Parteitag der SPD in Hannover
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Rückstände o<strong>der</strong> gar Vollstreckungsfälle<br />
gibt es kaum!<br />
(33) Die <strong>SPD</strong> muû deshalb für e<strong>in</strong> klares<br />
Ja zur Fortführung bzw. Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>führung<br />
<strong>der</strong> Vermögensteuer e<strong>in</strong>treten. Im Fall<br />
e<strong>in</strong>er verobjektivierten Unternehmensbesteuerung<br />
(s.o.) kann die Vermögensbesteuerung<br />
auf das private Vermögen konzentriert<br />
werden. Den Vorgaben des<br />
BVerfG für e<strong>in</strong>e höhere Bewertung <strong>der</strong><br />
Immobilien ist Rechnung zu tragen. Freizustellen<br />
ist im wesentlichen nur <strong>der</strong> Wert<br />
e<strong>in</strong>es ¹normalen Gebrauchsvermögensª im<br />
Wert etwa 500 Tsd. Mark. Angesichts von<br />
sozialer Schieflage und dr<strong>in</strong>gend notwendigen<br />
öffentlichen Investitionen muû sich die<br />
<strong>SPD</strong> gerade hier zu e<strong>in</strong>em deutlichen<br />
Schritt nach vorne bekennen und die möglichen<br />
Spielräume nutzen und erkämpfen:<br />
So hat das DIW errechnet, daû bei Freistellung<br />
des üblichen Gebrauchsvermögens<br />
und e<strong>in</strong>em Steuersatz von e<strong>in</strong>em Prozent<br />
auf e<strong>in</strong> Aufkommen <strong>der</strong> Vermögensteuer<br />
von 37 Mrd. Mark zu erzielen ist (bisheriges<br />
Aufkommen 8 Mrd.). Wegen unverme<strong>in</strong>dlicher<br />
Bewertungsabschläge und<br />
zusätzlicher persönlicher ± ger<strong>in</strong>ger ± Freibeträge<br />
(K<strong>in</strong><strong>der</strong>) verbleibt bei <strong>der</strong> Vermögensteuer<br />
noch immer e<strong>in</strong>e Differenz zwischen<br />
tatsächlichem und steuerpflichtigem<br />
Vermögen. Auch wenn das Betriebsvermögen<br />
auûer Ansatz bleiben soll, ist kurzfristig<br />
e<strong>in</strong>e Verdopplung des bisherigen Vermögensteueraufkommens<br />
möglich und<br />
auch geboten.<br />
(34) Diese Grundsätze gelten <strong>in</strong> gleicher<br />
Weise für die Erbschaftssteuer.<br />
(35) E<strong>in</strong>e klare und konsequente Vermögensbesteuerung<br />
± wie hier gefor<strong>der</strong>t ± ist<br />
auch vom Grundgedanken e<strong>in</strong>es sozialen<br />
und f<strong>in</strong>anziellen Lastenausgleichs legitimiert.<br />
Die <strong>SPD</strong> kann und darf dem Konflikt<br />
nicht ausweichen, son<strong>der</strong>n muû es<br />
offen ansprechen: die Radikalität des bevorstehenden<br />
gesellschaftlichen Umbruchs, die<br />
dramatische Gefahr des ökonomischen<br />
Abrutschens erfor<strong>der</strong>t auch e<strong>in</strong>e gewisse<br />
Radikalität des politischen E<strong>in</strong>griffs. E<strong>in</strong>e<br />
e<strong>in</strong>prozentige Vermögenssteuer auf höhere<br />
private Vermögen ist alles an<strong>der</strong>e als e<strong>in</strong><br />
206<br />
revolutionäres Unterfangen, denn dieser<br />
Steuersatz war über Jahrzehnte nichts als<br />
e<strong>in</strong>e platte Normalität. Das Verfassungsgericht<br />
hat ausdrücklich erklärt, daû e<strong>in</strong>e<br />
befristete erhöhte ± auch deutlich erhöhte<br />
± Vermögensbesteuerung zulässig ist, wenn<br />
sie <strong>der</strong> Gesetzgeber an e<strong>in</strong>en bestimmten<br />
Zweck b<strong>in</strong>det und aus e<strong>in</strong>er aktuellen Son<strong>der</strong>situation<br />
heraus verfügt (z. B. wie früherer<br />
Lastenausgleich). Die <strong>SPD</strong> sollte sich<br />
deshalb zu e<strong>in</strong>er befristeten Son<strong>der</strong>abgabe<br />
auf groûe Vermögen bekennen. Diese<br />
Abgabe setzt am s<strong>in</strong>nvollsten an <strong>der</strong> Vermögensteuer<br />
an.<br />
H<strong>in</strong>terziehung, Steuerflucht, Kapitalverkehr<br />
(36) Steuerh<strong>in</strong>terziehung wie Wirtschaftskrim<strong>in</strong>alität<br />
müssen entschieden bekämpft<br />
werden. Die <strong>SPD</strong> muû hier erkennbare<br />
Signale setzen, die <strong>SPD</strong>-regierten Län<strong>der</strong><br />
sollten beispielgebend wirken. Notwendig<br />
ist vor allem, die präventive Wirkung <strong>der</strong><br />
Steuerbehörden zu stärken. Das Bundesamt<br />
für F<strong>in</strong>anzen, die Son<strong>der</strong>stellen für Auslandsbeziehungen<br />
(sog. Auslandsprüfer)<br />
und die Fahndungs- und Betriebsprüfungsstellen<br />
bei den F<strong>in</strong>anzämtern s<strong>in</strong>d personell<br />
besser auszustatten. Das Bankgeheimnis ist<br />
zu lockern: Kapitale<strong>in</strong>künfte und ggf.<br />
transnationaler Kapitalverkehr s<strong>in</strong>d durch<br />
das recht auf Auskunftsersuchen <strong>der</strong> Steuerbehörden,<br />
Kontrollmitteilungen bzw.<br />
Mitwirkungspflichten <strong>der</strong> Banken effektiver<br />
zu erfassen.<br />
(37) Traditionell hat Steuerh<strong>in</strong>terziehung<br />
und Steuerflucht oft e<strong>in</strong>en grenzüberschreitenden<br />
Charakter. Die Möglichkeiten, sich<br />
nationaler Besteuerung zu entziehen, s<strong>in</strong>d<br />
aber mit <strong>der</strong> Deregulierung des europäischen<br />
und <strong>in</strong>ternationalen Kapitalverkehrs<br />
enorm gewachsen. Die Nationalstaaten<br />
haben sich bei eigener politischer Regulierung<br />
begeben, ohne gleichzeitig auf den<br />
supranationalen Ebenen dementsprechende<br />
Regulationen vorzusehen. E<strong>in</strong>e konsequente<br />
Inlandsbesteuerung muû umsomehr<br />
Fluchtreaktionen e<strong>in</strong>kalkulieren und gegensteuern.<br />
Steuerharmonisierung (hier v. a.<br />
Verbrauchsteuern, Unternehmensteuern)<br />
ist e<strong>in</strong>e Antwort. Mit Blick auf die Steuer-