Parteitag der SPD in Hannover

3.4. Ausbildung
¹Besonders wichtig ist für uns die Verbesserung
der Ausbildungssituation von jungen
Frauen. (...) Unser Ziel ist es deshalb,
durch Frauenförderung und gleichstellungspolitische
Maûnahmen Benachteiligungen
aufzuheben und ihnen insbesondere
Zugang zu gewerblich-technischen
Berufen zu ermöglichen.ª
Hinzugefügt werden muû, daû Berufsberatung
darauf hinzuwirken hat, daû junge
Frauen über Chancen und Risiken auf dem
Arbeitsmarkt qualifiziert informiert werden.
Notwendiges Element all dieser gleichstellungspolitischen
Maûnahmen muû eine
verbindliche Quotierung entsprechend der
Anzahl der Bewerbungen bei der Vergabe
von Ausbildungsplätzen sein.
Um diese Quote auch in Bereichen, die für
junge Frauen bisher noch nicht ¹attraktivª
gemacht wurden, durchzuhalten, müssen
verstärkte Anstrengungen und ¹Werbungª
sowie eine Verbesserung der Situation am
Arbeitsplatz in Angriff genommen werden.
4. Wer, wenn nicht wir?
Die SPD muû das innovative Potential für
eine Veränderung der Gesellschaft, das in
einem ganzheitlichen Lebensentwurf liegt,
erkennen und aufgreifen. Das bedeutet auch,
Frauenleben als Indikator für die Richtigkeit
unserer Umbaukonzepte zu begreifen.
Frauen haben ein elementares Interesse an
der Veränderung von Erwerbsarbeit, Sozialstaat
und Gesellschaft. Darin liegt die einzige
Chance, ihre individuellen Lösungsmöglichkeiten
zugunsten kollektiver zu
überwinden. Hierfür die entsprechenden
Angebote zu machen, Frauen für politische
Projekte und Kampagnen in diesem Bereich
zu gewinnen, ist unsere Aufgabe.
Glaubwürdig wird dies aber nur gelingen,
wenn wir auch unsere eigenes Politikverständnis
und unsere Arbeitsweise an den
Ansprüchen junger Frauen ausrichten.
Denn zugespitzt läût sich sagen, daû das
männliche Erwerbsarbeitsmodell auf die
Strukturen politischer Arbeit übertragen
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wurde. Politik wird denjenigen erschwert,
die nicht im Hintergrund personelle und/
oder finanzielle Ressourcen haben, um die
Reproduktionsarbeit von sich abzuwenden.
Für Frauen aber bedeutet die Entscheidung
für Politik einen bedeutenden Bruch in
ihrer Lebensplanung. So läût sich bei
Betrachtung der aktiven Mitgliedschaft bei
den JUSOS und in der SPD feststellen,
daû Frauen zwischen 25 und 40 zwar noch
in den Statistiken auftauchen, jedoch in der
konkreten Arbeit vor Ort und v. a. in
machtvollen und gestalterischen Positionen
nicht mehr präsent sind. In dieser Lebensphase
sind für Frauen der Einstieg in das
Berufsleben sowie die Festlegung auf Partnerinnenschaften
und evtl. Familiengründung
besonders virulent, während Männer
in dieser Phase scheinbar kaum Probleme
mit der Verknüpfung verschiedener
Lebensbereiche haben.
Damit besteht für die SPD, wenn sie wirklich
junge Frauen für sich gewinnen will,
ein Reformbedürfnis, das konkret angegangen
werden muû.
Wir benötigen insgesamt ein Gleichstellungskonzept,
das ähnlich wie Frauenförder-Pläne
in der Wirtschaft Maûnahmen
enthält, die über die Quotierung hinausgehen.
Hierzu gehören z.B. auch Überlegungen
zum gezielten Aufbau von Frauen für
Führungspositionen.
SPD-Spitzengenossen muû endlich die
Schere in ihrem Kopf klar werden, wenn
sie an 60 Stunden in der Woche für
Arbeitszeitverkürzung kämpfen ± während
ihre Reproduktionsarbeit von ihrer Frau/
Freundin gemacht wird.!
Der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung
wird seit Mitte der achtziger Jahre geführt.
Ein wesentlicher Durchbruch ist bislang
aufgrund der Dominanz neoliberaler
Standortideologie nicht gelungen. Er kann
letztlich auch nur gelingen, wenn ein
gesellschaftliches Bündnis aus Gewerkschaften,
Sozialdemokratie, linken Jugendlichen
und kritischen Wissenschaftlerinnen
ein ausstrahlungsfähiges Projekt zur
Arbeitszeitveränderung initiiert. In einem