26.12.2012 Aufrufe

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

gen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld, Wohngeld und BAföG<br />

und die zusätzliche Senkung <strong>der</strong> Lohnsteuer<br />

im unteren Bereich geschehen. E<strong>in</strong><br />

Teil <strong>der</strong> erzielten Mehre<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>d auf<br />

diesem Wege an die Bevölkerung zurückzugeben;<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil sollte für staatliche<br />

Investitionen, für Bildung und Forschung<br />

und für die Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />

verwendet werden. Güter, die von e<strong>in</strong>kommensschwachen<br />

Haushalten <strong>in</strong> gröûerem<br />

Maûe konsumiert werden, sollten weiterh<strong>in</strong><br />

nur niedrig besteuert werden. Der vorgegebene<br />

Rahmen muû nach unten voll ausgeschöpft<br />

werden. Schon jetzt liegt <strong>der</strong><br />

erniedrigte Mehrwertsteuersatz für Güter<br />

des täglichen Bedarfs mit 7 Prozent über<br />

dem möglichen europäischen M<strong>in</strong>imalwert<br />

von 5 Prozent. Das EU-Recht muû auûerdem<br />

so geän<strong>der</strong>t werden, daû Luxussteuern<br />

erhoben werden können. Mit e<strong>in</strong>er erhöhten<br />

Mehrwertsteuer sollen diejenigen<br />

Güter und Dienste belegt werden, die verstärkt<br />

von Beziehern höherer E<strong>in</strong>kommen<br />

nachgefragt werden.<br />

2.3.2 Investitions<strong>in</strong>itiative<br />

Als groûer B<strong>in</strong>nenmarkt mit e<strong>in</strong>em Auûenhandelsanteil<br />

von wenig über 10 Prozent<br />

ist die EU das ideale Feld für e<strong>in</strong>e breitangelegte<br />

Investitions<strong>in</strong>itiative. Wenn sich<br />

mehrere groûe Mitgliedslän<strong>der</strong> an Aktionen<br />

wie dem MOB (s. 2.2) beteiligen,<br />

kann e<strong>in</strong> höherer Multiplikator (jede <strong>in</strong>vestierte<br />

Mark brächte dann ca. 3 bis<br />

4 Mark) angesetzt werden, als wenn nur<br />

die Bundesrepublik alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Investitionsprogramm<br />

auflegt. E<strong>in</strong> vielversprechendes<br />

Konzept besteht schon seit 1993 im Weiûbuch<br />

¹Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit,<br />

Beschäftigungª <strong>der</strong> Kommission <strong>der</strong> Europäischen<br />

Geme<strong>in</strong>schaften. Der sogenannte<br />

¹Delors-Planª regt Investitionen <strong>in</strong> transeuropäische<br />

Netze, Entwicklung, Forschung,<br />

Bildung und Ökologie an. E<strong>in</strong><br />

vergleichbares Programm ± auf e<strong>in</strong>en neueren<br />

Stand gebracht ± muû e<strong>in</strong> Kernstück<br />

sozialdemokratischer Europapolitik se<strong>in</strong>.<br />

2.3.3 Währungsunion<br />

Gedeihliche Wirtschaftsbeziehungen <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> Europäischen Union bedürfen<br />

e<strong>in</strong>er berechenbaren Währungspolitik.<br />

158<br />

Deshalb for<strong>der</strong>n wir die pünktliche E<strong>in</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Währungsunion. Überdacht werden<br />

müssen jedoch die Kriterien, die im<br />

Vertrag von Maastricht für den Beitritt<br />

festgelegt wurden. Als Bed<strong>in</strong>gungen für<br />

e<strong>in</strong>e Teilnahme dürfen e<strong>in</strong>zig e<strong>in</strong>e niedrige<br />

Inflationsrate und die Stabilität <strong>der</strong> Währung<br />

im europäischen Vergleich gelten. Das<br />

Verschuldungskriterium schlieût nicht nur<br />

Län<strong>der</strong> aus, <strong>der</strong>en Geldwert sich seit e<strong>in</strong>iger<br />

Zeit stabilisiert hat, es verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t darüber<br />

h<strong>in</strong>aus Beschäftigungsprogramme, die<br />

wir gerade jetzt angesichts <strong>der</strong> hohen<br />

Arbeitslosigkeit für nötig halten. Geradezu<br />

katastrophal werden sich die Vere<strong>in</strong>barungen<br />

des Stabilitätspaktes (sog. Waigel-Pakt)<br />

auswirken. Sie würden den Regierungen<br />

jegliche Möglichkeit nehmen, auf Konjunkture<strong>in</strong>brüche<br />

angemessen zu reagieren. Wir<br />

for<strong>der</strong>n deswegen regelmäûige Konferenzen,<br />

auf denen das Defizit- und das Verschuldungskriterium<br />

je nach Wirtschaftsund<br />

Beschäftigungslage differenziert festgesetzt<br />

werden.<br />

Der Vertrag von Maastricht muû auûerdem<br />

um e<strong>in</strong>e beschäftigungspolitische Komponente<br />

ergänzt werden. Da es konkurrenzschwächeren<br />

Län<strong>der</strong>n nicht mehr möglich<br />

se<strong>in</strong> wird, Wettbewerbsfähigkeit durch<br />

Abwertung <strong>der</strong> Landeswährung herbeizuführen,<br />

wird sich <strong>der</strong> Druck im sozialen<br />

und ökologischen Bereich verstärken. Die<br />

teilnehmenden Län<strong>der</strong> müssen deshalb darauf<br />

festgelegt werden, die jetzigen Niveaus<br />

<strong>in</strong> den genannten Politikfel<strong>der</strong>n beizubehalten.<br />

E<strong>in</strong> ¹Verschlechterungsverbotª <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Sozial- und Ökologiepolitik muû also<br />

die Währungsunion flankieren.<br />

Die Währungsunion ist auch deswegen<br />

wünschenswert, um die geldpolitische<br />

Hegemonie <strong>der</strong> Bundesbank zu beenden.<br />

Bislang bestimmt die Bundesbank de facto<br />

die europäische Geldpolitik, ohne daû die<br />

betroffenen Län<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Chance hätten,<br />

die Haltung <strong>der</strong> deutschen Zentralbank zu<br />

bee<strong>in</strong>flussen. Der rigide Kurs <strong>der</strong> Bundesbank<br />

hemmt durch relativ hohe Realz<strong>in</strong>sen<br />

die Investitionen und verschärft die<br />

Beschäftigungslage zusätzlich. E<strong>in</strong>e europäische<br />

Zentralbank sollte verpflichtet werden,<br />

neben <strong>der</strong> Geldwertstabilität an<strong>der</strong>e

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!