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Parteitag der SPD in Hannover

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Antrag I 61<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Selbständige <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>SPD</strong><br />

Antrag zur aktiven<br />

Beschäftigungspolitik<br />

1. Die Situation<br />

Die Anzahl <strong>der</strong> Arbeitslosen beträgt über<br />

4,6 Millionen und die Arbeitslosenquote<br />

rd. 12 % ± e<strong>in</strong> Negativ-Rekord. Die<br />

Arbeitslosigkeit ist das drängendste gesellschaftliche<br />

Problem. In e<strong>in</strong>er Gesellschaft,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> nach wie vor <strong>der</strong> soziale Status von<br />

<strong>der</strong> Erwerbstätigkeit abhängt, ist die<br />

Arbeitslosigkeit nicht nur e<strong>in</strong> f<strong>in</strong>anzielles,<br />

son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> soziales Problem.<br />

Die bisherigen Maûnahmen <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

haben ke<strong>in</strong>e Verbesserung <strong>der</strong><br />

Situation bewirkt, die Lage hat sich vielmehr<br />

ständig verschlechtert. Das liegt vor<br />

allem daran, daû nicht Ursachen<br />

bekämpft werden, son<strong>der</strong>n nur Flickschusterei<br />

an Symptomen betrieben wird. Zur<br />

Verr<strong>in</strong>gerung des Haushaltsdefizits werden<br />

ständig die Leistungen <strong>der</strong> öffentlicher<br />

Hand, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Sozialversicherungen,<br />

gekürzt und die Belastungen (Steuern<br />

und Abgaben) erhöht. Das geschieht<br />

aber nicht ausgewogen, son<strong>der</strong>n zu<br />

Lasten <strong>der</strong> Bürger mit kle<strong>in</strong>en und mittleren<br />

E<strong>in</strong>kommen. Die Bundesregierung<br />

betreibt e<strong>in</strong>e Politik <strong>der</strong> sozialen Ungerechtigkeit.<br />

Ferner führt die Sparpolitik,<br />

die durch die re<strong>in</strong> stabilitätsorientierte<br />

Politik <strong>der</strong> Bundesbank noch unterstützt<br />

wird, zu ger<strong>in</strong>gerer Inlandsnachfrage, da<br />

gerade den Beziehern niedriger E<strong>in</strong>kommen<br />

durch die zunehmenden staatlichen<br />

Belastungen das Geld für den Konsum<br />

fehlt. Diese Deflationspolitik bremst das<br />

Wirtschaftswachstum und ist daher<br />

geradezu kontraproduktiv für die Schaffung<br />

von mehr Arbeitsplätzen.<br />

Die Argumentation <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

wird durch die Schlagworte ¹Standortsicherungª<br />

und ¹Globalisierungª geprägt.<br />

Mit dem H<strong>in</strong>weis auf die Standortsicherung<br />

wird <strong>der</strong> Sozialstaat als wesentlicher<br />

Standortnachteil kritisiert und se<strong>in</strong> Umbau<br />

148<br />

gefor<strong>der</strong>t. Die Kosten des sozialen Standards<br />

seien viel zu hoch und müûten deutlich<br />

reduziert werden. Für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

ist aber nicht die absolute<br />

Höhe <strong>der</strong> Kosten <strong>der</strong> richtige Vergleichsmaûstab,<br />

son<strong>der</strong>n die Kosten im Verhältnis<br />

zur Stundenproduktivität. Hier aber zeigt<br />

sich, daû die Lohnstückkosten <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren <strong>in</strong> Westdeutschland durchschnittlich<br />

ger<strong>in</strong>ger gestiegen s<strong>in</strong>d als im<br />

Durchschnitt <strong>der</strong> wichtigsten Handelspartner.<br />

Von e<strong>in</strong>er Kostenkrise ± hervorgerufen<br />

durch den sozialen Standard ± kann also<br />

ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>.<br />

Die Globalisierung des Wettbewerbs wird<br />

als Begründung dafür angegeben, daû <strong>in</strong><br />

Deutschland ke<strong>in</strong>e zusätzlichen Arbeitsplätze<br />

entstehen. Bei den hohen Arbeitskosten<br />

<strong>in</strong> Deutschland seien die Unternehmen<br />

geradezu gezwungen, <strong>in</strong> das Ausland<br />

zu gehen, weil es viel billiger sei, dort<br />

(Osteuropa, Fernost) zu produzieren.<br />

Die Haltlosigkeit dieser Argumentation für<br />

die deutsche Wirtschaft <strong>in</strong>sgesamt zeigen<br />

die Handelsbilanzüberschüsse, die<br />

Deutschland gerade gegenüber allen ¹billigenª<br />

osteuropäischen Län<strong>der</strong>n aufweist.<br />

Was an Arbeitsplätzen durch Verlagerung<br />

verlorengeht wird <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Unternehmen<br />

o<strong>der</strong> Branchen durch höhere Exporte wie<strong>der</strong><br />

ausgeglichen. Diese Strukturverschiebungen<br />

mit ihren negativen Beschäftigungswirkungen<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Branchen<br />

s<strong>in</strong>d zwar e<strong>in</strong>e Folge <strong>der</strong> Internationalisierung<br />

<strong>der</strong> Märkte, stellen aber nicht die<br />

Hauptursache <strong>der</strong> Beschäftigungsprobleme<br />

dar.<br />

Die entscheidenden Ursachen s<strong>in</strong>d vielmehr:<br />

Durch die unausgewogene und ungerechte<br />

Spar- und Verteilungspolitik ± höhere Belastungen<br />

für Bezieher kle<strong>in</strong>er und mittlerer<br />

E<strong>in</strong>kommen bei gleichzeitiger Entlastung<br />

hoher E<strong>in</strong>kommen und groûer Vermögen ±<br />

wird <strong>der</strong> soziale Konsens aufgekündigt und<br />

damit die Grundlage für den Erfolg <strong>der</strong><br />

sozialen Marktwirtschaft zerstört. Die<br />

überzogene e<strong>in</strong>seitige Belastung des Produktionsfaktors<br />

Arbeit mit Abgaben und

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