Parteitag der SPD in Hannover
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des Artikel 6 Absatz 1 des Grundgesetzes<br />
auf an<strong>der</strong>e auf Dauer angelegte Lebensgeme<strong>in</strong>schaften<br />
ausweiten. Entsprechende<br />
Regelungen s<strong>in</strong>d bereits <strong>in</strong> den Landesverfassungen<br />
von Berl<strong>in</strong>, Brandenburg, Thür<strong>in</strong>gen<br />
und Sachsen-Anhalt verankert worden.<br />
Die Erfahrung <strong>in</strong> diesen Län<strong>der</strong>n<br />
zeigt, daû es s<strong>in</strong>nvoll ist, Lesben und<br />
Schwulen e<strong>in</strong>e Handhabe zu geben, sich<br />
auf Verfassungsrechte berufen zu können.<br />
Darüber h<strong>in</strong>aus for<strong>der</strong>n wir, daû die Bundesregierung<br />
und die Landesregierungen<br />
e<strong>in</strong>en Bericht zur Situation von Schwulen<br />
und Lesben und über Maûnahmen zum<br />
Abbau von Diskrim<strong>in</strong>ierung und Benachteiligung<br />
vorlegen.<br />
Die Lebensformenpolitik neu gestalten<br />
Homosexuelle Menschen haben ± im<br />
Gegensatz zu heterosexuellen Paaren ± faktisch<br />
ke<strong>in</strong>e Möglichkeit, überhaupt zu entscheiden,<br />
ob sie die Rechte und die Pflichten<br />
annehmen wollen, die an die<br />
Institution Ehe gebunden s<strong>in</strong>d. Wir Sozialdemokraten<br />
plädieren dafür, daû auch<br />
an<strong>der</strong>e als heterosexuelle, auf Dauer angelegte<br />
gleichgeschlechtliche Paare und<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaften Schutz des Staates<br />
erhalten. Selbst nach langjähriger Lebenspartnerschaft<br />
gelten bis heute die Betroffenen<br />
als ¹Fremdeª. Bei Unglücks- o<strong>der</strong><br />
Krankheitsfällen des Partners o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Partner<strong>in</strong> werden Betroffene häufig nicht<br />
zu Rate gezogen o<strong>der</strong> nicht e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong>formiert.<br />
Auch müssen H<strong>in</strong>terbliebene regelmäûig<br />
um die geme<strong>in</strong>same Mietwohnung<br />
fürchten o<strong>der</strong> um das Erbe des verstorbenen<br />
Lebenspartners/<strong>der</strong> verstorben Lebenspartner<strong>in</strong><br />
kämpfen. Schwierigkeiten gibt es<br />
auch bei <strong>der</strong> wechselseitigen Altersversorgung<br />
sowie <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Sorge für<br />
K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Die <strong>SPD</strong> setzt sich dafür e<strong>in</strong>, daû<br />
diese unwürdigen Zustände beseitigt werden.<br />
Wir wollen gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren durch Gesetz die gleichen rechtlichen<br />
Möglichkeiten zur Ausgestaltung<br />
ihrer Partnerschaft eröffnen, wie sie verschiedengeschlechtlichen<br />
Paaren offenstehen.<br />
Deshalb unterstützen wir die Schaffung<br />
e<strong>in</strong>es Rechts<strong>in</strong>stituts, das vergleichbare<br />
Rechte und Pflichten wie die Ehe<br />
umfaût.<br />
B<strong>in</strong>ationale Partnerschaften absichern<br />
Ausländische Lebenspartner<strong>in</strong>nen von Lesben<br />
und Lebenspartner von Schwulen, die<br />
nicht aus <strong>der</strong> EU kommen, sollen künftig<br />
e<strong>in</strong> gesichertes Aufenthaltsrecht erhalten.<br />
Dabei übernimmt zugleich ihr deutscher<br />
Lebenspartner/Lebenspartner<strong>in</strong> die Pflichten,<br />
wie sie vergleichbar bei Eheleuten<br />
zugrundegelegt werden.<br />
Menschenrechte schützen<br />
Die Rechte von Schwulen und Lesben s<strong>in</strong>d<br />
Teil <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en bürgerlichen und<br />
sozialen Menschenrechte. Die <strong>SPD</strong> setzt<br />
sich dafür e<strong>in</strong>, daû <strong>der</strong>en Schutz <strong>in</strong>tegrierter<br />
Bestandteil <strong>der</strong> weltweiten Menschenrechtspolitik<br />
Deutschlands se<strong>in</strong> muû. Homosexuelle,<br />
die <strong>in</strong> ihrem Heimatland aufgrund<br />
ihrer sexuellen Identität staatlicher Verfolgung<br />
ausgesetzt s<strong>in</strong>d, haben <strong>in</strong> Deutschland<br />
grundsätzlich Anspruch auf Asyl.<br />
Die Gleichstellung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft, vor<br />
allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeitswelt erreichen<br />
Homosexualität wird <strong>in</strong> vielen gesellschaftlichen<br />
Bereichen, auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeits- und<br />
Berufswelt nach wie vor tabuisiert und diskrim<strong>in</strong>iert.<br />
Aus diesem Grunde sehen sich<br />
viele Lesben und Schwule immer noch veranlaût,<br />
<strong>in</strong> ihrem Arbeitsalltag e<strong>in</strong> Doppelleben<br />
zu führen. Wir setzen uns e<strong>in</strong> für e<strong>in</strong><br />
Gleichbehandlungsgesetz. Es soll zum<br />
e<strong>in</strong>en wirksame Maûnahmen gegen die<br />
Diskrim<strong>in</strong>ierung von Schwulen und Lesben<br />
im Privatrechtsverkehr vorsehen und den<br />
Betroffenen ausreichende Möglichkeiten an<br />
die Hand geben, sich gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
effektiv zur Wehr zu setzen (Klagebefugnis<br />
für Verbände, Schadensersatz- und<br />
Unterlassungsanspruch). Zum an<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d<br />
bestehende Vorschriften gegen Diskrim<strong>in</strong>ierung<br />
im Arbeitsrecht (Betriebsverfassungsgesetz)<br />
und Öffentlichen Dienstrecht<br />
(Beamtenrechtsrahmengesetz, Bundesbeamtengesetz,<br />
Personalvertretungsgesetz, Soldatengesetz<br />
und Soldatenlaufbahnverordnung)<br />
um das Kriterium <strong>der</strong> sexuellen<br />
Identität zu erweitern.<br />
Lesbische Frauen erleben <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>er<br />
Weise die Benachteiligung von Frauen <strong>in</strong><br />
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