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Parteitag der SPD in Hannover

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Frankreich unterstützte Rumänien, um<br />

das frankophone Element <strong>in</strong> <strong>der</strong> Allianz<br />

zu stärken, zahlreiche amerikanische<br />

Politiker favorisierten Slowenien wegen<br />

se<strong>in</strong>er strategischen Bedeutung auf dem<br />

Balkan, die Bundesregierung legte sich<br />

aus taktischen Gründen bis zum Ende<br />

nicht fest, und schlieûlich faûte Präsident<br />

Cl<strong>in</strong>ton den vielfach als ¹Diktatª empfundenen<br />

Beschluû, die erste Runde auf<br />

Warschau, Prag und Budapest zu<br />

begrenzen;<br />

± Die NATO-Län<strong>der</strong> haben es zugelassen,<br />

daû parallel dazu von den politischen<br />

Klassen und Regierungen <strong>in</strong> den beitrittswilligen<br />

Reformlän<strong>der</strong>n stellenweise<br />

e<strong>in</strong>e regelrechte NATO-Hysterie entfacht<br />

wurde, wobei die Frage des E<strong>in</strong>lasses<br />

<strong>in</strong> das Bündnis schon gelegentlich<br />

zur Existenzfrage <strong>der</strong> jungen Demokratien<br />

hochstilisiert wurde;<br />

± Die Tatsache, daû die Alle<strong>in</strong>entscheidung<br />

Wash<strong>in</strong>gtons schlieûlich den Ausschlag<br />

gab und dabei u. a. das Votum von 9 <strong>der</strong><br />

16 NATO-Mitglie<strong>der</strong> zugunsten e<strong>in</strong>er<br />

Aufnahme Rumäniens beiseite schob, hat<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Reform des Bündnisses<br />

geschadet und jene Kritiker bestätigt, die<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> NATO bis heute <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

e<strong>in</strong> Macht- und E<strong>in</strong>fluû<strong>in</strong>strument <strong>der</strong><br />

Vere<strong>in</strong>igten Staaten auf europäischem<br />

Boden sehen und die sogenannte ¹Stärkung<br />

des europäischen Pfeilersª für<br />

blanke Illusion halten;<br />

± Die Madri<strong>der</strong> Entscheidung enttäuscht 9<br />

von 12 NATO-Bewerbern, die jetzt verstärkt<br />

für ihre baldige Aufnahme <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

2. o<strong>der</strong> 3. Erweiterungsrunde werben<br />

und dabei erheblichen Druck auf die<br />

Allianz ausüben werden.<br />

Die NATO betont zwar den ¹offenen Prozeûª<br />

ihrer Erweiterung und damit die<br />

Chancen aller Bewerber, auch später noch<br />

dem Bündnis beizutreten, hat aber die Voraussetzungen<br />

für künftige Erweiterungsrunden<br />

bisher nicht schaffen können: Wie<br />

soll die Zustimmung Ruûlands zu weiteren<br />

Beitrittsrunden gewonnen werden, o<strong>der</strong><br />

will man notfalls das jetzt mühsam<br />

erreichte Agreement mit Moskau über die<br />

80<br />

Grundakte für die nächste Erweiterungsrunde<br />

aufs Spiel setzen? Wie läût sich vermeiden,<br />

daû jede weitere Mitglie<strong>der</strong>aufnahme<br />

das Ausgrenzungsproblem<br />

verschärft, <strong>in</strong>dem dann immer weniger<br />

europäische Län<strong>der</strong> auûerhalb <strong>der</strong> NATO<br />

bleiben, bis schlieûlich alle<strong>in</strong> e<strong>in</strong> komplett<br />

isoliertes Ruûland übrigbleibt?<br />

Im achten Jahr nach dem Ende <strong>der</strong> Blockkonfrontationen<br />

ist durch Fahrlässigkeit<br />

e<strong>in</strong>e Situation entstanden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich das<br />

¹Fenster <strong>der</strong> Gelegenheitª für e<strong>in</strong>e gesamteuropäische<br />

Integration und e<strong>in</strong>e echte<br />

Partnerschaft mit Ruûland zu schlieûen<br />

droht und damit die Hoffnung <strong>der</strong> Jugend<br />

Europas auf e<strong>in</strong>e Zukunft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gesicherten<br />

und umfassenden Friedensordnung enttäuscht<br />

werden könnte.<br />

Den Europäischen Integrationsprozeû<br />

absichern<br />

Die <strong>SPD</strong> sieht e<strong>in</strong>en dr<strong>in</strong>genden Handlungsbedarf,<br />

um weiteren Schaden für den<br />

europäischen Integrationsprozeû durch die<br />

NATO-Erweiterung abzuwehren und wird<br />

im e<strong>in</strong>zelnen dabei folgende Ziele verfolgen:<br />

1) Wir brauchen e<strong>in</strong> Gesamtkonzept für<br />

die europäische Integration mit e<strong>in</strong>em verläûlichen<br />

und berechenbaren Fahrplan für<br />

alle europäischen Län<strong>der</strong>, <strong>der</strong> den Staaten,<br />

die bisher noch ausgeschlossen bleiben von<br />

den europäischen Institutionen, e<strong>in</strong>e<br />

sichere Perspektive bietet, ohne sie dabei <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> Korsett unflexibler und dogmatischer<br />

For<strong>der</strong>ungen zu zw<strong>in</strong>gen.<br />

2) Europa darf nicht zulassen, daû die<br />

NATO und die Staaten, die ihre Aufnahme<br />

<strong>in</strong> das Bündnis anstreben, weiterh<strong>in</strong> ihre<br />

Hauptressourcen für das R<strong>in</strong>gen um die<br />

Erweiterung verbrauchen. Stattdessen muû<br />

die NATO sich jetzt darauf konzentrieren,<br />

ihren Wandel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ¹Neue NATOª, <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Madrid bedauerlicherweise zu wenig<br />

vorangekommen ist, mit entschlossenen<br />

Schritten fortzusetzen, e<strong>in</strong>e vernünftige<br />

Arbeitsteilung mit den übrigen europäischen<br />

Sicherheits<strong>in</strong>stitutionen zu def<strong>in</strong>ieren<br />

und sich den drängenden Sicherheits-

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