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Parteitag der SPD in Hannover

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zusammen. Die Zahlen belegen dies:<br />

55 Prozent des deutschen Auûenhandels<br />

werden mit EU-Staaten abgewickelt,<br />

67 Prozent betreffen die G7-Staaten. Von<br />

den deutschen Direkt<strong>in</strong>vestitionen bleiben<br />

immerh<strong>in</strong> 62 Prozent <strong>in</strong> <strong>der</strong> EU, <strong>in</strong> die<br />

mittel- und osteuropäischen Reformlän<strong>der</strong><br />

gehen gerade 4,3 Prozent, nach Asien nur<br />

1,6 Prozent <strong>der</strong> Mittel.<br />

Deutschland ist aufgrund se<strong>in</strong>er wirtschaftlichen<br />

Führungsstellung <strong>in</strong> Europa <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, den wirtschaftspolitischen Kurs <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> EU entscheidend zu bee<strong>in</strong>flussen. Die<br />

deutsche Politik muû diesen E<strong>in</strong>fluû geltend<br />

machen und kooperative Strategien<br />

verfolgen: Wir wollen e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

europäische Wirtschaftspolitik, die sich<br />

zum Ziel setzt, Steuern und Sozialstandards<br />

zu harmonisieren und Wachstum und<br />

Beschäftigung durch konzertierte Investitionsprogramme<br />

zu sichern. Wir s<strong>in</strong>d auûerdem<br />

für e<strong>in</strong>e Währungsunion, die Berechenbarkeit<br />

schafft, ohne durch<br />

unangemessene Stabilitätskriterien Konjunktur<br />

und Beschäftigung zu gefährden.<br />

2.3.1 Europäische Steuerpolitik<br />

Wenn alle an<strong>der</strong>en Voraussetzungen gleich<br />

s<strong>in</strong>d, wan<strong>der</strong>n Unternehmen an den Standort<br />

ab, <strong>der</strong> mit den niedrigsten Steuern<br />

wirbt. Deswegen zw<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>seitige Steuersenkungen<br />

e<strong>in</strong>er Nation vergleichbare<br />

Standorte ihrerseits zu Senkungen. Zwei<br />

Jahrzehnte europäischer Steuersenkungswettlauf<br />

haben so dazu geführt, daû die<br />

Belastungen auf den Produktionsfaktor<br />

Kapital ständig zurückgegangen, die auf<br />

den Faktor Arbeit jedoch gestiegen s<strong>in</strong>d.<br />

Zwischen 1980 und 1994 wachsen Steuern<br />

und Abgaben auf Arbeit von 34,7 auf<br />

40,5 Prozent, diejenigen auf Kapital, selbständige<br />

Arbeit, Energie und natürliche<br />

Ressourcen sanken h<strong>in</strong>gegen von 44,1 auf<br />

35,2 Prozent. Damit verteuert <strong>der</strong> Steuerwettbewerb<br />

Beschäftigung und ist auf diesem<br />

Weg für Arbeitslosigkeit mitverantwortlich.<br />

Auch um den nötigen staatlichen<br />

F<strong>in</strong>anzspielraum zu erhalten, ist e<strong>in</strong>e ausreichende<br />

Besteuerung von Unternehmensgew<strong>in</strong>nen<br />

unverzichtbar. Die Standortfaktoren<br />

Infrastruktur und Bildung,<br />

Forschung, sozialer Friede und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>takte<br />

Umwelt müssen f<strong>in</strong>anziert werden. Um die<br />

Drehung <strong>der</strong> Abwärtsspirale zu stoppen,<br />

müssen die europäischen Unternehmenssteuern<br />

harmonisiert werden. Die effektiven<br />

Steuersätze müssen dazu angeglichen,<br />

Steueroasen müssen ausgetrocknet werden.<br />

Die wirkungsvolle Besteuerung von Vermögense<strong>in</strong>künften<br />

kann bislang umgangen<br />

werden, weil Z<strong>in</strong>sen <strong>in</strong> <strong>der</strong> europäischen<br />

Union nicht e<strong>in</strong>heitlich besteuert werden<br />

und das Bankgeheimnis Steuerflüchtige<br />

schützt. E<strong>in</strong>e effektive nationale Besteuerung<br />

von Z<strong>in</strong>se<strong>in</strong>künften muû also durch<br />

europäische Maûnahmen flankiert werden.<br />

Wir for<strong>der</strong>n deshalb Kontrollmitteilungen<br />

<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anz<strong>in</strong>stitute an die F<strong>in</strong>anzbehörden<br />

des Heimatlandes <strong>der</strong> Geldanleger und<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche europäische Quellensteuer.<br />

Diese Quellensteuer sollte nicht<br />

unter den deutschen Quellensteuersätzen<br />

liegen. E<strong>in</strong> Steuersatz von nur 15 Prozent<br />

(wie von <strong>der</strong> europäischen Kommission<br />

vorgeschlagen) ersche<strong>in</strong>t uns zu niedrig<br />

und damit <strong>in</strong>effizient.<br />

Der Preis für e<strong>in</strong>e Harmonisierung von<br />

Unternehmens- und Z<strong>in</strong>ssteuern könnte<br />

für die Bundesrepublik e<strong>in</strong>e Anhebung <strong>der</strong><br />

Mehrwertsteuern se<strong>in</strong>. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

europäischen Mehrwertsteuerharmonisierung,<br />

<strong>in</strong>sb. mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des<br />

Ursprungslandpr<strong>in</strong>zips, wird <strong>der</strong> Druck auf<br />

Deutschland wachsen, se<strong>in</strong>en Normalsatz<br />

von 15 Prozent weiter anzuheben. Auch<br />

aus e<strong>in</strong>em zweiten Grund wird es e<strong>in</strong>en<br />

Trend h<strong>in</strong> zu den <strong>in</strong>direkten Steuern<br />

geben: Die Mehrwertsteuer ist an den<br />

Marktplatz gebunden und damit schwerer<br />

zu umgehen als Steuern auf Vermögenso<strong>der</strong><br />

Unternehmere<strong>in</strong>künfte. Als Sozialdemokraten<br />

müssen wir for<strong>der</strong>n, daû e<strong>in</strong>e<br />

Erhöhung <strong>der</strong> Mehrwertsteuer als allerletzte<br />

Maûnahme <strong>der</strong> europäischen Steuerharmonisierung<br />

und nur dann erfolgt,<br />

wenn Vermögense<strong>in</strong>künfte und Unternehmensgew<strong>in</strong>ne<br />

ausreichend besteuert wurden.<br />

Sie müûte für die Empfänger von<br />

Sozialtransfers und für die Bezieher von<br />

kle<strong>in</strong>eren und mittleren E<strong>in</strong>kommen kompensiert<br />

werden. Dies kann durch die<br />

Erhöhung von Sozialhilfe, Rentenzahlun-<br />

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