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Parteitag der SPD in Hannover

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Die konservativ-liberale Bundesregierung<br />

führt <strong>der</strong>zeit vor, wie ihre Problemlösung<br />

aussieht: Leistungskürzungen <strong>in</strong> allen<br />

Sozialversicherungsbereichen, Privatisierung<br />

<strong>der</strong> Risikoabsicherung und Abschaffung<br />

<strong>der</strong> paritätischen Beitragsf<strong>in</strong>anzierung.<br />

Diese Politik stellt unseren erfolgreichen<br />

Sozialstaat <strong>in</strong> Frage und gefährdet die<br />

Demokratie.<br />

4.2. Wir Sozialdemokrat<strong>in</strong>nen und Sozialdemokraten<br />

wollen die solidarische Absicherung<br />

<strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Lebensrisiken für<br />

alle Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft erhalten<br />

und ausbauen. Durch die Strategie <strong>der</strong><br />

weitgehenden Arbeitszeitverkürzungen<br />

bekämpfen wir wirksam die Massenarbeitslosigkeit<br />

und sichern zugleich die F<strong>in</strong>anzierungsgrundlagen<br />

<strong>der</strong> Sicherungssysteme.<br />

4.3. Kurzfristig müssen die Sozialversicherungssysteme<br />

von allen versicherungsfremden<br />

Leistungen entlastet werden. Die<br />

F<strong>in</strong>anzierung dieser Aufgaben muû aus allgeme<strong>in</strong>en<br />

Steuermitteln erfolgen.<br />

4.4. Unsere Sozialpolitik muû von e<strong>in</strong>er<br />

nachträglich auszugleichenden zu e<strong>in</strong>er<br />

vorbeugenden Sozialpolitik weiterentwikkelt<br />

werden. Die Institutionen des Sozialstaates<br />

müssen effizienter organisiert werden.<br />

Wir setzen uns daher für e<strong>in</strong>e<br />

Verstärkung <strong>der</strong> Prävention auf allen Ebenen<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e für e<strong>in</strong>e Verbesserung<br />

des Arbeitsschutzes e<strong>in</strong>. Die Wirtschafts-,<br />

Verkehrs- und Städtebaupolitik<br />

muû an sozial- und gesundheitspolitischen<br />

Zielen orientiert se<strong>in</strong>, um die Schädigung<br />

<strong>der</strong> Menschen und die Verursachung<br />

gesellschaftlicher und <strong>in</strong>dividueller Kosten<br />

zu m<strong>in</strong>imieren.<br />

5. Wege aus <strong>der</strong> Erwerbsarbeitskrise<br />

5.1. Die <strong>SPD</strong> f<strong>in</strong>det sich nicht ab mit den<br />

gesellschafts- und geme<strong>in</strong>schaftszerstörenden<br />

Auswirkungen <strong>der</strong> strukturellen<br />

Erwerbsarbeitskrise. Sie begreift die künftige<br />

soziale Gestaltung und Anerkennung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Dimensionen menschlicher<br />

Tätigkeit und die solidarische Absicherung<br />

allgeme<strong>in</strong>er Lebensrisiken als ihre<br />

zentralen politischen Aufgaben. Die sozial-<br />

demokratische Alternative ist e<strong>in</strong>e solidarische<br />

Gesellschaft, die die Produktivitätsgew<strong>in</strong>ne<br />

für Arbeitszeitverkürzungen und<br />

E<strong>in</strong>kommenssicherung verwendet.<br />

5.2. Die Lösung <strong>der</strong> Erwerbsarbeitskrise<br />

erfor<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e grundsätzliche Neuorientierung<br />

und e<strong>in</strong>e Handlungsstrategie, die längerfristige<br />

Zielsetzungen für e<strong>in</strong>e künftige<br />

Gesellschaft mit pragmatischen sozial- und<br />

arbeitsmarktpolitischen Konzepten verknüpft.<br />

Die <strong>SPD</strong> will dabei auch die Verengung<br />

des Arbeitsbegriffes auf den Aspekt<br />

<strong>der</strong> Erwerbsarbeit überw<strong>in</strong>den. Die<br />

Erwerbsarbeit als marktvermittelte Tätigkeit<br />

gegen Entgelt ist nur e<strong>in</strong>e geschichtliche<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsform <strong>der</strong> Arbeit <strong>in</strong> <strong>in</strong>dustrialisierten<br />

Gesellschaften. Sie ist ke<strong>in</strong><br />

existenzielles Merkmal des Menschen,<br />

obwohl sie häufig so bewertet wird. Eigenarbeit<br />

ohne Tauschbeziehungen und freie<br />

Tätigkeiten müssen als gesellschaftlich<br />

gleichwertig neben die Erwerbsarbeit treten.<br />

5.3. Die notwendige gesellschaftliche Aufwertung<br />

<strong>der</strong> Eigenarbeit (z. B. Hausarbeit,<br />

Erziehungsarbeit) und <strong>der</strong> freien Tätigkeiten<br />

(ehrenamtliche Arbeit) muû verbunden<br />

werden mit e<strong>in</strong>er fairen Verteilung und<br />

e<strong>in</strong>er gerechten Bewertung dieser Nichterwerbsarbeiten<br />

zwischen Frauen und Männern.<br />

Die Ausweitung von schlecht bezahlten<br />

und sozial ungesicherten Dienstleistungen<br />

stellt ke<strong>in</strong>e Lösung <strong>der</strong> Krise des Erwerbsarbeitssystems<br />

dar. E<strong>in</strong>e solche Strategie<br />

führt zu e<strong>in</strong>er Dualgesellschaft: Der e<strong>in</strong>e<br />

Teil gehört zu denjenigen, die durch immer<br />

mehr Erwerbsarbeit immer mehr verdienen,<br />

um sich die Dienste e<strong>in</strong>er wachsenden<br />

Armee schlecht bezahlter Dienstboten zum<br />

persönlichen Vergnügen leisten zu können.<br />

Dieses Lebens- und Erwerbsmodell entspricht<br />

nicht unseren Zielvorstellungen von<br />

e<strong>in</strong>er gerechten Gesellschaft und von e<strong>in</strong>er<br />

gerechten Verteilung <strong>der</strong> bezahlten und<br />

unbezahlten Arbeit zwischen Frauen und<br />

Männern.<br />

5.4. Wir Sozialdemokrat<strong>in</strong>nen und Sozialdemokraten<br />

wollen, daû alle Menschen an<br />

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