<br />
usw.).<br />
± da real e<strong>in</strong> F<strong>in</strong>anzloch von deutlich über<br />
40 Mrd. DM bleibt. Deshalb soll die<br />
Umsatzsteuer erhöht werden. E<strong>in</strong> zusätzlicher<br />
Umsatzsteuer-Punkt br<strong>in</strong>gt ca.<br />
15 Mrd. DM. Wie die verbleibende Dekkungslücke<br />
von ca. 28 Mrd. DM f<strong>in</strong>anziell<br />
abgesichert werden soll, kann die<br />
Regierungskoalition nicht erklären.<br />
Fazit:<br />
Die Pläne <strong>der</strong> Regierungskoalition s<strong>in</strong>d nur<br />
e<strong>in</strong>e Steuersenkung auf Pump. Während<br />
die gröûten Steuerschlupflöcher, wie z.B.<br />
Pensionsrückstellungen <strong>der</strong> Unternehmen<br />
<strong>in</strong> Höhe von ca. 300 Mrd. DM, unangetastet<br />
bleiben, präsentiert die Regierungskoalition<br />
gigantische Deckungslücken.<br />
Angesichts des sich abzeichnenden überparteilichen<br />
Konsenses, zum<strong>in</strong>dest Teile<br />
<strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommensteuerreform bereits zum<br />
1. 1. 1998 <strong>in</strong> Kraft treten zu lassen, besteht<br />
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