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Parteitag der SPD in Hannover

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Der entscheidende Unterschied zu früheren<br />

Generationen ist heute die ausgesprochen<br />

hohe Berufsorientierung unter jungen<br />

Frauen <strong>in</strong> Ost- und Westdeutschland.<br />

Dabei haben im Osten die Töchter schon<br />

ihre Mütter zum Vorbild, im Westen differieren<br />

hier Tochter- und Muttergeneration<br />

erheblich.<br />

Junge Frauen wollen genau wie junge<br />

Männer e<strong>in</strong>e gute Ausbildung erhalten und<br />

e<strong>in</strong>en Beruf erlernen und ergreifen, <strong>der</strong><br />

ihren Fähigkeiten und Kompetenzen angemessen<br />

ist und sie f<strong>in</strong>anziell unabhängig<br />

macht.<br />

Dennoch gibt es e<strong>in</strong>en ganz entscheidenden<br />

Unterschied <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensplanung<br />

junger Frauen und Männer. Wichtigstes<br />

Merkmal <strong>der</strong> Vorstellung von Selbstverwirklichung<br />

junger Frauen ist ihr ¹Doppelter<br />

Lebensentwurfª, d.h. sie stellen Beruf<br />

und Privatleben gleichberechtigt nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Der Wunsch nach Vere<strong>in</strong>barkeit bei<strong>der</strong><br />

Bereiche mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> prägt ihre<br />

Lebensgestaltung.<br />

Dabei umfaût die e<strong>in</strong>e Säule das Streben<br />

nach Bildung und Erwerbstätigkeit und die<br />

an<strong>der</strong>e Säule den gesamten privaten<br />

Bereich (Pflege zwischenmenschlicher<br />

Beziehungen, Hobbies, politisches Engagement,<br />

Haus- und Familienarbeit, etc.).<br />

Damit entwickeln junge Frauen e<strong>in</strong>en<br />

umfassen<strong>der</strong>en Lebensanspruch als Männer.<br />

Männliche Lebensentwürfe orientieren<br />

sich nach wie vor fast ausschlieûlich an <strong>der</strong><br />

Erwerbstätigkeit. Zwar haben natürlich<br />

auch junge Männer e<strong>in</strong> Privatleben. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

hat dies <strong>in</strong> ihrer Lebensplanung<br />

e<strong>in</strong>en deutlich ger<strong>in</strong>geren Stellenwert.<br />

Natürlich s<strong>in</strong>d die Lebenspläne junger<br />

Frauen sehr unterschiedlich. Junge Frauen<br />

wählen ganz verschiedenartige Wege, ihr<br />

Leben zu gestalten. Trotzdem existiert e<strong>in</strong><br />

grundlegen<strong>der</strong> Unterschied zwischen den<br />

Geschlechtern: Während Männer <strong>in</strong> ihrer<br />

Lebensplanung davon ausgehen, daû das<br />

Private automatisch <strong>in</strong> ihre Erwerbsbiographie<br />

e<strong>in</strong>fügen läût, bauen es Frauen <strong>in</strong> ihre<br />

Lebensgestaltung von Beg<strong>in</strong>n an bewuût<br />

e<strong>in</strong>.<br />

116<br />

Im ¹Doppelten Lebensentwurfª ist die<br />

Erwerbsarbeit ebenso zentral wie <strong>der</strong> private<br />

Bereich und bestimmend für das<br />

Selbstverständnis von Menschen. Erwerbsarbeit<br />

kann ohne den privaten Bereich<br />

nicht stattf<strong>in</strong>den: die Erledigung <strong>der</strong> Hausund<br />

Familienarbeit und die Pflege zwischenmenschlicher<br />

Beziehungen ermöglichen<br />

erst den beruflichen Lebensweg und<br />

haben darüber h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>e eigene Lebensqualität.<br />

Wer sich nur auf den beruflichen<br />

o<strong>der</strong> nur auf den privaten Lebensbereich<br />

beschränkt, vernachlässigt jeweils e<strong>in</strong>en<br />

entscheidenen Teil des Lebens. Die <strong>SPD</strong><br />

hält dagegen an e<strong>in</strong>em ganzheitlichen Bild<br />

von Lebensgestaltung fest. Danach ist die<br />

Vere<strong>in</strong>barung bei<strong>der</strong> Lebensbereiche Ausgangspunkt<br />

für jede Emanzipation des<br />

Menschen und Voraussetzung für die Entwicklung<br />

gleichberechtigter Lebensverhältnisse<br />

für alle Menschen.<br />

Doch nach 14 Jahren Kohl-Regierung hat<br />

e<strong>in</strong> ganzheitlicher Lebensentwurf ke<strong>in</strong>erlei<br />

Chance auf Verwirklichung:<br />

± In Zeiten anhalten<strong>der</strong> Massenarbeitslosigkeit<br />

werden Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />

zunehmend <strong>in</strong> den Bereich <strong>der</strong> Hausund<br />

Familienarbeit und <strong>in</strong> nicht sozial<br />

abgesicherte Jobs zurückgedrängt, während<br />

immer weniger männliche Beschäftigte<br />

immer mehr an Erwerbsarbeit leisten.<br />

± Immer weniger junge Menschen haben<br />

noch e<strong>in</strong>e Chance auf e<strong>in</strong>en Ausbildungsplatz,<br />

wobei junge Frauen nach wie<br />

vor vor <strong>der</strong> Entscheidung stehen, entwe<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>en schlecht bezahlten Beruf o<strong>der</strong><br />

gar ke<strong>in</strong>en zu erlernen.<br />

± Teilweise zuvor vergesellschaftete Reproduktionsarbeiten,<br />

wie z. B. die K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung<br />

o<strong>der</strong> die Pflege alter Menschen,<br />

werden wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> die kostenlosen Hände<br />

<strong>der</strong> Mütter und (Schwieger-)Töchter<br />

zurückgegeben.<br />

Daher haben die meisten Frauen die<br />

¹Kompromiûl<strong>in</strong>ieª schon gleich mit im<br />

Kopf. Obwohl sich viele Männer wie<br />

Frauen gleichermaûen K<strong>in</strong><strong>der</strong> wünschen,<br />

verb<strong>in</strong>den sich damit unterschiedliche Aufgaben<br />

und Ansprüche. Die Aufgaben, die

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