Parteitag der SPD in Hannover
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von E<strong>in</strong>kommen und Vermögen bei e<strong>in</strong>er<br />
kle<strong>in</strong>en Schicht von Reichen ke<strong>in</strong>erlei<br />
Grund, die Steuern für die oberen E<strong>in</strong>kommen<br />
durch Herabsetzung des Spitzensteuersatzes<br />
zu senken o<strong>der</strong> sie für Vermögen<br />
sogar ganz abzuschaffen.<br />
2.2.2 Vorschläge für die sozialdemokratische<br />
Gestaltung e<strong>in</strong>er Steuerreform<br />
* Ertragssteuern<br />
Zu den Ertragssteuern gehören vor allem<br />
die Lohnsteuer, die veranlagte E<strong>in</strong>kommenssteuer<br />
und die Körperschaftssteuer.<br />
Die Entwicklung h<strong>in</strong> zum ¹Lohnsteuerstaatª<br />
(s.o.) muû rückgängig gemacht werden.<br />
Hierzu muû e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>kommensteuerreform<br />
mit folgenden Prämissen durchgeführt werden.<br />
± Entlastung <strong>der</strong> unteren und mittleren<br />
E<strong>in</strong>kommen<br />
± Gegenf<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> unteren und<br />
mittleren E<strong>in</strong>kommen durch Abbau<br />
ungerechtfertigter Vergünstigungen<br />
(Steuerschlupflöcher)<br />
Dies wird durch folgende Maûnahmen<br />
erreicht:<br />
± Anhebung des Grundfreibetrages und<br />
e<strong>in</strong>en niedrigeren E<strong>in</strong>gangssteuersatz<br />
deutlich unter dem bisherigen, möglichst<br />
unter 20 %.<br />
± Beibehaltung des Spitzensteuersatzes.<br />
± Verbreiterung <strong>der</strong> Bemessungsgrundlage<br />
durch verstärkten Abbau ungerechtfertigter<br />
Vergünstigungen:<br />
± im Bereich stiller Reserven,<br />
± bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Abschreibungsmöglichkeiten<br />
± durch volle Besteuerung <strong>der</strong> Kapitale<strong>in</strong>künfte<br />
aus F<strong>in</strong>anzanlagen.<br />
* Substanzsteuern<br />
Der Anteil <strong>der</strong> Substanzsteuern am Steueraufkommen<br />
wird durch den Wegfall <strong>der</strong><br />
Vermögenssteuer ger<strong>in</strong>ger. E<strong>in</strong> höherer<br />
Anteil <strong>der</strong> Besteuerung von Vermögen am<br />
Gesamtsteueraufkommen ist aus verteilungspolitischer<br />
Sicht notwendig.<br />
156<br />
Deshalb s<strong>in</strong>d folgende konkrete For<strong>der</strong>ungen<br />
notwendig:<br />
* E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Solidarbeitrags <strong>der</strong> groûen<br />
Vermögensbesitzer. Folgende Abgaben<br />
sollen jährlich (10 Jahre lang) erhoben werden:<br />
1 % bei e<strong>in</strong>em Nettovermögen von 2,5 bis<br />
10 Millionen DM<br />
2 % bei 10 bis 100 Millionen DM<br />
3 % bei mehr als 100 Millionen DM<br />
Es gilt somit e<strong>in</strong> Freibetrag von 2,5 Millionen<br />
DM<br />
Alternativ dazu könnte e<strong>in</strong>e verfassungskonforme<br />
Revitalisierung <strong>der</strong> Vermögenssteuer<br />
erfolgen. Bei e<strong>in</strong>er <strong>der</strong>artigen<br />
Besteuerung (beispielsweise 1 v.H. auf<br />
Marktwerte) könnte man pro Jahr ca.<br />
47 Milliarden DM erzielen.<br />
* Verbrauchsteuern<br />
Die bedeutendste Verbrauchsteuer ist die<br />
Mehrwertsteuer. Sie ist aus sozialdemokratischer<br />
Sicht tendenziell ungerecht: Die<br />
Unternehmen wälzen höhere Mehrwertsteuern<br />
über den Preis auf den Endverbraucher<br />
ab; Menschen mit wenig E<strong>in</strong>kommen,<br />
die e<strong>in</strong>en groûen Teil ihres<br />
E<strong>in</strong>kommen für die Lebenshaltung ausgeben<br />
müssen, s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>e <strong>der</strong>artige<br />
Besteuerung vergleichsweise stärker betroffen<br />
als die Bezieher hoher E<strong>in</strong>kommen, die<br />
mehr sparen können. Die Erhöhung <strong>der</strong><br />
Mehrwertsteuer ist deshalb abzulehnen.<br />
2.3 Europäische Wirtschaftspolitik<br />
Der Begriff ¹Globalisierungª für <strong>in</strong>ternationale<br />
wirtschaftliche Entwicklungen verfälscht<br />
die realen Gegebenheiten. Denn es<br />
handelt sich nicht wirklich um globale,<br />
alle Län<strong>der</strong> und Regionen <strong>der</strong> Erde gleichermaûen<br />
betreffende Trends. Intensiviert<br />
hat sich vielmehr <strong>der</strong> Austausch und<br />
die Konkurrenz <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> und zwischen<br />
den <strong>in</strong>dustriellen Kernregionen <strong>der</strong><br />
Erde: Europa, die Nafta und die ostasiatische<br />
Region. Für die Bundesrepublik ist<br />
<strong>der</strong> Wirtschaftsraum EU wichtiger als alle<br />
Schwellenlän<strong>der</strong> Südostasiens o<strong>der</strong> die<br />
Reformstaaten Mittel- und Osteuropas