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Parteitag der SPD in Hannover

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Chancengleichheit und sozialen Frieden<br />

wahren ± Groûe Vermögensmassen und<br />

Erbschaften s<strong>in</strong>nvoll besteuern<br />

Die Vermögen- bzw. Erbschaft- und<br />

Schenkungsteuer basieren auf drei Vermögensarten:<br />

Immobilienvermögen, Betriebsvermögen<br />

und Geldvermögen. Das Deutsche<br />

Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Berl<strong>in</strong> (DIW) hat zum Aufkommen und<br />

den potentiellen Besteuerungsbasen von<br />

Vermögensteuer und Erbschaft- und<br />

Schenkungsteuer wie folgt Stellung genommen:<br />

Zur Vermögensteuer<br />

¹Faût man die Vermögensarten zusammen,<br />

so wäre die theoretische Basis für die<br />

Vermögensteuer mit rund 8,0 Billionen<br />

DM zu beziffern. Von <strong>der</strong> Besteuerung<br />

sollen jedoch die Vermögen bis zur<br />

Schwelle des normalen ¹Familien-<br />

Gebrauchsvermögensª freigestellt bleiben.<br />

Setzt man diese bei 500000 DM an (je<br />

Haushalt, ohne Berücksichtigung e<strong>in</strong>es<br />

Vorab-Freibetrags für die betrieblichen<br />

Vermögen), so ergibt sich ± bezogen auf<br />

die hier geschätzte geme<strong>in</strong>same Vermögensverteilung<br />

± die potentielle Steuerbasis<br />

mit rund 3,7 Billionen DM. Bei Anwendung<br />

des gegenwärtigen normalen Steuersatzes<br />

für natürliche Personen <strong>in</strong> Höhe<br />

von 1 v.H. könnte so e<strong>in</strong> Steueraufkommen<br />

von 37 Mrd. DM erzielt werden. Tatsächlich<br />

wird jedoch bei <strong>der</strong> ¹privaten Vermögensteuerª<br />

(e<strong>in</strong>schlieûlich des<br />

Beteiligungsbesitzes an Unternehmen)<br />

lediglich e<strong>in</strong> Teil, nämlich 5,5 Mrd. DM,<br />

vere<strong>in</strong>nahmt. Hauptursachen s<strong>in</strong>d die faktische<br />

Nichterfassung des Immobilienvermögens<br />

und die Freibeträge für alle Familienmitglie<strong>der</strong><br />

(pro Person 120000 DM);<br />

h<strong>in</strong>zu kommt, daû Vermögensteile nicht<br />

deklariert werden o<strong>der</strong> ke<strong>in</strong>e Veranlagung<br />

erfolgt.ª<br />

DIW-Wochenbericht 30/96<br />

Zur Erbschaftsteuer<br />

¹Die Summe <strong>der</strong> drei Vermögensarten<br />

ergab für die obere Altersklasse 2,44 Billionen<br />

DM; nach e<strong>in</strong>em Wertabschlag auf<br />

Immobilien- und Betriebsvermögen ver-<br />

194<br />

bleiben 1,95 Billionen DM. Der Anteil <strong>in</strong><br />

den Vermögensklassen über DM 500000<br />

beläuft sich auf 910 Mrd. DM. Davon ist<br />

als jährliche Basis für die Erbschaftsteuer<br />

(ausgehend von <strong>der</strong> Lebenserwartung) e<strong>in</strong><br />

Zehntel, also 90 Mrd. DM, anzusetzen,<br />

unter Berücksichtigung <strong>der</strong> Schenkungen<br />

kommt sogar e<strong>in</strong> Betrag von<br />

100 Mrd. DM <strong>in</strong> Betracht. Bei e<strong>in</strong>em<br />

durchschnittlichen Steuersatz von 10 v.H.<br />

ergäbe dies e<strong>in</strong> Steueraufkommen von<br />

70 Mrd. DM. Dies ist mehr, als die bisherige<br />

Erbschaftsteuer (3,6 Mrd. DM) und<br />

die persönliche Vermögensteuer<br />

(5,5 Mrd. DM) zusammen aufbr<strong>in</strong>gen.ª<br />

DIW-Wochenbericht 30/96<br />

Es ist e<strong>in</strong> fundamentales Gebot <strong>der</strong><br />

Besteuerung nach <strong>der</strong> wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

und <strong>der</strong> Revitalisierung <strong>der</strong><br />

f<strong>in</strong>anz-, wirtschafts- und sozialpolitischen<br />

Handlungsfähigkeit <strong>der</strong> öffentlichen Hand<br />

aus diesen Sachverhalten weitreichende<br />

steuerpolitische Rückschlüsse zu ziehen.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>es E<strong>in</strong>nahmepotentials<br />

von ca. DM 47 Mrd. von Vermögensteuer<br />

und Erbschaft- und Schenkungsteuer<br />

wäre auch die angespannte<br />

Diskussion um die vertikale F<strong>in</strong>anzstruktur<br />

(Bund, Län<strong>der</strong> und Kommunen) zwischen<br />

den Gebietskörperschaften wesentlich<br />

leichter zu konsensualisieren.<br />

Europäisches Steuerdamp<strong>in</strong>g beenden ±<br />

Steueroasen austrocknen<br />

E<strong>in</strong>e politische Initiative <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland <strong>in</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union muû e<strong>in</strong>e schnellstmögliche Harmonisierung<br />

<strong>der</strong> direkten Steuern auf zwei<br />

Gebieten forcieren: Unternehmensbesteuerung<br />

und Besteuerung <strong>der</strong> Kapitale<strong>in</strong>künfte.<br />

Das von <strong>der</strong> EU-Kommission auf<br />

<strong>der</strong> ECOFIN-Tagung im März 1996 vorgelegte<br />

Diskussionspapier und <strong>der</strong> im<br />

Herbst 1996 veröffentlichte Bericht über<br />

die Entwicklung <strong>der</strong> Steuersysteme <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Europäischen Union s<strong>in</strong>d geeignete<br />

Ansatzpunkte, um die nationalen Besteuerungsgrundlagen<br />

<strong>der</strong> EU-Mitglie<strong>der</strong> vor<br />

unlauterem und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz ru<strong>in</strong>ösem<br />

steuerlichem Wettbewerb zu schützen.

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