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Parteitag der SPD in Hannover

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lichen Etats, nicht die vielfach beschworenen<br />

¹überzogenen Ansprücheª. Die hier<br />

entstehenden Kosten s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> soziale Preis<br />

für e<strong>in</strong>e Wirtschafts-, F<strong>in</strong>anz- und Sozialpolitik,<br />

die durch Umverteilung, Privatisierung<br />

und Deregulierung die Konkurrenzund<br />

Ausgrenzungsmechanismen <strong>der</strong> Marktwirtschaft<br />

för<strong>der</strong>t anstatt auf ihre soziale<br />

Korrektur und die gesellschaftliche Regulierung<br />

des Marktes zu orientieren.<br />

E<strong>in</strong> System, dessen F<strong>in</strong>anzierung an die<br />

Entwicklung e<strong>in</strong>es Teils <strong>der</strong> Lohnquote<br />

gekoppelt ist, gerät zwangsläufig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Schieflage, wenn Massenarbeitslosigkeit<br />

und Reallohnsenkungen über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />

die f<strong>in</strong>anzielle Basis aushöhlen. Wenn sich<br />

die Lohnquote von historischem Tiefstand<br />

zu Tiefstand bewegt, können die sozialen<br />

Sicherungssysteme davon nicht unberührt<br />

bleiben. Die massive Ausweitung <strong>der</strong><br />

sozialversicherungsfreien Beschäftigung<br />

und <strong>der</strong> Sche<strong>in</strong>selbständigkeit wirken weiterh<strong>in</strong><br />

verschärfend für die F<strong>in</strong>anzierbarkeit<br />

des Systems. Die völlig verfehlte F<strong>in</strong>anzierung<br />

<strong>der</strong> deutschen Vere<strong>in</strong>igung und <strong>der</strong><br />

nochmalige Anstieg <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit auf<br />

Rekordhöhe hat das Faû dann endgültig<br />

zum Überlaufen gebracht.<br />

4. Konservatives Sozialstaatsverständnis ±<br />

vom Sozialstaat zum Konkurrenzstaat<br />

Für die Konservativen und Liberalen ist<br />

<strong>der</strong> Sozialstaat nur mehr e<strong>in</strong> lästiges H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis<br />

auf dem Weg zur schrankenlosen<br />

Herrschaft <strong>der</strong> Märkte. Sie haben sich von<br />

dem e<strong>in</strong>stigen allgeme<strong>in</strong>en Konsens, <strong>der</strong><br />

Teilhabe aller am gesellschaftlichen Leben,<br />

verabschiedet. Während früher das Ziel <strong>der</strong><br />

Gleichheit als Motor gesellschaftlichen<br />

Fortschritts galt, sehen die Konservativen<br />

heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Differenz die vorwärtstreibende<br />

Kraft <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />

Egalität gilt ihnen als Schimpfwort.<br />

Die von Bundesregierung und Arbeitgeberverbänden<br />

formulierte Sozialstaatskritik ist<br />

ke<strong>in</strong>eswegs neu, son<strong>der</strong>n greift auf zentrale<br />

Denkmuster neo-konservativer und ordoliberaler<br />

Sozialstaatskritik zurück. Die Eckpunkte<br />

konservativ-liberaler Sozialpolitik<br />

werden deutlich: Privatisierung und Ver-<br />

marktung sozialer Risiken und Dienste,<br />

E<strong>in</strong>kommensumverteilung zu Lasten <strong>der</strong><br />

abhängig Beschäftigten, schrittweise Rückführung<br />

staatlicher Sozialpolitik und nicht<br />

zuletzt die umfassende Deregulierung <strong>der</strong><br />

Arbeitsbeziehungen markieren die Leitl<strong>in</strong>ien<br />

e<strong>in</strong>es marktradikalen Umbaukonzeptes<br />

des Sozialstaates, das die sozialstaatliche<br />

Verfassung <strong>der</strong> Gesellschaft den Erfor<strong>der</strong>nissen<br />

e<strong>in</strong>es re<strong>in</strong> kapitalorientierten Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesses<br />

anpassen will. Die<br />

Sozialpolitik verliert <strong>in</strong> diesem Konzept<br />

ihre Funktion als gesellschaftlich legitimiertes<br />

soziales Korrektiv <strong>der</strong> Konkurrenz<br />

und Profitgesetze des Marktes. Ihr Ziel<br />

und Zweck werden neu def<strong>in</strong>iert. Nicht <strong>der</strong><br />

problemadäquate Schutz vor sozialen Risiken<br />

und die Korrektur <strong>der</strong> E<strong>in</strong>kommenspolarisierung,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Beitrag <strong>der</strong> Sozialpolitik<br />

zur Konsolidierung <strong>der</strong><br />

Staatsf<strong>in</strong>anzen, zur Reduzierung <strong>der</strong> Personalzusatzkosten<br />

und zur Deregulierung des<br />

Arbeitsrechts- und Tarifsystems avanciert<br />

zum Erfolgskriterium konservativer Sozialpolitik.<br />

Sozialstaat und Sozialpolitik werden<br />

<strong>in</strong> die Logik angebotsorientierter<br />

Wirtschafts- und F<strong>in</strong>anzpolitik <strong>in</strong>tegriert<br />

und erhalten die Aufgaben, Selektions- und<br />

Ausgrenzungsmechanismen des Arbeitsmarktes<br />

zu stützen, anstatt sie auszugleichen<br />

und auf e<strong>in</strong>e präventive Politik <strong>der</strong><br />

Risikovermeidung abzuzielen.<br />

II. Aktives Alter ± Sicheres Alter<br />

Anzahl und gesellschaftliches Gewicht <strong>der</strong><br />

älteren Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger nehmen<br />

zu. E<strong>in</strong> Fünftel <strong>der</strong> Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger<br />

ist im Rentenalter. Diese Menschen<br />

wollen länger aktiv bleiben, sie wollen über<br />

sich und über ihr Leben selbst bestimmen,<br />

sie wollen am öffentlichen Leben <strong>in</strong> Staat<br />

und Gesellschaft teilnehmen, sie wollen<br />

mitentscheiden und mitgestalten.<br />

Die Möglichkeiten <strong>der</strong> älteren Generation,<br />

an gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen<br />

mitzuwirken, s<strong>in</strong>d jedoch noch<br />

immer zu ger<strong>in</strong>g. Ihr Mitspracherecht <strong>in</strong><br />

Kommunen und Staat, <strong>in</strong> gesellschaftlichen<br />

Organisationen und politischen Parteien<br />

muû erweitert und verbessert werden.<br />

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