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Parteitag der SPD in Hannover

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und <strong>der</strong> Perspektivlosigkeit <strong>der</strong> konservativ-liberalen<br />

Politik steht die <strong>SPD</strong> vor e<strong>in</strong>er<br />

groûen Herausfor<strong>der</strong>ung. Sozialstaatliche<br />

Protektion sichern und die Tür zum Vollbeschäftigungsziel<br />

aufstoûen ± das s<strong>in</strong>d die<br />

beiden notwendig zusammengehörenden<br />

Hauptaufgaben. Viele Menschen erkennen,<br />

daû die Kohl-Regierung gescheitert ist;<br />

trotzdem vertrauen sie nicht umstandslos<br />

darauf, daû es die <strong>SPD</strong> wirklich besser<br />

machen wird. An <strong>der</strong> konzeptionellen<br />

Reichweite <strong>der</strong> sozialdemokratischen Alternative<br />

muû deshalb weitergearbeitet werden,<br />

damit sie als wirkungsmächtige Alternative<br />

gespürt wird, die auf die zentralem<br />

Probleme auch klare und wegweisende<br />

Antworten gibt.<br />

(6) Erfor<strong>der</strong>lich ist e<strong>in</strong> epochaler Paradigmenwechsel<br />

± nicht die Anpassung an tatsächliche<br />

o<strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tliche Globalisierungszwänge.<br />

Beschäftigungsorientierte<br />

Geld- und F<strong>in</strong>anzpolitik, B<strong>in</strong>nenmarktorientierung,<br />

Arbeitszeitverkürzung, Re-<br />

Regulierung <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmärkte, För<strong>der</strong>ung<br />

von Zukunfts<strong>in</strong>vestitionen und Leitsektoren<br />

(Solar), Sicherung <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen<br />

Basis, Ausweitung öffentlicher Dienstleistungen,<br />

<strong>in</strong>ternationale und europäische<br />

Zusammenarbeit und Koord<strong>in</strong>ation zugunsten<br />

arbeits- und sozialorientierter Politik ±<br />

überhaupt die Rückgew<strong>in</strong>nung des Primats<br />

<strong>der</strong> Politik ± s<strong>in</strong>d die Antworten auf den<br />

sich abzeichnenden Nie<strong>der</strong>gang <strong>der</strong> europäischen<br />

Wohlfahrtsstaaten.<br />

(7) In diesem Zusammenhang ± we<strong>der</strong> als<br />

technokratisch-neutrale Steuerrechtskonzeption<br />

noch als Teilabziehbild konservativ-liberaler<br />

Vorlagen, son<strong>der</strong>n als Alternative<br />

± ist die Steuerpolitik zu stellen. Die<br />

Steuerreform <strong>der</strong> Bundesregierung fügt<br />

sich nahtlos und folgerichtig <strong>in</strong> ihre bisherigen<br />

Grundüberlegungen e<strong>in</strong>. Bei Reichen<br />

und Unternehmen wird weiter entlastet ±<br />

nach <strong>der</strong> erst beschlossenen Abschaffung<br />

<strong>der</strong> Vermögenssteuer ist Tempo und Zielrichtung<br />

des Umbaus <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

durch die Bundesregierung ungebrochen.<br />

Soweit für die Normalverdiener Entlastungen<br />

angekündigt s<strong>in</strong>d, werden sie durch<br />

Erhöhung <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Steuern (o<strong>der</strong><br />

durch Rücknahme öffentlicher Leistungen)<br />

200<br />

konterkariert werden. An e<strong>in</strong>e solche Konzeption<br />

kann es ke<strong>in</strong>e sozialdemokratische<br />

¹Annäherungª geben, son<strong>der</strong>n nur Ablehnung<br />

und Alternative, über die letztlich die<br />

Wähler entscheiden müssen.<br />

Öffentliche Haushalte stärken<br />

(8) Entgegen manchen Darstellungen ist<br />

die Steuerquote <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

nicht zu hoch; sie liegt seit Jahrzehnten<br />

relativ stabil zwischen 22 und 25 v. H.<br />

(1995: 23,6). Daû sie <strong>in</strong> befristeten Zeiten<br />

hohen F<strong>in</strong>anzierungsbedarfs etwas höher<br />

liegt als <strong>in</strong> guten Konjunkturphasen ist<br />

normal. Deutlich angestiegen ist demgegenüber<br />

die Sozialabgabenbelastung ± vor<br />

allem als Folge <strong>der</strong> hohen Arbeitslosigkeit,<br />

nur wenn diese zurückgeführt wird, können<br />

auch die Sozialbeiträge s<strong>in</strong>ken (von Umf<strong>in</strong>anzierungen<br />

<strong>in</strong> Teilbereich abgesehen).<br />

Begrenzt auf die Steuerpolitik liegt also das<br />

Problem nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er generell zu hohen<br />

Steuerlast, son<strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Ungleichverteilung;<br />

die Belastung <strong>der</strong> Bruttohöhe stieg<br />

gewaltig, E<strong>in</strong>kommen aus Unternehmertätigkeit<br />

und Vermögen wurden radikal<br />

begünstigt.<br />

(9) Ziel e<strong>in</strong>er Steuerreform kann deshalb<br />

nicht e<strong>in</strong>e generelle Nettoentlastung verbunden<br />

mit weiteren E<strong>in</strong>nahmeausfällen<br />

für die öffentlichen Haushalte se<strong>in</strong>. Derartige<br />

Absichten o<strong>der</strong> Versprechungen s<strong>in</strong>d<br />

o<strong>der</strong> wären jedenfalls schon f<strong>in</strong>anzpolitisch<br />

unseriös. Selbst bei den konservativ-Liberalen<br />

steht die propagandistisch angekündigte<br />

Nettoentlastung nur auf dem Papier; sie<br />

werden zur Gegenf<strong>in</strong>anzierung und zum<br />

Stopfen ihrer Haushaltslöcher die <strong>in</strong>direkten<br />

Steuern anheben, die Steuerlüge ist<br />

programmiert. Die Rückkehr zu e<strong>in</strong>em<br />

hohen Beschäftigungsstand erfor<strong>der</strong>t u. a.<br />

mehr öffentliche Investitionen o<strong>der</strong> öffentlich<br />

gestützte Beschäftigungssektoren. Das<br />

ist mit weiter geschmälerten öffentlichen<br />

Haushalten nicht zu machen. Staatliche<br />

Beschäftigungs<strong>in</strong>itiativen müssen notwendigerweise<br />

zunächst kreditf<strong>in</strong>anziert werden,<br />

für ihre Ref<strong>in</strong>anzierung kann nicht alle<strong>in</strong><br />

auf konjunkturell bed<strong>in</strong>gte Mehre<strong>in</strong>nahmen<br />

vertraut werden. Vielmehr s<strong>in</strong>d durch steuerpolitische<br />

Maûnahmen Mehre<strong>in</strong>nahmen

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