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Parteitag der SPD in Hannover

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arkeitsregelungen und forcierter Vermittlungstätigkeit<br />

hat dieses System e<strong>in</strong>en Teilzeit-<br />

und Flexibilitätsboom erlaubt, <strong>der</strong> für<br />

den Groûteil des nie<strong>der</strong>ländischen<br />

¹Beschäftigungswun<strong>der</strong>sª (plus 1,2 Millionen<br />

Arbeitsverhältnisse von 1985 bis 1995)<br />

verantwortlich ist.<br />

Die von <strong>der</strong> Europäischen Union erhobenen<br />

± vergleichbaren ± Daten zeigen, daû<br />

die Nie<strong>der</strong>lande e<strong>in</strong>en deutlichen Rückgang<br />

<strong>der</strong> Arbeitslosenquote erreicht haben,<br />

während <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik e<strong>in</strong>e deutliche<br />

Zunahme <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit verzeichnet<br />

wurde. Heute beträgt die Arbeitslosenquote<br />

<strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen nach<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vergleichsdaten <strong>der</strong> EU<br />

deutlich weniger als 6 Prozent. Mehr als<br />

je<strong>der</strong> Dritte (37,4 Prozent) ist teilzeitbeschäftigt.<br />

Bei den Frauen s<strong>in</strong>d es mit<br />

67,2 Prozent sogar mehr als zwei Drittel.<br />

Das ist die mit Abstand höchste Teilzeitquote<br />

<strong>der</strong> Männer(Deutschland: 2 bis<br />

4 Prozent). Je<strong>der</strong> zweite neu geschaffene<br />

Arbeitsplatz entsteht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zeitarbeitsbranche.<br />

Wir können von unseren Nachbarn lernen.<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong> soziales Sicherungssystem<br />

± das den Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den Arbeitsmarkt<br />

auf <strong>der</strong> Grundlage befristeter<br />

Beschäftigung o<strong>der</strong> Teilzeitarbeit för<strong>der</strong>t,<br />

± ohne daû die Menschen fürchten müssen,<br />

im Alter und <strong>in</strong> Notlagen unzureichend<br />

abgesichert zu se<strong>in</strong>,<br />

± ohne daû eigene Erwerbsarbeit durch<br />

e<strong>in</strong>e ¹konfiskatorischeª nahezu vollständige<br />

Anrechnung von E<strong>in</strong>kommen auf<br />

Sozialtransfers unattraktiv wird.<br />

± ¾hnlich wie <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen müssen<br />

auch bei uns Arbeitgeber und Gewerkschaften<br />

<strong>in</strong> die geme<strong>in</strong>same Verantwortung<br />

für den Erhalt und Umbau <strong>der</strong><br />

sozialen Sicherungssysteme genommen<br />

werden.<br />

Die <strong>in</strong>stitutionelle E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung bei<strong>der</strong><br />

Gruppen <strong>in</strong> Entscheidungsprozesse hat bei<br />

unseren Nachbarn verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, daû die mit<br />

den Verän<strong>der</strong>ungen verbundenen Härten<br />

e<strong>in</strong>seitig verteilt wurden und führte zu<br />

e<strong>in</strong>er breiten Zustimmung zu den Reformen.<br />

So konnten groûe Konflikte vermieden<br />

werden, die e<strong>in</strong>e wesentliche Voraussetzung<br />

für den Erfolg <strong>der</strong> Reformen<br />

waren.<br />

H<strong>in</strong>zu kommt, daû <strong>in</strong> den Nie<strong>der</strong>landen<br />

auch die allgeme<strong>in</strong>e Arbeitszeitverkürzung<br />

und die Flexibilisierung <strong>der</strong> Arbeitszeit <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Übere<strong>in</strong>kunft zwischen<br />

Gewerkschaften, Arbeitgebern und<br />

Regierung entschieden wurden. Die Verkürzung<br />

<strong>der</strong> Wochen- und Lebensarbeitszeit<br />

und die Flexibilisierung können so e<strong>in</strong>e<br />

Flankierung <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>nisierung des<br />

Sozialstaates darstellen und e<strong>in</strong> Bezug zur<br />

stetigen Schaffung neuer Arbeitsplätze se<strong>in</strong>.<br />

3. Bedarfsorientierte Grundsicherung<br />

für Deutschland: E<strong>in</strong>e soziale, arbeitsmarkt-<br />

und wirtschaftspolitische<br />

Innovation<br />

Die heutigen sozialen Sicherungssysteme <strong>in</strong><br />

Deutschland gehen grundsätzlich von <strong>der</strong><br />

Alternative aus, e<strong>in</strong>en Vollarbeitsplatz zu<br />

haben o<strong>der</strong> arbeitslos zu se<strong>in</strong>. Unter den<br />

Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

wird diese Logik zur ¹Falleª. Auch <strong>in</strong><br />

Deutschland kann durch e<strong>in</strong>e steuerf<strong>in</strong>anzierte<br />

bedarfsorientierte Grundsicherung<br />

e<strong>in</strong> erheblicher arbeitsmarktpolitischer<br />

Effekt erzielt werden. Sie muû deshalb die<br />

sozialen Sicherungssysteme ergänzen. Die<br />

beitragsf<strong>in</strong>anzierten Sicherungssysteme,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die solidarische Rentenversicherung,<br />

werden dadurch nicht e<strong>in</strong>geschränkt.<br />

Die Eckpunkte e<strong>in</strong>er steuerf<strong>in</strong>anzierten<br />

sozialen Grundsicherung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Partei<br />

seit 1988 diskutiert worden. Sie liegen <strong>in</strong><br />

verschiedenen Programmentwürfen und<br />

Beschlüssen vor. Wir müssen diese Diskussionen<br />

verbreitern, beschleunigen und vere<strong>in</strong>heitlichen.<br />

Wir brauchen e<strong>in</strong>e steuerf<strong>in</strong>anzierte,<br />

bedarfsorientierte Grundsicherung, um die<br />

soziale Absicherung aller <strong>in</strong> Deutschland<br />

lebenden Menschen, die längerfristig o<strong>der</strong><br />

dauerhaft ohne eigenes E<strong>in</strong>kommen leben<br />

müssen, zu garantieren. Wir brauchen e<strong>in</strong>e<br />

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