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Parteitag der SPD in Hannover

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II. Arbeitszeitverkürzung und geschlechtsspezifische<br />

Arbeitsteilung<br />

Ziel e<strong>in</strong>er Politik für Frauen ist die Aufhebung<br />

<strong>der</strong> geschlechtsspezifischen Teilung<br />

<strong>der</strong> Arbeit. Diese Arbeitsteilung funktioniert<br />

<strong>in</strong> dreifacher H<strong>in</strong>sicht: Zuerst s<strong>in</strong>d<br />

Frauen für die Reproduktionsarbeit zuständig,<br />

Männer für die Produktionsarbeit.<br />

Daneben existiert e<strong>in</strong>e geschlechtshierarchische<br />

Segmentierung des Arbeitsmarkts<br />

(Frauen und Männer s<strong>in</strong>d jeweils <strong>in</strong><br />

bestimmten Arbeitsfel<strong>der</strong>n überrepräsentiert),<br />

wobei drittes im gleichen Bereich<br />

Frauenarbeitsplätze <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel die<br />

schlechter bezahlten und mit den ger<strong>in</strong>geren<br />

Aufstiegsmöglichkeiten ausgestattet<br />

s<strong>in</strong>d (so z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenpflege).<br />

Um dies aufzubrechen, s<strong>in</strong>d zwei verschiedene<br />

Ansätze notwendig. Zum e<strong>in</strong>en muû<br />

es zu e<strong>in</strong>er massiven Arbeitszeitverkürzung<br />

im Erwerbsbereich kommen, zum an<strong>der</strong>en<br />

geht es auch um e<strong>in</strong>e Neubewertung <strong>der</strong><br />

(bezahlten) Arbeit.<br />

Insgesamt ist unser Ziel eher e<strong>in</strong>e Arbeitzeitverän<strong>der</strong>ung<br />

als e<strong>in</strong>e Arbeitszeitverkürzung.<br />

Damit ist geme<strong>in</strong>t, daû im Bereich<br />

<strong>der</strong> Reproduktionsarbeit Frauen <strong>in</strong> Zukunft<br />

weniger leisten müssen, während Männern<br />

endlich ihren Anteil daran übernehmen sollen.<br />

In <strong>der</strong> Erwerbsarbeit wird e<strong>in</strong>e Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>der</strong> mehrheitlich<br />

männlichen Vollzeitarbeiter angestrebt,<br />

während Frauen vermehrt Zugang zur<br />

Erwerbstätigkeit erhalten sollen.<br />

Um e<strong>in</strong>e wirklich relevante Neuverteilung<br />

von Erwerbs- und Reproduktionsarbeit zu<br />

erreichen, muû es e<strong>in</strong>e Abkehr von <strong>der</strong><br />

männlich zentrierten Normalarbeitsbiographie<br />

und dem Modell des männlichen<br />

Familienernährers geben. Pr<strong>in</strong>zip e<strong>in</strong>er<br />

neuen Struktur muû es se<strong>in</strong>, daû jede Person<br />

selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage ist, ihren Lebensunterhalt<br />

zu verdienen und gleichzeitig die zu<br />

ihrer Reproduktion notwendigen Aufgaben<br />

erledigen zu können. Dabei ist die Arbeitszeitverkürzung<br />

e<strong>in</strong> wichtiges Mittel.<br />

Genauso entscheidend wird aber auch e<strong>in</strong>e<br />

Neubewertung von Arbeit se<strong>in</strong>, mit e<strong>in</strong>er<br />

134<br />

Abkehr vom bisher herrschenden Leistungspr<strong>in</strong>zip.<br />

Über die AZV h<strong>in</strong>aus geht<br />

es jedoch um e<strong>in</strong>en grundlegenden Paradigmenwechsel,<br />

<strong>der</strong> das bisher herrschende<br />

Leistungspr<strong>in</strong>zip ersetzt. Bisher wird die<br />

Arbeit hoch entlohnt, die hohe Profite<br />

abwirft. Wir wollen dagegen e<strong>in</strong>e Entlohnung<br />

entsprechend <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Notwendigkeit <strong>der</strong> Arbeit. Diese besteht<br />

dann, wenn e<strong>in</strong>e Gesellschaft diese Tätigkeit<br />

für ihr soziales Zusammenleben und<br />

zum Überleben braucht. Die Logik des<br />

bisherigen Leistungspr<strong>in</strong>zips führt des weiteren<br />

dazu, daû Arbeitsplätze häufig nicht<br />

dort entstehen, wo Arbeit überlebensnotwendig<br />

ist, wie z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krankenpflege<br />

o<strong>der</strong> im Umweltbereich. Ziel ist, daû je<strong>der</strong><br />

Mensch e<strong>in</strong>er existenzsichernden Vollbeschäftigung<br />

(Individuallohn) nachgeht.<br />

Derzeit besteht die- Tendenz die gesellschaftlichen<br />

und wirtschaftlichen Unsicherheiten<br />

(Stichwort: ¹Globalisierungª) dem<br />

e<strong>in</strong>zelnen Individuum immer mehr zu<br />

überlassen (Stichwort: ¹Individualisierungª).<br />

Diese Politik unterliegt e<strong>in</strong>em zentralen<br />

und gravierenden Denkfehler. Die<br />

Auflösung traditioneller B<strong>in</strong>dungen (z. B.<br />

Die Ehe als soziale Absicherung von<br />

Frauen) erzw<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e verstärkte soziale<br />

Sicherung von Menschen durch staatliche/<br />

gesellschaftliche Strukturen und nicht<br />

e<strong>in</strong>en Abbau staatlicher Sicherungssysteme.<br />

Dies bedeutet ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>engung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />

Wahlmöglichkeiten, son<strong>der</strong>n überhaupt<br />

erst <strong>der</strong>en Voraussetzung!<br />

Insbeson<strong>der</strong>e für junge Frauen ist dieser<br />

Ansatz relevant. In ihrem ¹Doppelten<br />

Lebensentwurfª stellen sie Beruf und Privatleben<br />

gleichberechtigt nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Im ¹Doppelten Lebensentwurfª ist die<br />

Erwerbsarbeit ebenso zentral wie <strong>der</strong> private<br />

Bereich und bestimmend für das<br />

Selbstverständnis von Menschen. Erwerbsarbeit<br />

kann ohne den privaten Bereich<br />

nicht stattf<strong>in</strong>den: Die Erledigung <strong>der</strong><br />

Haus- und Familienarbeit und die Pflege<br />

zwischenmenschlicher Beziehungen ermöglichen<br />

erst den beruflichen Lebensweg und<br />

haben darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e eigene Lebensqualität.<br />

Wer sich nur auf den beruflichen<br />

o<strong>der</strong> nur auf den privaten Lebensbereich

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