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Parteitag der SPD in Hannover

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Erdgipfel von Rio aufgezeigt hat, können<br />

die Zukunft <strong>der</strong> menschlichen Zivilisation<br />

sichern. Wir stellen uns dieser Verantwortung.<br />

Die Wechselwirkungen zwischen Mensch<br />

und Umwelt s<strong>in</strong>d so alt wie unsere Zivilisation<br />

selbst. Seit <strong>der</strong> <strong>in</strong>dustriellen Revolution<br />

hat die Menschheit die Fähigkeit zu<br />

Wachstum und Beschleunigung, zu Verän<strong>der</strong>ung<br />

und Vermehrung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiger<br />

Weise gesteigert. Diese beispiellose<br />

Zunahme an Geschw<strong>in</strong>digkeit, Komplexität<br />

und Ausmaû haben e<strong>in</strong>e äuûerst problematische<br />

Dimension gegeben. Ökologische<br />

Grenzen werden sichtbar. Die Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Natur und die Schädigungen <strong>der</strong><br />

Gesundheit machen uns täglich ärmer. In<br />

den letzten Jahrzehnten ist die Erkenntnis<br />

gewachsen, daû diese Entwicklung auf<br />

Dauer nicht mit den begrenzten Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Erde zu vere<strong>in</strong>baren ist. Deshalb<br />

müssen wir zu e<strong>in</strong>er maûvollen Nutzung<br />

<strong>der</strong> Ressourcen kommen, die die Grundlagen<br />

des menschlichen Lebens nicht zerstört.<br />

Seit Anfang des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts hat sich<br />

die Weltbevölkerung verachtfacht und die<br />

durchschnittliche Lebensdauer mehr als<br />

verdoppelt. Der Güterverkehr und die<br />

Arbeitsteilung haben e<strong>in</strong>en globalen Charakter<br />

angenommen. Alle<strong>in</strong> das <strong>in</strong>ternationale<br />

Handelsvolumen hat sich um den Faktor<br />

900 erhöht und macht heute über e<strong>in</strong><br />

Drittel des globalen Bruttosozialprodukts<br />

aus. Die weltweite Vernetzung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Informationstechnologien und Transportmittel,<br />

<strong>der</strong>en Kosten nicht die ökologische<br />

und soziale Wahrheit sagen, bewirken<br />

die Auflösung <strong>der</strong> bisherigen Ordnung von<br />

Zeit und Raum. Dadurch werden Produktivität<br />

und Globalisierung weiter gesteigert.<br />

E<strong>in</strong> weiterer bedeutsamer Faktor ist die<br />

weltweite Zirkulation und Umwandlung<br />

von chemischen Elementen wie Kohlenstoff,<br />

Sauerstoff, Stickstoff, Phosphor und<br />

Schwefel ± allesamt Grundstoffe des<br />

Lebens. In Form von Kohlendioxid,<br />

Methan o<strong>der</strong> Stockoxiden werden die <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Atmosphäre angereichert und verän<strong>der</strong>n<br />

dort das globale Klima.<br />

230<br />

Wie gravierend die E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> die Natur<br />

s<strong>in</strong>d, zeigt sich auch an <strong>der</strong> Verarmung <strong>der</strong><br />

Landschaften. In den letzten 200 Jahren<br />

s<strong>in</strong>d über sechs Millionen Quadratkilometer<br />

Wald verlorengegangen. Das ist rund<br />

die Hälfte <strong>der</strong> Fläche Europas. In groûen<br />

Flüssen hat sich die Sedimentfracht verdreifacht.<br />

Durch die Intensivierung <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft wird heute achtmal soviel<br />

wertvolle Bodenkrume weggespült wie vor<br />

300 Jahren.<br />

IV.<br />

Mit dem Wissen um die Umweltgefahren<br />

s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Wissenschaft, Wirtschaft und<br />

Gesellschaft, vor allem aber <strong>der</strong> Politik,<br />

e<strong>in</strong>e groûe Verantwortung zugewachsen,<br />

<strong>der</strong> sie bislang nicht gerecht werden. Das<br />

gilt auch für unser Land, wo die Bundesregierung<br />

für den lähmenden Wi<strong>der</strong>spruch<br />

zwischen Ankündigungen und Taten verantwortlich<br />

ist.<br />

Die klimaschädlichen CO 2-Emissionen steigen<br />

seit Ende 1995 auch gesamtdeutsch<br />

wie<strong>der</strong> deutlich an; <strong>in</strong> den Gewässern<br />

nimmt <strong>der</strong> Anteil hormonell wirken<strong>der</strong><br />

Stoffe zu; <strong>der</strong> Flächenverbrauch ist ungebrochen;<br />

<strong>der</strong> Verlust an biologischer Vielfalt<br />

schreitet weiter voran. Damit wird<br />

nicht nur das Notwendige versäumt, es<br />

werden auch groûe Zukunftschancen vertan.<br />

Unser Land hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umweltpolitik deutlich<br />

an Boden verloren. Beim Export von<br />

Umwelttechnologien ist die Bundesrepublik<br />

nach <strong>der</strong> OECD-Statistik vom 1. auf<br />

den 3. Platz zurückgefallen. Bei den<br />

Umweltabgaben rangiert die Bundesrepublik<br />

im EU-Vergleich am unteren Ende.<br />

Bei <strong>der</strong> Besteuerung e<strong>in</strong>zelner Energieträger<br />

liegt sie im unteren Mittelfeld.<br />

Dänemark, Schweden und die Nie<strong>der</strong>lande<br />

haben e<strong>in</strong>e ökologische Steuerreform<br />

durchgeführt, F<strong>in</strong>nland ist auf dem Weg<br />

dazu. In acht EU-Län<strong>der</strong>n existiert bereits<br />

e<strong>in</strong>e komb<strong>in</strong>ierte Energie/CO 2-Steuer. Das<br />

zeigt: Die Bundesrepublik ist durch die<br />

politische Untätigkeit <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

dabei, auf e<strong>in</strong>em entscheidenen Zukunftsfeld<br />

deutlich zurückzufallen.

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