Parteitag der SPD in Hannover
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Zwischen Regierung und Opposition<br />
besteht E<strong>in</strong>igkeit darüber, die Währungsunion<br />
als weiteren Schritt <strong>der</strong> Europäischen<br />
Integration zu befürworten. E<strong>in</strong><br />
scharfer Wi<strong>der</strong>spruch besteht aber darüber,<br />
was mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>samen<br />
Währung erreicht werden soll. Die<br />
Bundesregierung benutzt die Europäische<br />
Wirtschafts- und Währungsunion als Mittel,<br />
um Sozialkürzungen durchzusetzen.<br />
Damit verschärft sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Konsequenz die<br />
Massenarbeitslosigkeit und erhöht die<br />
Staatsverschuldung. Diese Politik fortzusetzen,<br />
kann zum Verfall <strong>der</strong> EU und zu weiterer<br />
Renationalisierung führen sowie zu<br />
weiterem Verlust des Vertrauens <strong>der</strong> Menschen<br />
<strong>in</strong> die Europäische Union. Diese<br />
Politik verstellt damit den e<strong>in</strong>zigen Ausweg,<br />
<strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Situation des drohenden<br />
Verlustes <strong>der</strong> Handlungsfähigkeit unter den<br />
Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong> Globalisierung überhaupt<br />
existiert. Die falsche Wirtschaftspolitik <strong>der</strong><br />
Bundesregierung kann nicht durch die Verschiebung<br />
<strong>der</strong> Dritten Stufe <strong>der</strong> Europäischen<br />
Wirtschafts- und Währungsunion<br />
korrigiert werden, son<strong>der</strong>n nur durch die<br />
Ablösung <strong>der</strong> Bundesregierung selbst.<br />
Unsere Alternative besteht dar<strong>in</strong>, den<br />
EURO als Instrument e<strong>in</strong>er auf Beschäftigung<br />
orientierten Währungs- und Wirtschaftspolitik<br />
e<strong>in</strong>zusetzen und zu nutzen.<br />
Für die Geldpolitik ist die Europäische<br />
Zentralbank zuständig. E<strong>in</strong>e wirkungsvolle<br />
europäische Beschäftigungspolitik bedarf<br />
<strong>der</strong> vorausschauenden Koord<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong><br />
nationalen Arbeitsmarkt-, Wirtschafts-und<br />
Beschäftigungspolitik gemäû den Vorgaben<br />
des Vertrags von Amsterdam. Der Rat <strong>der</strong><br />
Sozial-, Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzm<strong>in</strong>ister<br />
muû hierfür unter Beteiligung des Europäischen<br />
Parlamentes Leitl<strong>in</strong>ien erarbeiten.<br />
Die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung um die Auslegung<br />
<strong>der</strong> Konvergenzkriterien wird so gleichsam<br />
zu e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung um die<br />
Zukunft des sozialstaatlichen Gesellschaftsvertrags.<br />
Wir Sozialdemokrat<strong>in</strong>nen und<br />
Sozialdemokraten wollen die Europäische<br />
Wirtschafts- und Währungsunion für<br />
Wachstum und Beschäftigung nutzen. Die<br />
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Europäische Wirtschafts- und Währungsunion<br />
ist e<strong>in</strong>e Chance, unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />
globalisierter F<strong>in</strong>anzmärkte Steuerungsfähigkeit<br />
zurückzugew<strong>in</strong>nen.<br />
Denn <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzmarkt als e<strong>in</strong>zig wirklich<br />
globalisierter Markt schränkt heute die<br />
Souveränität <strong>der</strong> Nationalstaaten durch das<br />
Zusammenwirken <strong>der</strong> hoch verflochtenen<br />
Geld- und Währungsmärkte e<strong>in</strong>.<br />
Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion<br />
ist auch e<strong>in</strong> Instrument gegen<br />
Währungsspekulation und Wechselkursschwankungen.<br />
Wechselkursschwankungen s<strong>in</strong>d nach Aussagen<br />
<strong>der</strong> Wirtschafts<strong>in</strong>stitute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit<br />
für den Verlust von tausenden<br />
von Arbeitsplätzen <strong>in</strong> Deutschland verantwortlich.<br />
Die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion<br />
wird den europäischen B<strong>in</strong>nenmarkt<br />
vollenden und somit verbesserte<br />
Chancen für exportorientierte Volkswirtschaften<br />
wie die <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />
Deutschland schaffen. Ohne e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />
Währung lassen sich nicht alle Vorteile<br />
aus dem Geme<strong>in</strong>samen Markt entwikkeln.<br />
Diese Vorteile bestehen nicht nur <strong>in</strong><br />
den dann wegfallenden Umtauschkosten.<br />
Die E<strong>in</strong>führung <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />
Währung wird auch dazu führen, daû<br />
Wechselkursschwankungen nicht mehr zur<br />
Verfälschung <strong>der</strong> wahren Wettbewerbsverhältnisse<br />
führen. Dies kann sich positiv auf<br />
die Auûenhandelsbeziehungen und das mittel-<br />
und langfristige Investitionsverhalten<br />
auswirken. Es verlangt aber auch b<strong>in</strong>nenwirtschaftliche<br />
Anpassungsmaûnahmen,<br />
damit bei sektoralen o<strong>der</strong> gesamtwirtschaftlichen<br />
Störungen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen Mitgliedslän<strong>der</strong>n<br />
nicht die gesamten Lasten von den<br />
Arbeitnehmern und Arbeitnehmer<strong>in</strong>nen<br />
durch Bee<strong>in</strong>trächtigung ihrer Beschäftigungs-<br />
und E<strong>in</strong>kommenschancen getragen<br />
werden müssen.<br />
Für die Verwirklichung <strong>der</strong> dritten Stufe<br />
<strong>der</strong> Wirtschafts- und Währungsunion gibt<br />
<strong>der</strong> Maastricht-Vertrag Konvergenzkriterien<br />
vor, die Inflationsbegrenzung, Z<strong>in</strong>sstabilität,<br />
verantwortliche Haushaltsführung