26.12.2012 Aufrufe

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

Parteitag der SPD in Hannover

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Bundeslän<strong>der</strong>n während <strong>der</strong> letzten 15<br />

Jahre mehr als verdreifacht, jedoch konzentrieren<br />

sich Frauen <strong>in</strong>nerhalb dieses Feldes<br />

wie<strong>der</strong>um auf sehr wenige, frauentypische<br />

Aufgaben, während ihnen gerade die<br />

mo<strong>der</strong>nen, entwicklungsfähigen Bereiche<br />

weiterh<strong>in</strong> verschlossen bleiben.<br />

In <strong>der</strong> ehemaligen DDR, wo die Berufsstruktur<br />

nicht ganz so geschlechtsspezifisch<br />

bestimmt war, gleicht sich die Berufswahl<br />

<strong>der</strong> Frauen mittlerweile dem Westen an.<br />

Obwohl die Herausbildung neuer Berufe<br />

vor allem im Dienstleistungsbereich die<br />

Zugangschancen für Frauen im mittleren<br />

Qualifikationsbereich des Erwerbssystems<br />

erhöht haben, bleiben Führungspositionen<br />

für Frauen <strong>in</strong> sämtlichen Arbeitsmarktsegmenten<br />

immer noch schwer erreichbar.<br />

Frauen verbleiben <strong>in</strong> sehr viel höherem<br />

Maûe als Männer <strong>in</strong> jenen Positionen, <strong>in</strong><br />

denen sie ihre Erwerbstätigkeit begonnen<br />

haben. Umgekehrt s<strong>in</strong>d Frauen häufiger<br />

vom Risiko des beruflichen Abstiegs<br />

bedroht. Die geschlechtshierarchische<br />

Arbeitsteilung <strong>in</strong> Familie und Erwerbsarbeitsbereich<br />

korrespondiert eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

bed<strong>in</strong>gt sich wechselseitig und wird<br />

immer wie<strong>der</strong> über den jeweils an<strong>der</strong>en<br />

Bereich hergestellt.<br />

Trotz des gesetzlichen Verbotes <strong>der</strong> Lohndiskrim<strong>in</strong>ierung<br />

fand bisher ke<strong>in</strong>e Angleichung<br />

<strong>der</strong> Lebensverhältnisse von Frauen<br />

und Männern statt. Dies liegt e<strong>in</strong>erseits<br />

daran, daû Maûstäbe zur Bewertung von<br />

gleicher und gleichwertiger Arbeit fehlen.<br />

Die Arbeitsbewertung ist nach wie vor e<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>fallstor für die relative Abwertung typischer<br />

¹Frauenª-Tätigkeiten.<br />

E<strong>in</strong>e gerechte Entlohnung von Frauen und<br />

Männern kann nur gel<strong>in</strong>gen, wenn durch<br />

e<strong>in</strong>e konsequent betriebene Umverteilungspolitik<br />

von oben nach unten, Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>e verstärkte Teilhabe an erzielten<br />

Produktivitätszugew<strong>in</strong>nen ermöglicht wird.<br />

Kurzfristig sollen Lohnerhöhungen <strong>in</strong><br />

Tarifverträgen nicht mehr nur prozentual,<br />

son<strong>der</strong>n auch durch Sockelbeträge für<br />

untere E<strong>in</strong>kommen erfolgen. Diese Umverteilungspolitik<br />

muû verbunden se<strong>in</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er Umstrukturierung des Berufswahlver-<br />

haltens und wenn Karriereblockaden für<br />

Frauen abgebaut werden, um ihnen e<strong>in</strong>en<br />

Aufstieg <strong>in</strong> <strong>der</strong> betrieblichen Hierarchie zu<br />

ermöglichen.<br />

3.2. Arbeit an<strong>der</strong>s verteilen<br />

Nach etlichen Jahren Reallohnverzicht ist<br />

es zwar traurige Wahrheit, daû so mancher<br />

Monatslohn nur durch die Aufstockung<br />

von bis zu 80 Überstunden zum Leben<br />

reicht. Dieser Überstunden-Rekord ist aus<br />

Sicht <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen ± zumeist männlichen ±<br />

Beschäftigten zwar verständlich, trotzdem<br />

gesamtwirtschaftlich nicht mehr h<strong>in</strong>zunehmen.<br />

Wo die Erwerbsarbeit im Unternehmen<br />

für hun<strong>der</strong>te von Überstunden reicht,<br />

dort reicht sie auch für die E<strong>in</strong>stellung von<br />

zusätzlichen Arbeitskräften.<br />

In <strong>der</strong> Bundesrepublik beschreibt das Vollzeitarbeitsverhältnis<br />

als sogenanntes Normalarbeitsverhältnis<br />

die Standards und<br />

Normen, die zu e<strong>in</strong>em ausreichend abgesicherten<br />

Beschäftigungsverhältnis gehören.<br />

Es s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> elementare Schutzfunktionen<br />

h<strong>in</strong>sichtlich des Bestands des Arbeitsverhältnisses<br />

und e<strong>in</strong>er h<strong>in</strong>reichenden sozialen<br />

Absicherung e<strong>in</strong>geschlossen. Jede(r)<br />

Beschäftigte im Normalarbeitsverhältnis<br />

kann somit an den gesetzlichen und tarifvertraglichen<br />

Absicherungen, angefangen<br />

vom Arbeitsschutz bis zur Mitbestimmung,<br />

une<strong>in</strong>geschränkt partizipieren. Am Normalarbeitsverhältnis<br />

kann <strong>der</strong> Grad von Absicherung<br />

<strong>der</strong> verschiedenen Arbeitsverhältnisse<br />

gemessen werden. Darüberh<strong>in</strong>aus ist<br />

das öffentliche Leben, angefangen von den<br />

Öffnungszeiten von Behörden und<br />

Geschäften bis h<strong>in</strong> zu Veranstaltungen im<br />

kulturellen o<strong>der</strong> politischen o<strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />

Bereich mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

stark auf das Normalarbeitsverhältnis, als<br />

Regelfall für den Rhythmus von Arbeitszeit<br />

und Freizeit, ausgerichtet. Die Teilnahme<br />

am öffentlichen Leben ist somit nicht<br />

zuletzt durch die Qualität des jeweiligen<br />

Arbeitsverhältnisses def<strong>in</strong>iert.<br />

Bei dem öffentlichen Angebot an sozialen<br />

Diensten, wie z. B. den Öffnungszeiten von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuungse<strong>in</strong>richtungen und Schulen,<br />

wird allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong>e Rücksicht auf die<br />

119

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!