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Parteitag der SPD in Hannover

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den weitgehend an den nationalen Steuerbehörden<br />

vorbei gemacht.<br />

(42) Diese Entwicklung darf nicht dazu<br />

verleiten, nach wie vor vorhandene nationale<br />

Spielräume (z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Steuer- o<strong>der</strong><br />

Geldpolitik) nicht zu nutzen. Doch werden<br />

diese Spielräume politischen Handelns<br />

zunehmend e<strong>in</strong>geengt. Die ¹Herrschaft des<br />

Kapitalverkehrsª droht den Primat <strong>der</strong><br />

Politik zu entmachten. Die Rückgew<strong>in</strong>nung<br />

des Politischen (sie liegt überall im<br />

Interesse <strong>der</strong> breiten Schichten) setzt ganz<br />

wesentlich die Re-Regulierung <strong>der</strong> Geldund<br />

F<strong>in</strong>anzmärkte voraus. Internationale<br />

Kooperation ± unter an<strong>der</strong>en Vorzeichen<br />

und Prioritäten als heute ± ist dazu dr<strong>in</strong>gend<br />

geboten. Sozialdemokratische Politik<br />

muû von Anfang an sich als <strong>in</strong>ternationalistische<br />

Konzeption begreifen und darf sich<br />

nicht auf den nationalen Handlungsrahmen<br />

e<strong>in</strong>engen lassen.<br />

(43) Die <strong>SPD</strong> sollte deshalb ± neben an<strong>der</strong>en<br />

Maûnahmen währungspolitischer Art<br />

(z.B. Hankel-Vorschlag e<strong>in</strong>es Weltwährungssystems)<br />

± für die E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er<br />

Devisenumsatzsteuer e<strong>in</strong>treten. Zwar bleibt<br />

jede Spekulation letztlich (o<strong>der</strong> langfristig)<br />

an die Realsphäre angebunden, doch steht<br />

sie bei globalisierten F<strong>in</strong>anzmärkten<br />

zunächst im Sog kurzfristiger Erwartungshaltungen.<br />

Das ¹Überschieûenª <strong>der</strong> Reaktionen<br />

(das durchaus auch Jahre anhalten<br />

kann) hat unstreitig schädliche Rückwirkungen<br />

auf die wirtschaftliche Realsphäre.<br />

Die Zahlungsbilanz wird nicht mehr von<br />

den Leistungsströmen, son<strong>der</strong>n von <strong>der</strong><br />

Kapitalbilanz dom<strong>in</strong>iert. Von Jahr zu Jahr<br />

wächst die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit, daû durch<br />

die entfesselten Geldmärkte weltweit Krisenwellen<br />

ausgelöst werden, bzw. daû re<strong>in</strong>e<br />

Spekulationswellen realwirtschaftlich unbegründete<br />

Auf- und Abwertungen auslösen<br />

und die Nationalstaaten handlungsunfähig<br />

zusehen müssen. Politiker und Wissenschaftler<br />

vieler Industrielän<strong>der</strong> for<strong>der</strong>n ± <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> deutschen Diskussion kaum wahrgenommen<br />

± e<strong>in</strong>e neue Regulation <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzmärkte. Die Devisenumsatzsteuer<br />

(e<strong>in</strong> Prozent pro Umsatz) drängt vor allem<br />

die kurzfristige Spekulation zurück (je häufiger<br />

<strong>der</strong> Kapitalbetrag bewegt wird, um so<br />

208<br />

teurer wird es), die langfristigen Kapitalströme<br />

werden davon kaum bee<strong>in</strong>trächtigt.<br />

Die Kapitalströme werden dadurch wie<strong>der</strong><br />

enger an die Leistungsströme gebunden,<br />

das Ausnutzen relativ kle<strong>in</strong>er Z<strong>in</strong>sdifferenzen<br />

wird unrentierlich, was auch die Autonomie<br />

nationaler Z<strong>in</strong>spolitik erhöht. Die<br />

Devisenumsatzsteuer ist für die Nationalstaaten<br />

e<strong>in</strong>e zusätzliche und ökonomisch<br />

unschädliche (im Gegenteil hilfreiche) E<strong>in</strong>nahmequelle<br />

<strong>in</strong> zig-Milliardenhöhe zur<br />

Stärkung <strong>der</strong> öffentlichen Haushalte. Vergleichbare<br />

Gründe sprechen für die Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung<br />

<strong>der</strong> Börsenumsatzsteuer mit<br />

entsprechend glätten<strong>der</strong> Wirkung auf die<br />

Entwicklung <strong>der</strong> Aktienmärkte.<br />

(Überwiesen an Parteivorstand zur Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es Wahlprogramms)<br />

Antrag I 92<br />

Landesverband Berl<strong>in</strong><br />

Den Konjunkture<strong>in</strong>bruch<br />

auffangen ± mit antizyklischer<br />

F<strong>in</strong>anzpolitik des Bundes<br />

gestalten<br />

Gegenwärtig erleben wir <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

nach e<strong>in</strong>em kurzen Aufschwung<br />

e<strong>in</strong>en konjunkturellen Rückschlag mit<br />

e<strong>in</strong>em weiteren Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit.<br />

Die schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rezession entstandene<br />

hohe Arbeitslosigkeit droht sich zu<br />

verfestigen und noch auszuweiten. Davon<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e ¾ltere, Frauen und<br />

Jugendliche betroffen. In dieser Situation<br />

muû e<strong>in</strong>e sozialdemokratische Wirtschaftsund<br />

F<strong>in</strong>anzpolitik gegensteuern und Weichenstellungen<br />

<strong>in</strong> Richtung Wachstum vornehmen.<br />

Wenn sich die F<strong>in</strong>anzpolitik nur<br />

auf die Begrenzung des Defizits im öffentlichen<br />

Haushalt konzentriert, läût sie die<br />

konjunkturellen Erfor<strong>der</strong>nisse auûer acht.<br />

Konjunkture<strong>in</strong>brüche s<strong>in</strong>d die Folge <strong>der</strong><br />

mangelnden Bereitschaft <strong>der</strong> privaten<br />

Wirtschaft und <strong>der</strong> mangelnden Möglichkeit<br />

<strong>der</strong> privaten Haushalte zu <strong>in</strong>vestieren<br />

und zu konsumieren. Durch die Umvertei-

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