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Parteitag der SPD in Hannover

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allem aus ökonomischen und fiskalischen<br />

Gründen:<br />

± Die Verschuldung <strong>der</strong> öffentlichen<br />

Hände führt zu e<strong>in</strong>em spiegelbildlichen<br />

Anstieg des Wertpapiervolumens bei den<br />

Privaten, konzentriert bei den vermögenden<br />

Haushalten. Durch die Z<strong>in</strong>szahlungen<br />

des Staates werden <strong>in</strong> erheblichem<br />

Ausmaû Steuergel<strong>der</strong> auf die Inhaber <strong>der</strong><br />

Staatsanleihen umgeschrieben, was die<br />

E<strong>in</strong>kommens- und Vermögenskonzentration<br />

weiter beför<strong>der</strong>t. Die lückenlose<br />

Z<strong>in</strong>sbesteuerung muû den Rücklauf e<strong>in</strong>es<br />

Teils dieser Z<strong>in</strong>szahlungen aus fiskalischen<br />

und auch Gründen <strong>der</strong> Gerechtigkeit<br />

gewährleisten. Alles an<strong>der</strong>e ist e<strong>in</strong>e<br />

dilettantische Fiskalpolitik und e<strong>in</strong>e nur<br />

schlecht kaschierte Interessenpolitik für<br />

die Vermögensbesitzer.<br />

± Der boomartige ausgewachsene Vermögenssektor<br />

und die davon ausgehenden ±<br />

bisher noch unterschätzten ± Instabilitäten<br />

(Spekulationswellen, Kapitalflucht,<br />

organisiertes Verbrechen) machen staatliche<br />

Regulierungen ± <strong>in</strong>ternational, europäisch,<br />

national ± unumgänglich. E<strong>in</strong>e<br />

gegenüber jetzt erhöhte Besteuerung<br />

hoher Z<strong>in</strong>s- und Vermögense<strong>in</strong>kommen<br />

ist e<strong>in</strong> unerläûlicher Bestandteil e<strong>in</strong>er<br />

solchen Re-Regulierung. Kapitalanlagen<br />

unterliegen grundsätzlich e<strong>in</strong>em Renditenvergleich<br />

nach Steuern. Bei sowieso<br />

schon hohen Renditemöglichkeiten bei<br />

den Geldanlagen im Vergleich zur <strong>in</strong>vestiven<br />

Anlage von Kapital führt die<br />

unzureichende Besteuerung <strong>der</strong> Vermögense<strong>in</strong>kommen<br />

zu e<strong>in</strong>er forcierten<br />

Umschichtung h<strong>in</strong> zur re<strong>in</strong>en Geldanlage<br />

(bzw. auch zu sharehol<strong>der</strong>-value-<br />

Strategien) die Steuerpolitik ist hier<br />

zunächst e<strong>in</strong> Mittel um gegenzusteuern.<br />

(30) Dieser Ansatz sollte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> von<br />

Anfang an auch als Richtschnur für m<strong>in</strong>destens<br />

die europäische politische Diskussion<br />

dienen. Auch <strong>in</strong> den Nachbarlän<strong>der</strong>n ist<br />

<strong>der</strong> Konflikt zwischen e<strong>in</strong>er Politik für Vermögensbesitzer<br />

e<strong>in</strong>erseits und e<strong>in</strong>er<br />

beschäftigungsorientierten Politik für Investoren<br />

und Arbeitsplätze offenkundig. Die<br />

Anpassung an die neoliberale Globalisierungs-Interpretation<br />

ist für alle europä-<br />

ischen Sozialdemokratien e<strong>in</strong> Holzweg.<br />

Selbst die französischen Konservativen<br />

wi<strong>der</strong>setzen sich zunehmend dem von<br />

Groûbritannien und <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

ausgehenden Deregulierungsoffensiven.<br />

(31) E<strong>in</strong>e europaweite e<strong>in</strong>heitliche Abgeltungssteuer<br />

auf Z<strong>in</strong>s- und Kapitale<strong>in</strong>künfte<br />

(bei e<strong>in</strong>em Steuersatz von etwa 20 vH, was<br />

bisher schon M<strong>in</strong>deststandard ist) ist e<strong>in</strong><br />

Weg <strong>in</strong> die falsche Richtung, weil die<br />

ger<strong>in</strong>ge Steuerhöhe die Geldanlage gegenüber<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>vestiven Anlage privilegiert und<br />

bisherige Fehlentwicklung festschreibt. Die<br />

zuweilen anzutreffende Vorstellung,<br />

dadurch werde endlich die Steuerflucht<br />

bekämpft, ist kle<strong>in</strong>mütig und naiv: wer<br />

(fast) ke<strong>in</strong>e Steuern mehr bezahlen muû,<br />

braucht freilich nicht zu ¹flüchten.ª<br />

Vermögen, Lastenausgleich<br />

(32) Die schlampige, dilettantische und<br />

lückenhafte Besteuerung <strong>der</strong> Vermögensbesitzer<br />

(man denke nur an die jahrzehntelange<br />

drastische Unterbewertung <strong>der</strong><br />

Immobilienvermögen) f<strong>in</strong>det ihre Zuspitzung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> politisch herbeigeführten ± das<br />

Urteil des Bundesverfassungsgerichts nur<br />

zum Anlaû nehmende ± Abschaffung <strong>der</strong><br />

Vermögensteuer. Diesen Raubzug <strong>der</strong> Reichen<br />

auf Kosten <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit muû<br />

die <strong>SPD</strong> stoppen. Entgegen aller Propaganda<br />

kennen die meisten Industrielän<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e eigenständige Vermögensbesteuerung,<br />

da das Vorhandense<strong>in</strong> von Vermögen e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>s f<strong>in</strong>anzielle Leistungsfähigkeit<br />

begründet; ab e<strong>in</strong>er gewissen Vermögenshöhe<br />

e<strong>in</strong>e ¹leistungsloseª Selbstalimentierung<br />

und Vermögensmehrung vorprogrammiert.<br />

Gegen alle Verdrehungen ist <strong>in</strong><br />

Übere<strong>in</strong>stimmung mit Steuerrechtslehre<br />

und Rechtsprechung festzustellen, daû die<br />

Vermögenssteuer ke<strong>in</strong>e Substanzsteuer ist,<br />

son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>s basierte zusätzliche<br />

E<strong>in</strong>kommensbesteuerung für Vermögende,<br />

die Steuer ist mittelfristig immer aus Vermögenserträgen<br />

und nie aus <strong>der</strong> Vermögenssubstanz<br />

f<strong>in</strong>anzierbar. Dies wird auch<br />

durch die Praxis <strong>der</strong> Vermögensteuererhebung<br />

belegt: die Vermögensteuer wird bei<br />

den F<strong>in</strong>anzämtern ¹geräuschlosª bezahlt,<br />

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