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Parteitag der SPD in Hannover

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Die Chancen, die Ökologie zum Motor für<br />

die Zukunftsfähigkeit unseres Landes zu<br />

machen, werden von <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

nicht genutzt. Die Umweltpolitik ist von<br />

Stagnation und Rückschritt gekennzeichnet.<br />

Das Versagen beim Klimaschutz o<strong>der</strong><br />

das Abblocken e<strong>in</strong>er ökologischen Steuerreform<br />

zeigen, daû die Bundesregierung<br />

althergebrachten, untauglichen Denkweisen<br />

verhaftet ist. Die Ökologie wird gegen<br />

Wachstum und Beschäftigung gestellt.<br />

Doch je länger mit <strong>der</strong> ökologischen<br />

Mo<strong>der</strong>nisierung gewartet wird, desto<br />

schneller und härter werden wir von den<br />

Folgen <strong>der</strong> Umweltzerstörung getroffen<br />

werden.<br />

V.<br />

Die ökologische Mo<strong>der</strong>nisierung ist nicht<br />

die nachträgliche Beseitigung e<strong>in</strong>getretener<br />

Schäden. Die Grenzen dieser Umweltpolitik<br />

s<strong>in</strong>d weitgehend erreicht. Das zeigen<br />

die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> ökologischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung.<br />

Während es früher um örtlich und regional<br />

begrenzte Umweltverschmutzung g<strong>in</strong>g,<br />

werden heute ± wie beim Abbau <strong>der</strong><br />

lebensschützenden Ozonschicht ± ganze<br />

Kont<strong>in</strong>ente und sogar die Erde <strong>in</strong>sgesamt<br />

<strong>in</strong> Mitleidenschaft gezogen. Während es<br />

früher <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>en engen und<br />

unmittelbaren Zusammenhang zwischen<br />

Ursache und Wirkung <strong>der</strong> Umweltschäden<br />

gab, werden heute ± zum Beispiel durch<br />

die rund 40jährige Anpassungsfrist von Klimaän<strong>der</strong>ungen<br />

± die Folgen oftmals erst<br />

viel später sichtbar.<br />

Waren früher die Verän<strong>der</strong>ungen meistens<br />

kurzfristig und reversibel, so betreffen sie<br />

heute ± so die Entsorgung von Chemieabfällen<br />

o<strong>der</strong> von Atombrennstäben ± unzählige<br />

Generationen. Handelte es sich früher<br />

um überschaubare Konflikte zwischen<br />

Umwelt und Nutzern, haben wir es heute<br />

immer häufiger mit vielfach nicht vorhersehbaren<br />

Rückkoppelungen zu tun, wie <strong>der</strong><br />

Zusammenhang zwischen Energieversorgung,<br />

Landwirtschaft und Aufheizung des<br />

Treibhauseffekts zeigt.<br />

So rasch unser Wissen <strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten<br />

auch vorangeschritten ist, genügt<br />

es doch nicht, verläûliche Aussagen zu<br />

machen, wie viele E<strong>in</strong>griffe die natürlichen<br />

Systeme vertragen und wo die Belastungsgrenzen<br />

für e<strong>in</strong>e auf Dauer angelegte Entwicklung<br />

<strong>der</strong> menschlichen Zivilisation liegen.<br />

Die Quantenphysik hat bereits <strong>in</strong> den<br />

20er Jahren entdeckt, daû manche Reaktionen<br />

überhaupt nicht vorhersehbar s<strong>in</strong>d.<br />

Diese pr<strong>in</strong>zipielle Unsicherheit muû zudem<br />

vor dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> globalen Dynamik<br />

± <strong>der</strong> groûen Ungleichheit <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Welt, dem Bevölkerungswachstum und<br />

dem Nachholbedarf <strong>der</strong> groûen Mehrheit<br />

aller Län<strong>der</strong> ± gesehen werden. Zwar ist<br />

ermutigend, daû die Zuwachsrate <strong>der</strong><br />

Weltbevölkerung fast überall abnimmt.<br />

Aber selbst wenn dieser Trend anhält, wird<br />

sich die Zahl <strong>der</strong> Menschen im nächsten<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t aller Voraussicht nach noch<br />

e<strong>in</strong>mal verdoppeln. Dieser Zuwachs wird<br />

weit überwiegend auf die heute ärmeren<br />

und armen Län<strong>der</strong> entfallen.<br />

Nach den Berechnungen <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen muû sich <strong>in</strong> den nächsten 50 Jahren<br />

das Volumen <strong>der</strong> Weltwirtschaft m<strong>in</strong>destens<br />

verfünf-, wahrsche<strong>in</strong>lich sogar verzehnfachen,<br />

wenn die Grundbedürfnisse<br />

und bescheidensten Ansprüche <strong>der</strong> künftigen<br />

Weltbevölkerung erfüllt werden sollen.<br />

Ohne radikale ökologische Reformen<br />

wären die Folgen e<strong>in</strong>es solchen Wachstums<br />

für die schon heute stark belastete Umwelt<br />

verheerend.<br />

Diese Fakten lassen nur den Schluû zu:<br />

Die Wissenschaft kann die ökologischen<br />

Fragen, die eng mit wirtschaftlichen und<br />

sozialen Interessen verbunden s<strong>in</strong>d, nur<br />

beleuchten und untersuchen, nicht aber<br />

beantworten. Das kann auch <strong>der</strong> globale<br />

Markt nicht, dessen Dynamik gegenüber<br />

sozialen und ökologischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

bl<strong>in</strong>d ist. Deshalb ist es zuerst die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Politik, dafür die Verantwortung zu<br />

übernehmen.<br />

Jetzt steht <strong>der</strong> ökologische Strukturwandel<br />

h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>er ressourceneffizienten und<br />

energieschonenden Wirtschaft auf <strong>der</strong><br />

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