Parteitag der SPD in Hannover
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gen, K<strong>in</strong><strong>der</strong>geld, Wohngeld und BAföG<br />
und die zusätzliche Senkung <strong>der</strong> Lohnsteuer<br />
im unteren Bereich geschehen. E<strong>in</strong><br />
Teil <strong>der</strong> erzielten Mehre<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>d auf<br />
diesem Wege an die Bevölkerung zurückzugeben;<br />
<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Teil sollte für staatliche<br />
Investitionen, für Bildung und Forschung<br />
und für die Arbeitsför<strong>der</strong>ung<br />
verwendet werden. Güter, die von e<strong>in</strong>kommensschwachen<br />
Haushalten <strong>in</strong> gröûerem<br />
Maûe konsumiert werden, sollten weiterh<strong>in</strong><br />
nur niedrig besteuert werden. Der vorgegebene<br />
Rahmen muû nach unten voll ausgeschöpft<br />
werden. Schon jetzt liegt <strong>der</strong><br />
erniedrigte Mehrwertsteuersatz für Güter<br />
des täglichen Bedarfs mit 7 Prozent über<br />
dem möglichen europäischen M<strong>in</strong>imalwert<br />
von 5 Prozent. Das EU-Recht muû auûerdem<br />
so geän<strong>der</strong>t werden, daû Luxussteuern<br />
erhoben werden können. Mit e<strong>in</strong>er erhöhten<br />
Mehrwertsteuer sollen diejenigen<br />
Güter und Dienste belegt werden, die verstärkt<br />
von Beziehern höherer E<strong>in</strong>kommen<br />
nachgefragt werden.<br />
2.3.2 Investitions<strong>in</strong>itiative<br />
Als groûer B<strong>in</strong>nenmarkt mit e<strong>in</strong>em Auûenhandelsanteil<br />
von wenig über 10 Prozent<br />
ist die EU das ideale Feld für e<strong>in</strong>e breitangelegte<br />
Investitions<strong>in</strong>itiative. Wenn sich<br />
mehrere groûe Mitgliedslän<strong>der</strong> an Aktionen<br />
wie dem MOB (s. 2.2) beteiligen,<br />
kann e<strong>in</strong> höherer Multiplikator (jede <strong>in</strong>vestierte<br />
Mark brächte dann ca. 3 bis<br />
4 Mark) angesetzt werden, als wenn nur<br />
die Bundesrepublik alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Investitionsprogramm<br />
auflegt. E<strong>in</strong> vielversprechendes<br />
Konzept besteht schon seit 1993 im Weiûbuch<br />
¹Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit,<br />
Beschäftigungª <strong>der</strong> Kommission <strong>der</strong> Europäischen<br />
Geme<strong>in</strong>schaften. Der sogenannte<br />
¹Delors-Planª regt Investitionen <strong>in</strong> transeuropäische<br />
Netze, Entwicklung, Forschung,<br />
Bildung und Ökologie an. E<strong>in</strong><br />
vergleichbares Programm ± auf e<strong>in</strong>en neueren<br />
Stand gebracht ± muû e<strong>in</strong> Kernstück<br />
sozialdemokratischer Europapolitik se<strong>in</strong>.<br />
2.3.3 Währungsunion<br />
Gedeihliche Wirtschaftsbeziehungen <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong>der</strong> Europäischen Union bedürfen<br />
e<strong>in</strong>er berechenbaren Währungspolitik.<br />
158<br />
Deshalb for<strong>der</strong>n wir die pünktliche E<strong>in</strong>führung<br />
<strong>der</strong> Währungsunion. Überdacht werden<br />
müssen jedoch die Kriterien, die im<br />
Vertrag von Maastricht für den Beitritt<br />
festgelegt wurden. Als Bed<strong>in</strong>gungen für<br />
e<strong>in</strong>e Teilnahme dürfen e<strong>in</strong>zig e<strong>in</strong>e niedrige<br />
Inflationsrate und die Stabilität <strong>der</strong> Währung<br />
im europäischen Vergleich gelten. Das<br />
Verschuldungskriterium schlieût nicht nur<br />
Län<strong>der</strong> aus, <strong>der</strong>en Geldwert sich seit e<strong>in</strong>iger<br />
Zeit stabilisiert hat, es verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t darüber<br />
h<strong>in</strong>aus Beschäftigungsprogramme, die<br />
wir gerade jetzt angesichts <strong>der</strong> hohen<br />
Arbeitslosigkeit für nötig halten. Geradezu<br />
katastrophal werden sich die Vere<strong>in</strong>barungen<br />
des Stabilitätspaktes (sog. Waigel-Pakt)<br />
auswirken. Sie würden den Regierungen<br />
jegliche Möglichkeit nehmen, auf Konjunkture<strong>in</strong>brüche<br />
angemessen zu reagieren. Wir<br />
for<strong>der</strong>n deswegen regelmäûige Konferenzen,<br />
auf denen das Defizit- und das Verschuldungskriterium<br />
je nach Wirtschaftsund<br />
Beschäftigungslage differenziert festgesetzt<br />
werden.<br />
Der Vertrag von Maastricht muû auûerdem<br />
um e<strong>in</strong>e beschäftigungspolitische Komponente<br />
ergänzt werden. Da es konkurrenzschwächeren<br />
Län<strong>der</strong>n nicht mehr möglich<br />
se<strong>in</strong> wird, Wettbewerbsfähigkeit durch<br />
Abwertung <strong>der</strong> Landeswährung herbeizuführen,<br />
wird sich <strong>der</strong> Druck im sozialen<br />
und ökologischen Bereich verstärken. Die<br />
teilnehmenden Län<strong>der</strong> müssen deshalb darauf<br />
festgelegt werden, die jetzigen Niveaus<br />
<strong>in</strong> den genannten Politikfel<strong>der</strong>n beizubehalten.<br />
E<strong>in</strong> ¹Verschlechterungsverbotª <strong>in</strong><br />
<strong>der</strong> Sozial- und Ökologiepolitik muû also<br />
die Währungsunion flankieren.<br />
Die Währungsunion ist auch deswegen<br />
wünschenswert, um die geldpolitische<br />
Hegemonie <strong>der</strong> Bundesbank zu beenden.<br />
Bislang bestimmt die Bundesbank de facto<br />
die europäische Geldpolitik, ohne daû die<br />
betroffenen Län<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Chance hätten,<br />
die Haltung <strong>der</strong> deutschen Zentralbank zu<br />
bee<strong>in</strong>flussen. Der rigide Kurs <strong>der</strong> Bundesbank<br />
hemmt durch relativ hohe Realz<strong>in</strong>sen<br />
die Investitionen und verschärft die<br />
Beschäftigungslage zusätzlich. E<strong>in</strong>e europäische<br />
Zentralbank sollte verpflichtet werden,<br />
neben <strong>der</strong> Geldwertstabilität an<strong>der</strong>e