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Parteitag der SPD in Hannover

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mit Zulieferbetrieben. In den Unternehmen<br />

selbst bilden sich kle<strong>in</strong>ere, auf Dauer<br />

beschäftigte und hochqualifizierte Kernbelegschaften<br />

heraus, die <strong>in</strong> Gröûe und<br />

Zusammensetzung variieren. Personalbestand<br />

und Kosten werden <strong>in</strong> Zukunft flexibler<br />

an die schwankende Nachfrage angepaût<br />

werden. Diese e<strong>in</strong>schneidenden<br />

strukturellen Verän<strong>der</strong>ungen und die<br />

Anwendung von Informations- und Kommunikationstechniken<br />

werden das <strong>in</strong>dustriegesellschaftlich<br />

geprägte Beschäftigungssystem<br />

und damit auch die hierauf<br />

fuûenden sozialen Sicherungssysteme <strong>in</strong><br />

Deutschland nachhaltig bee<strong>in</strong>flussen und<br />

verän<strong>der</strong>n. Wie <strong>in</strong> kaum e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

Bereich wächst die Notwendigkeit des<br />

Zusammenwirkens von Staat, Wirtschaft<br />

und Gewerkschaften, damit die kreativen<br />

und <strong>in</strong>novativen Potentiale <strong>der</strong> Informationsgesellschaft<br />

entfaltet und zugleich<br />

soziale Verwerfungen vermieden werden<br />

können.<br />

Ob <strong>der</strong> Übergang <strong>in</strong> die Informationsgesellschaft<br />

gesamtwirtschaftlich mehr<br />

Arbeitsplätze br<strong>in</strong>gen wird, vermag gegenwärtig<br />

niemand seriöserweise vorherzusagen.<br />

Gegenwärtig werden die Informationstechnologien<br />

vorwiegend zur<br />

Rationalisierung e<strong>in</strong>gesetzt. Sie wirken als<br />

Prozeû<strong>in</strong>novationen mit produktivitätssteigernden<br />

Resultaten und führen deshalb<br />

tendenziell zu e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung des<br />

nachgefragten Arbeitsvolumens. Um ihre<br />

kostensenkenden Effekte wirksam werden<br />

zu lassen, müssen wir die Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Informations- und Kommunikationstechnologienbeschäftigungsfreundlicher<br />

gestalten, <strong>in</strong> dem wir neue<br />

Märkte schaffen, die Attraktivität <strong>in</strong>formationstechnologischer<br />

Arbeit weiter steigern<br />

und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die <strong>in</strong>formationstechnische<br />

Qualifikation und Kompetenz <strong>der</strong><br />

Beschäftigten ständig verbessern. Dazu<br />

gehört auch die För<strong>der</strong>ung und Entwicklung<br />

neuer Berufsbil<strong>der</strong>.<br />

Jede Industriegesellschaft, die die <strong>in</strong>formationstechnologische<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung versäumt<br />

o<strong>der</strong> beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, wird nicht nur ihr<br />

<strong>der</strong>zeitiges Beschäftigungsniveau nicht<br />

halten können, son<strong>der</strong>n sie wird darüber<br />

h<strong>in</strong>aus enorme Arbeitsplatzverluste h<strong>in</strong>nehmen<br />

müssen. Das gilt für Volkswirtschaften<br />

ebenso wie für e<strong>in</strong>zelne Unternehmen<br />

und Branchen. Denn die<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung <strong>in</strong>formationstechnologisch<br />

gestützter Innovationen ist gleichbedeutend<br />

mit e<strong>in</strong>em Verlust an Wettbewerbsfähigkeit<br />

und e<strong>in</strong>em Rückgang beschäftigungswirksamen<br />

Wachstums.<br />

Erwerbsarbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Informationsgesellschaft<br />

wird zu e<strong>in</strong>em groûen Teil selbständige<br />

Arbeit se<strong>in</strong>. Bis zum Jahr 2010 wird<br />

sich <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> Selbständigen voraussichtlich<br />

verdoppeln. Sozialdemokraten<br />

wollen selbständige Arbeit als immer wichtiger<br />

werdende Erwerbsquelle för<strong>der</strong>n. Wir<br />

wollen dazu beitragen, e<strong>in</strong> gesellschaftliches<br />

Bewuûtse<strong>in</strong> zu erzeugen, das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

beruflichen Selbständigkeit zuerst die<br />

Chance und nicht das Risiko erblickt.<br />

Unsere Gesellschaft braucht e<strong>in</strong>e neue Aufgeschlossenheit<br />

für <strong>in</strong>dividuellen Mut zu<br />

<strong>in</strong>dividuellem Risiko. Deshalb unterstützen<br />

Sozialdemokraten die neue Selbständigkeit,<br />

die aus <strong>der</strong> Telearbeit erwächst. Dazu<br />

gehört auch die soziale Absicherung freier<br />

beruflicher Existenzen <strong>in</strong> Zeiten <strong>der</strong> Unterauslastung<br />

und Hilfen beim Start <strong>in</strong> die<br />

Selbständigkeit. Neue Selbständigkeit<br />

me<strong>in</strong>t aber nicht die bloûe Umwidmung<br />

klassischer Arbeitnehmertätigkeiten <strong>in</strong><br />

weitgehend ungeschützte (sche<strong>in</strong>-)selbständige<br />

Arbeitsverhältnisse. Diese verursachen<br />

bei den Sozialversicherungen jährliche E<strong>in</strong>nahmeausfälle<br />

<strong>in</strong> Milliardenhöhe. Zu e<strong>in</strong>er<br />

konsequenten Bekämpfung sche<strong>in</strong>selbständiger<br />

Beschäftigungsformen gehört auch<br />

die Neudef<strong>in</strong>ition des Arbeitnehmer- und<br />

Unternehmensbegriffs, damit die Schutzwirkung<br />

des Arbeitsrechts nicht unterlaufen<br />

werden kann.<br />

Der allmähliche Wandel vom klassischen<br />

Arbeitgeber-Arbeitnehmerverhältnis zu<br />

e<strong>in</strong>er Auftraggeber-Auftragnehmerbeziehung<br />

und die absehbaren, immer<br />

wie<strong>der</strong>kehrenden Unterbrechungen <strong>der</strong><br />

Erwerbsbiographien etwa durch Weiterbildungsphasen<br />

setzen die sozialen Sicherungssysteme<br />

unter Druck. Mit dem<br />

zunehmenden Gewicht ¹neuer Selbständigerª<br />

schw<strong>in</strong>det die Zahl <strong>der</strong> Beitragszahler.<br />

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