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Parteitag der SPD in Hannover

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gung gesunken ist) nachfragepolitisch<br />

kontraproduktive Wirkung und ru<strong>in</strong>iert<br />

die arbeitsmarktpolitischen Effekte <strong>der</strong><br />

AZV.<br />

VII. Nötig s<strong>in</strong>d öffentliche Beiträge zur<br />

Arbeitszeitverkürzung<br />

Zuviel Last liegt also auf <strong>der</strong> Tarifpolitik,<br />

e<strong>in</strong>e gesellschaftspolitische Entlastung <strong>der</strong><br />

Tarifpolitik ist gefor<strong>der</strong>t, nicht nur um die<br />

Erfolgsbed<strong>in</strong>gung von tarifpolitischer<br />

Beschäftigungspolitik zu verbessern, son<strong>der</strong>n<br />

um den Schritt zu e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tegralen<br />

Vollbeschäftigungspolitik zu vollziehen, die<br />

Wachstums- und Verteilungspolitik, Strukturwandel,<br />

Qualifikation und Bildung, E<strong>in</strong>richtung<br />

öffentlicher Beschäftigung und<br />

AZV komb<strong>in</strong>iert.<br />

Es geht strategisch um drei nur gleichzeitig<br />

funktionierende Aufgaben:<br />

± E<strong>in</strong>e radikale Verkürzung <strong>der</strong> Arbeitszeit<br />

zu erreichen<br />

± AZV mit Lohnausgleich im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er<br />

Vermeidung von Nachfrageausfällen<br />

(Gleichbleiben <strong>der</strong> realen Lohnsumme)<br />

zu vere<strong>in</strong>baren. Die letzten Jahre hatten<br />

e<strong>in</strong>e massive Umverteilung zuungunsten<br />

<strong>der</strong> ArbeitnehmerInnen zur Folge. Die<br />

strukturbere<strong>in</strong>igte Bruttolohnquote ist<br />

1982±94 von 72,5 % auf 66,1 % gesunken.<br />

Während die Bruttoe<strong>in</strong>kommen aus<br />

Arbeit von 1982±95 nur um 57 % gestiegen<br />

s<strong>in</strong>d, g<strong>in</strong>gen die E<strong>in</strong>kommen aus<br />

Unternehmertätigkeit und Vermögen um<br />

182 % nach oben. Es gibt also für die<br />

sozialistische L<strong>in</strong>ke ke<strong>in</strong>en volkswirtschaftlichen<br />

und verteilungspolitischen<br />

Grund, von <strong>der</strong> For<strong>der</strong>ung nach e<strong>in</strong>em<br />

vollen Lohnausgleich Abstand zu nehmen,<br />

zumal e<strong>in</strong>em Groûteil <strong>der</strong> Beschäftigten<br />

Lohne<strong>in</strong>buûen nicht zuzumuten<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

± den begrenzten Spielraum <strong>der</strong> Tarifpolitik<br />

auszuweiten im H<strong>in</strong>blick auf den Verteilungsaspekt<br />

und das Kräfteverhältnis<br />

<strong>der</strong> Tarifparteien.<br />

E<strong>in</strong>e Erweiterung des Verteilungsspielraums<br />

für radikale AZV ist nur durch das<br />

vollständige Ausschöpfen des ¹Tarifku-<br />

chensª e<strong>in</strong>erseits und durch zusätzliche<br />

f<strong>in</strong>anzielle Beteiligung von Gesellschaft<br />

und Staat zu erzielen. Der ehemalige französische<br />

Premier Rocard hat 1996 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Bericht des Ausschusses für soziale Angelegenheiten<br />

und Beschäftigung des Europa-<br />

Parlamentes als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten auf europäischer<br />

Ebene darauf verwiesen, daû es<br />

die bereits existierenden fiskalischen<br />

Kosten <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit s<strong>in</strong>d, <strong>der</strong>en<br />

umgewidmetes Volumen den verteilungspolitisch<br />

neutralen Rahmen e<strong>in</strong>es relevanten<br />

Mittele<strong>in</strong>satzes für Beschäftigung def<strong>in</strong>iert.<br />

Die Frage ist allerd<strong>in</strong>gs, wie dieses<br />

F<strong>in</strong>anzvolumen mit staatlichen Instrumenten<br />

arbeitszeitpolitisch e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

könnte.<br />

VIII. Für e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Strategie von<br />

öffentlicher und tariflicher Politik<br />

Arbeitszeitverkürzung statt<br />

Arbeitslosigkeit f<strong>in</strong>anzieren<br />

E<strong>in</strong> Kerngedanke ist wichtig: Mittlerweile<br />

hat sich die Überzeugung recht weit verbreitet,<br />

daû es besser sei, Arbeit statt<br />

Arbeitslosigkeit zu f<strong>in</strong>anzieren. E<strong>in</strong> wichtiger<br />

Schritt wäre weiterzugehen: Arbeitszeitverkürzung<br />

muû statt Arbeitslosigkeit<br />

f<strong>in</strong>anziert werden! Alle beschäftigungspolitisch<br />

angelegten Lohnsubventionierungsmodelle<br />

± jüngst wurde von <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>-Bundestagsfraktion<br />

die vollständige Entlastung<br />

von Sozialabgaben. für ¹e<strong>in</strong>facheª Arbeitsplätze<br />

vorgeschlagen ± s<strong>in</strong>d systematisch<br />

F<strong>in</strong>anzierung von Arbeit ± ohne daû das<br />

Arbeitszeit<strong>in</strong>strument genutzt würde. Sie<br />

teilen jedoch die erheblichen Mängel <strong>der</strong><br />

Lohnsubvention (Mitnahmeeffekte, Lohndump<strong>in</strong>g),<br />

ohne die Vorteile <strong>der</strong> AZV zu<br />

nutzen. Logisch wäre jedoch immerh<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schritt von <strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> Arbeit<br />

zur F<strong>in</strong>anzierung <strong>der</strong> AZV nicht mehr<br />

groû. Die strittige Debatte um die kontroversen<br />

und z.T. wenig hilfreichen Vorschläge<br />

e<strong>in</strong>es Bürgergeldes, e<strong>in</strong>er Negativsteuer<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>es garantierten (zweiten,<br />

staatlichen) Grunde<strong>in</strong>kommens, könnte<br />

e<strong>in</strong>en entscheidenden Schritt weitergebracht<br />

bzw. aufgelöst werden, wenn man<br />

statt Lohn- o<strong>der</strong> Sozialsubventionen AZV-<br />

Subventionen diskutieren würde. Dieses

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