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Parteitag der SPD in Hannover

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Grundsicherung mit dem Charakter e<strong>in</strong>es<br />

Rechtsanspruches, um die Transparenz <strong>der</strong><br />

Sozialleistungen zu erhöhen und die Stigmatisierung<br />

im Zusammenhang mit dem<br />

Sozialhilfebezug aufzuheben.<br />

Vor allem brauchen wir e<strong>in</strong>e soziale<br />

Grundsicherung, die es attraktiv werden<br />

läût, Erwerbsarbeit auch dann aufzunehmen,<br />

wenn ihr Umfang weit unter <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>er Vollzeitstelle liegt. Dazu dürfen<br />

ger<strong>in</strong>ge eigene E<strong>in</strong>kommen nur zu<br />

50 Prozent auf die Sozialtransfers <strong>der</strong><br />

Grundsicherung angerechnet werden. Bei<br />

<strong>der</strong> Anrechnung höherer eigener E<strong>in</strong>kommen<br />

muû gewährleistet se<strong>in</strong>, daû e<strong>in</strong> ausreichen<strong>der</strong><br />

Anreiz zur Aufnahme besser<br />

bezahlter Arbeit besteht und daû gleichzeitig<br />

die Grundsicherung f<strong>in</strong>anzierbar<br />

bleibt. Dazu kann es s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, die<br />

Transferleistungen <strong>der</strong> Grundsicherung<br />

nicht an e<strong>in</strong>er festen E<strong>in</strong>kommensgrenze<br />

e<strong>in</strong>zustellen, son<strong>der</strong>n sie mit steigen<strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>kommenshöhe sukzessive herabzusetzen.<br />

Die Steigerung des Erwerbse<strong>in</strong>kommens<br />

lohnt sich dann durchgängig von<br />

<strong>der</strong> ersten Mark an. Wir verb<strong>in</strong>den mit<br />

<strong>der</strong> steuerf<strong>in</strong>anzierten bedarfsorientierten<br />

Grundsicherung e<strong>in</strong>e starke wirtschaftsund<br />

arbeitsmarktpolitische Akzentuierung.<br />

Die Grundsicherung setzt Anreize zu<br />

mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt,<br />

auf <strong>der</strong> Angebots- wie auf <strong>der</strong> Nachfrageseite.<br />

Sie erleichtert die Erschlieûung<br />

neuer Beschäftigungsfel<strong>der</strong>. Sie verbessert<br />

die Voraussetzungen für Selbständigkeit<br />

und Eigen<strong>in</strong>itiative und leistet e<strong>in</strong>en Beitrag<br />

zur Entspannung <strong>der</strong> Situation auf<br />

dem Arbeitsmarkt.<br />

Das seit vielen Jahren diskutierte Modell<br />

e<strong>in</strong>er ¹negativen E<strong>in</strong>kommenssteuerª ist<br />

langfristig gesehen das umfassendste Pr<strong>in</strong>zip<br />

zum Erhalt unserer sozialstaatlichen<br />

Grundlagen. Alle Modelle, die darauf<br />

abzielen, e<strong>in</strong>en schrittweisen Übergang von<br />

Sozialleistungen h<strong>in</strong> zu Erwerbse<strong>in</strong>kommen<br />

f<strong>in</strong>anziell lohnend zu gestalten ± egal<br />

ob Grundsicherung, Kombilohn o<strong>der</strong><br />

¹negative E<strong>in</strong>kommenssteuerª ± haben<br />

e<strong>in</strong>en gesetzlichen M<strong>in</strong>destlohn als Voraussetzung.<br />

292<br />

4. Reformvorschläge für den<br />

Mo<strong>der</strong>nisierungsprozeû<br />

Auf dem Weg zu e<strong>in</strong>er steuerf<strong>in</strong>anzierten<br />

Grundsicherung können kurz- bis mittelfristig<br />

durch vorgezogene Reformen die<br />

Akzeptanz für die Logik <strong>der</strong> Systemreform<br />

erhöht, die Voraussetzungen h<strong>in</strong>sichtlich<br />

e<strong>in</strong>er Flexibilisierung bei den Trägern<br />

geschaffen und die Orientierung des<br />

Sicherungssystem auf die Stärkung von<br />

Eigenverantwortung und Autonomie vorbereitet<br />

werden. Wir benötigen mehr<br />

Phantasie, um e<strong>in</strong>e aktive Arbeitsmarktpolitik<br />

zu erreichen, die den Erwerbslosen<br />

¹neue Brückenª zum Arbeitsmarkt errichtet.<br />

Den Weg <strong>in</strong> die Wie<strong>der</strong>beschäftigung ebnen<br />

Das Beschäftigungsvolumen wenig<br />

produktiver Dienstleistungen wird auf <strong>der</strong><br />

Nachfrageseite durch hohe Arbeitskosten,<br />

auf <strong>der</strong> Angebotsseite durch die im<br />

Vergleich zum ger<strong>in</strong>gen Nettoe<strong>in</strong>kommen<br />

gröûere Attraktivität <strong>der</strong> Sozialtransfers<br />

begrenzt. Für die Empfänger von<br />

Sozialhilfe ist die Aufnahme ger<strong>in</strong>g entlohnter<br />

o<strong>der</strong> Teilzeitarbeit oft weniger<br />

attraktiv als <strong>der</strong> Verbleib <strong>in</strong> <strong>der</strong> Transferleistung.<br />

Durch e<strong>in</strong>e dauerhafte Ausweitung <strong>der</strong><br />

Beschäftigung <strong>in</strong> den b<strong>in</strong>nenabsatz-orientierten<br />

Dienstleistungsbereichen können<br />

Menschen, die sonst zur Langzeitarbeitslosigkeit<br />

verurteilt s<strong>in</strong>d, ihren Platz f<strong>in</strong>den<br />

und ggf. den Weg zurück <strong>in</strong> besser<br />

bezahlte Beschäftigung. Die für die Absicherung<br />

des Existenzm<strong>in</strong>imums e<strong>in</strong>zusetzenden<br />

Mittel müssen <strong>in</strong> höherem Maûe<br />

als bisher statt zur F<strong>in</strong>anzierung von<br />

Arbeitslosigkeit für diese dauerhafte Ausweitung<br />

<strong>der</strong> Beschäftigung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. Statt dessen ist kurzfristig e<strong>in</strong>e<br />

Pauschalierung vieler Sozialhilfe-E<strong>in</strong>malzahlungen<br />

notwendig, was mit e<strong>in</strong>er Erhöhung<br />

<strong>der</strong> Regelsätze e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>ge. Längerfristig<br />

geht jedoch ke<strong>in</strong> Weg an e<strong>in</strong>er<br />

grundlegenden Reform <strong>in</strong> Richtung e<strong>in</strong>er<br />

bedarfsorientierten Grundsicherung vorbei.

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