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Parteitag der SPD in Hannover

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nicht zuletzt auch deshalb, weil die öffentlichen<br />

Investitionen dort seit 1993 rückläufig<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Bei dem schwachen Wachstum und den<br />

hohen Arbeitslosenzahlen wurde 1996<br />

das Ziel <strong>der</strong> Haushaltskonsolidierung nach<br />

den Maastrichtkriterien nicht erreicht:<br />

Das Staatsdefizit war mit 140 Mrd. DM<br />

(= 3,9 v.H. BIP) so hoch wie nie zuvor.<br />

Trotz aller scharfen E<strong>in</strong>schnitte, unsozialen<br />

Kürzungen und Haushaltskosmetik wird<br />

das Defizit <strong>in</strong> 1997 nur knapp auf<br />

135 Mrd. DM o<strong>der</strong> 3,4 v.H. Anteil am BIP<br />

abnehmen und damit auch 1997 das selbstgesetzte<br />

Ziel nicht erreicht.<br />

3. Das angeblich sparsame Verhalten <strong>der</strong><br />

F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister und F<strong>in</strong>anzverantwortlichen<br />

fahrt nur zum negativen Schuldenparadox:<br />

Je schärfer die Kürzungen, um so schwächer<br />

das Wachstum, desto höher die<br />

Arbeitslosigkeit und umso gröûer die<br />

Löcher <strong>in</strong> den Haushalten von Bund, Län<strong>der</strong>n<br />

und Geme<strong>in</strong>den. Sie ¹sparenª am<br />

Anfang des Jahres bei den öffentlichen<br />

Investitionen ± nur um im Laufe des Jahres<br />

mehr für Arbeitslosigkeit und Sozialhilfe zu<br />

bezahlen und ihre Steuere<strong>in</strong>nahmen ger<strong>in</strong>ger<br />

als erwartet zu f<strong>in</strong>den. Die von allen<br />

gewünschte Konsolidierung <strong>der</strong> Staatshaushalte<br />

rückt damit <strong>in</strong> immer weitere Ferne.<br />

II. URSACHEN DER KRISE UND DIE<br />

POLITIK DER BUNDESREGIE-<br />

RUNG<br />

4. Die Gründe für diese Schwäche liegen<br />

nicht im globalen Wettbewerb ± ansonsten<br />

gabe es ke<strong>in</strong>e deutschen Exportrekorde und<br />

vor allem ke<strong>in</strong>e Handelsbilanzüberschüsse<br />

mit den Niedriglohnlän<strong>der</strong>n unserer östlichen<br />

Nachbarn und Asiens.<br />

Was ist also die Ursache für die Investitionsschwäche<br />

und den bisher nicht überspr<strong>in</strong>genden<br />

Funken von <strong>der</strong> Exportkonjunktur<br />

auf die wirtschaftliche Entwicklung<br />

im Inneren? Warum gibt es e<strong>in</strong>e Investitionsschwäche<br />

<strong>in</strong> Westeuropa und <strong>in</strong><br />

Deutschland?<br />

128<br />

Nach dem Lehrbuch <strong>der</strong> Neoliberalen und<br />

<strong>der</strong> Standorttheoretiker dürfte es ke<strong>in</strong>e<br />

geben, denn<br />

± die E<strong>in</strong>kommensverteilung hat sich <strong>in</strong><br />

Deutschland wie <strong>in</strong> Europa massiv<br />

zugunsten <strong>der</strong> Unternehmen verbessert;<br />

<strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong> Reallöhne ist weit h<strong>in</strong>ter<br />

dem Anstieg <strong>der</strong> Arbeitsproduktivität<br />

zurückgeblieben. Die Quote <strong>der</strong> Arbeitse<strong>in</strong>kommen<br />

ist <strong>in</strong> Westdeutschland auf<br />

das Niveau <strong>der</strong> 60er Jahre zurückgefallen.<br />

± Die Steuerquote am Bruttoe<strong>in</strong>kommen<br />

aus Unternehmertätigkeit und Vermögen<br />

liegt mittlerweile unter 25 v. H., während<br />

sie zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 80er Jahre über<br />

35 v.H. betrug.<br />

± Das Preisniveau ist stabil.<br />

Trotz dieser hervorragenden Angebotsbed<strong>in</strong>gungen<br />

hat es ke<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Beschleunigung <strong>der</strong> Investitionsdynamik <strong>in</strong><br />

Deutschland und <strong>in</strong> Europa gegeben. Im<br />

Gegenteil: <strong>in</strong> Westeuropa f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

den neunziger Jahren sogar die schlechteste<br />

Investitionsentwicklung seit dem 2. Weltkrieg.<br />

5. Die Politik <strong>der</strong> Bundesregierung setzt<br />

seit 15 Jahren auf e<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Angebotsbed<strong>in</strong>gungen und den Export.<br />

Beide Strategien s<strong>in</strong>d offensichtlich nicht<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, das Problem <strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

zu lösen ± im Gegenteil:<br />

Nach jedem Konjunkturaufschwung waren<br />

das Heer <strong>der</strong> Arbeitslosen gröûer und die<br />

Defizite <strong>der</strong> Staatskassen höher.<br />

Die konservativ-liberale Wirtschafts-,<br />

F<strong>in</strong>anz- und Sozialpolitik ist gescheitert.<br />

Die Gründe dafür liegen nicht <strong>in</strong> unzureichen<strong>der</strong><br />

Anpassung an die Globalisierung,<br />

sie s<strong>in</strong>d hausgemacht. Die Umverteilung<br />

von unten nach oben, die seit Jahren s<strong>in</strong>kenden<br />

Reale<strong>in</strong>kommen breiter Schichten<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung und <strong>der</strong> Rückgang <strong>der</strong><br />

staatlichen Investitionen haben zu e<strong>in</strong>em<br />

extrem schwachen Wachstum, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

<strong>der</strong> Inlandsnachfrage geführt. Dazu kommen<br />

die Fehler <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> deutschen<br />

E<strong>in</strong>heit sowie e<strong>in</strong>e unfähige Wirtschafts-<br />

und F<strong>in</strong>anzpolitik, die die

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