Parteitag der SPD in Hannover
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Sozial- und Gesundheitspolitik<br />
Antrag I 167<br />
Landesverband Bayern<br />
Für e<strong>in</strong>e Reform des Sozialstaates<br />
Die <strong>SPD</strong> for<strong>der</strong>t alle Glie<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong><br />
<strong>SPD</strong> auf, die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung um die<br />
Zukunft des Sozialstaates und damit um<br />
die zukünftige gesellschaftliche Entwicklung<br />
offensiv zu führen. Dieser Sozialstaat<br />
ist we<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Schönwettere<strong>in</strong>richtung<br />
noch ist er vom Himmel gefallen. Er ist<br />
Ergebnis langer und harter Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />
um mehr soziale Gerechtigkeit,<br />
Solidarität und Demokratie <strong>in</strong> Wirtschaft,<br />
Gesellschaft und Staat. Se<strong>in</strong> Ziel ist es,<br />
die grundlegenden Interessen und Ansprüche<br />
<strong>der</strong> Menschen auf humane und nützliche<br />
Arbeit, auf gesundheitsgerechte<br />
Lebensbed<strong>in</strong>gungen, soziale Sicherheit,<br />
angemessene Wohnbed<strong>in</strong>gungen und<br />
gleichberechtigte Teilhabe aller am gesellschaftlichen<br />
Leben zur Geltung zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Es gibt ke<strong>in</strong>en Grund, von diesen<br />
Zielen abzurücken. Ke<strong>in</strong>es dieser Ziele<br />
wird durch die sich selbst überlassenen<br />
Marktkräfte erreicht. Hierzu bedarf es des<br />
gestaltenden E<strong>in</strong>griffs des aktiven Sozialstaates.<br />
Er ist soziales Gegenpr<strong>in</strong>zip und<br />
zugleich politisches Korrektiv zu e<strong>in</strong>er<br />
kapitalistischen Marktwirtschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
sich die gesellschaftliche Entwicklung<br />
nach den Zwängen privater Kapitalverwertung,<br />
wirtschaftlicher Konkurrenzpr<strong>in</strong>zipien<br />
und gesellschaftlicher Privilegien<br />
weniger ausrichtet.<br />
Deshalb zählt es zu den zentralen Aufgaben<br />
für die Sozialdemokratie, <strong>der</strong> unter dem<br />
Dach <strong>der</strong> Standortdiskussion gefor<strong>der</strong>ten<br />
Rückführung sozialpolitischer Regulierungen<br />
und <strong>der</strong> Privatisierung gesellschaftlicher<br />
Risiken entgegenzutreten.<br />
286<br />
Massenarbeitslosigkeit bekämpfen ±<br />
Arbeitnehmerrechte stärken<br />
Zentrales Problem unserer Gesellschaft ist<br />
die ständig steigende Massenarbeitslosigkeit.<br />
Sie ist nicht nur die Hauptursache für<br />
die F<strong>in</strong>anzierungsprobleme <strong>der</strong> Sozialversicherungen<br />
und <strong>der</strong> desolaten Lage aller<br />
öffentlichen Haushalte. Sie gefährdet langfristig<br />
auch das demokratische Zusammenleben<br />
<strong>in</strong> unserer Gesellschaft.<br />
Deshalb bedarf es e<strong>in</strong>er Wirtschafts-,<br />
Haushalts- und Steuerpolitik, die die<br />
Nachfrage <strong>der</strong> Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen und<br />
Arbeitnehmer, <strong>der</strong> Techniker und Ingenieure,<br />
<strong>der</strong> Handwerker und des <strong>in</strong>novativen<br />
Mittelstands verbessert und die <strong>in</strong>vestive<br />
Kraft <strong>der</strong> Städte und Geme<strong>in</strong>den<br />
wie<strong>der</strong>herstellt.<br />
Die <strong>SPD</strong> setzt deshalb auf e<strong>in</strong>e Reform<br />
unseres Steuersystems, die auf Seriosität<br />
und Verläûlichkeit setzt. Steuern s<strong>in</strong>d und<br />
bleiben die Haupte<strong>in</strong>nahmequelle für die<br />
öffentlichen Haushalte. Da sich auch heute<br />
nur die wirklich Reichen e<strong>in</strong>en armen Staat<br />
leisten können, darf e<strong>in</strong>e Steuerreform die<br />
f<strong>in</strong>anziellen und damit politischen Handlungsmöglichkeiten<br />
des Staates nicht weiter<br />
bee<strong>in</strong>trächtigen. Dies heiût nicht, daû e<strong>in</strong>e<br />
Steuerreform nicht nötig ist. Im Gegenteil:<br />
Die Bundesrepublik entwickelt sich zunehmend<br />
zu e<strong>in</strong>em Lohnsteuerstaat. Deshalb<br />
muû e<strong>in</strong>e sozialdemokratische Steuerreform<br />
darauf abzielen, <strong>der</strong> zunehmenden<br />
Schieflage <strong>der</strong> Verteilung von E<strong>in</strong>kommen<br />
und Vermögen gegenzusteuern, die Massene<strong>in</strong>kommen<br />
und damit die brachliegende<br />
B<strong>in</strong>nennachfrage zu stabilisieren und<br />
Anreize für e<strong>in</strong>e ökologische Mo<strong>der</strong>nisierung<br />
unserer Industriegesellschaft zu<br />
geben.<br />
Die Belastung von Rentnern und Arbeitslosen,<br />
von Schichtarbeitern und Pendlern zur<br />
F<strong>in</strong>anzierung e<strong>in</strong>er solchen Steuerreform,