26.12.2012 Aufrufe

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Regelarbeitszeit genommen. Diese Situation<br />

wird durch den krassen Fehlbestand<br />

an Betreuungsplätzen weiter verschärft, so<br />

daû Frauen mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Aufnahme<br />

e<strong>in</strong>es Normalarbeitsverhältnisses <strong>in</strong> den<br />

meisten Fällen verwehrt ist.<br />

Die kollektive Regelung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

stellt neben <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach höheren<br />

Löhnen und Gehältern e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten<br />

Instrumentarien <strong>der</strong> Gewerkschaften dar,<br />

sich gegen die Ausweitung <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

auf dem Arbeitsmarkt zu schützen. Um die<br />

Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> abhängig Beschäftigten<br />

im Arbeitsprozeû zu begrenzen, muûte den<br />

Unternehmen die Möglichkeit genommen<br />

werden, die Arbeitskräfte zeitlich nahezu<br />

unbegrenzt auszunutzen. Um Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />

vor e<strong>in</strong>em allzu schnellen Gesundheitsverschleiû<br />

zu schützen und ihnen ausreichend<br />

Zeit für Ruhe und Regeneration<br />

zu verschaffen, war e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong><br />

täglichen Arbeitszeit notwendig. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> Lebensarbeitszeit<br />

konnten sich eigenständige Lebensphasen<br />

wie Jugend und Alter herausbilden. Durch<br />

e<strong>in</strong>e Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit bleibt aber<br />

auch Zeit zur Befriedigung persönlicher<br />

Bedürfnisse, für soziale, politische und kulturelle<br />

Tätigkeiten.<br />

Neben dem Humanisierungspekt und <strong>der</strong><br />

Erfüllung von Lebens<strong>in</strong>teressen und<br />

-bedürfnissen verbessert die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeit nicht nur die <strong>in</strong>dividuelle<br />

Lebenslage <strong>der</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen, son<strong>der</strong>n<br />

ist auch e<strong>in</strong> wesentliches Instrument,<br />

durch e<strong>in</strong>e Umverteilung von Arbeit für<br />

e<strong>in</strong>e Ausweitung von Beschäftigung zu sorgen<br />

und die Konkurrenz zwischen Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>zuschränken. Um die<br />

geschlechtsspezifische Arbeitsteilung aufbrechen<br />

zu können, ist die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong><br />

30-Stunden-Woche und die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> täglichen Arbeitszeit auf 6 Stunden<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Voraussetzung. Mit <strong>der</strong> Festlegung<br />

e<strong>in</strong>er verkürzten Normalarbeitszeit<br />

begründet sich sowohl <strong>der</strong> Maûstab für die<br />

Arbeitsbelastungen, die ohne Gesundheitsgefährdungen<br />

und Überbeanspruchungen<br />

ertragen werden können, als auch <strong>der</strong><br />

Anspruch auf e<strong>in</strong> regelmäûig zu zahlendes<br />

Arbeitsentgelt, das zur <strong>in</strong>dividuellen Exi-<br />

120<br />

stenzsicherung ausreicht. Voraussetzung<br />

dafür, daû die verkürzte Normalarbeitszeit<br />

die Garantiefunktion für das E<strong>in</strong>kommen<br />

übernimmt, ist <strong>der</strong> Lohnausgleich. Bei<br />

e<strong>in</strong>er Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich<br />

bliebe für die breite Mehrheit <strong>der</strong><br />

Beschäftigten die angestrebte Teilhabe am<br />

sozialen, politischen und kulturellen Leben<br />

unerreichbar. Aus dem Wunsch, mehr<br />

Raum für persönliche Bedürfnisse zu<br />

haben, entsteht bei Lohne<strong>in</strong>buûen <strong>der</strong><br />

Zwang zur subsistenzsichernden Eigenarbeit,<br />

zur Nebenerwerbstätigkeit o<strong>der</strong> zur<br />

Mehrarbeit.<br />

Aktive Arbeitsmarktpolitik: Aufhebung <strong>der</strong><br />

Benachteiligung von Frauen<br />

Frauen s<strong>in</strong>d auf dem Arbeitsmarkt beson<strong>der</strong>s<br />

benachteiligt. Hier ist die aktive<br />

Arbeitsmarktpolitik <strong>in</strong> <strong>der</strong> Pflicht, aktiv die<br />

Qualifizierung und Beschäftigung von<br />

Frauen zu för<strong>der</strong>n. Dazu müssen verb<strong>in</strong>dliche<br />

Zielvorgaben zur Beteiligung von<br />

Frauen an allen Maûnahmen <strong>der</strong> aktiven<br />

Arbeitsmarktpolitik e<strong>in</strong>geführt werden, die<br />

sicherstellen, daû Frauen m<strong>in</strong>destens entsprechend<br />

ihres Anteils an den Erwerbsarbeitslosen<br />

berücksichtigt werden. Familienbed<strong>in</strong>gte<br />

Erwerbsunterbrechungen und<br />

Teilzeitarbeit dürfen für Faruen und Männer<br />

ke<strong>in</strong>e Benachteiligung beim Zugang zu<br />

Leistungen <strong>der</strong> aktiven Arbeitsmarktpolitik<br />

se<strong>in</strong>.<br />

A. Teilzeitarbeit?<br />

Teilzeitarbeit als Instrument <strong>der</strong> Umverteilung<br />

von Erwerbsarbeit birgt jedoch gerade<br />

für Frauen e<strong>in</strong>e Menge Risiken, und bereits<br />

jetzt ist Teilzeitarbeit mit e<strong>in</strong>em Anteil von<br />

90 % e<strong>in</strong>e ¹Frauendomäneª. Teilzeitarbeit<br />

br<strong>in</strong>gt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel dauerhafte E<strong>in</strong>kommensverluste<br />

mit sich, so daû e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Existenzsicherung, aber auch die<br />

soziale Sicherung nicht immer gewährleistet<br />

ist. Teilzeitarbeit wird darüber h<strong>in</strong>aus<br />

gesellschaftlich nicht son<strong>der</strong>lich hoch<br />

bewertet, was wohl zum e<strong>in</strong>en an dem nach<br />

wie vor männlich dom<strong>in</strong>ierten Leitbild <strong>der</strong><br />

Vollzeitbeschäftigung liegt, aber auch an<br />

dem ger<strong>in</strong>gen Anteil (10 %) <strong>der</strong> Männer <strong>in</strong><br />

Teilzeitarbeitsverhältnissen. Teilzeitarbeit

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!