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Parteitag der SPD in Hannover

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ziert werden. Mehr Solidarität ist möglich,<br />

und dies zu weniger Kosten.<br />

(Überwiesen an Parteivorstand zur Erarbeitung<br />

e<strong>in</strong>es Wahlprogramms und überwiesen<br />

an Bundestagsfraktion)<br />

Antrag I 168<br />

Bezirk Nie<strong>der</strong>rhe<strong>in</strong><br />

Reform des Sozialstaates ±<br />

Eckpunkte e<strong>in</strong>es<br />

Innovationskonzepts<br />

1. E<strong>in</strong>leitung<br />

Das bisherige Sozialstaatsmodell wird den<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> sozialen Sicherung, des<br />

Arbeitsmarktes und <strong>der</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

angesichts <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Arbeitswelt und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesellschaft nicht<br />

mehr gerecht. Die Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />

soziale Absicherung bei Arbeitslosigkeit<br />

und im Alter ist die lebenslange, kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Vollerwerbstätigkeit. Die auf Normalerwerbstätigkeit<br />

bezogenen sozialen<br />

Sicherungssysteme werden durch Faktoren<br />

wie den demographischen Wandel und des<br />

Standortwettbewerb <strong>in</strong> Frage gestellt, vor<br />

allem aber durch Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Erwerbsarbeit und durch die<br />

Massenarbeitslosigkeit.<br />

Unstete Erwerbsbiographien, Teilzeitarbeit,<br />

befristete und ger<strong>in</strong>gfügige, nicht sozialversicherungspflichtige<br />

Beschäftigung ± das<br />

Normalarbeitsverhältnis als Bezugsgröûe<br />

<strong>der</strong> Sozialen Sicherung löst sich auf. Für<br />

viele Frauen, die durch ihre ¹Zuständigkeitª<br />

für Haushaltsführung, K<strong>in</strong><strong>der</strong>erziehung<br />

und Pflege ke<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen<br />

Erwerbstätigkeit nachgehen können, war<br />

e<strong>in</strong>e eigenständige soziale Sicherung ohneh<strong>in</strong><br />

nie gegeben.<br />

Die Sozialhilfe, als Ausnahmefall konzipiert,<br />

ist zum ständigen Lebensunterhalt<br />

e<strong>in</strong>er wachsenden, sich verfestigenden<br />

Gruppe von Langzeitarbeitslosen, von<br />

Alle<strong>in</strong>erziehenden und Rentnern geworden.<br />

Sie basiert auf e<strong>in</strong>em überkommenen<br />

Familienbild, führt zu zunehmen<strong>der</strong><br />

Intransparenz und Bürokratisierung sowie<br />

zum f<strong>in</strong>anziellen Kollaps <strong>der</strong> Städte und<br />

Geme<strong>in</strong>den ± ohne den Betroffenen ausreichend<br />

helfen zu können.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> nahezu vollständigen<br />

Anrechnung von Erwerbse<strong>in</strong>kommen trägt<br />

das Sozialhilferecht dazu bei, e<strong>in</strong>e<br />

¹Armutsfalleª aufzustellen: Eigen<strong>in</strong>itiative<br />

und <strong>der</strong> langsame Wie<strong>der</strong>e<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den<br />

Arbeitsmarkt werden nicht geför<strong>der</strong>t, son<strong>der</strong>n<br />

bestraft.<br />

Es ist e<strong>in</strong>e Aufgabe <strong>der</strong> Sozialdemokratie,<br />

e<strong>in</strong>en öffentlichen Diskurs über e<strong>in</strong>e<br />

Reform des Sozialstaats zu organisieren<br />

und mit eigenen Innovationsvorschlägen<br />

voranzutreiben. Ziel muû es se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en<br />

breiten gesellschaftlichen Konsens mit den<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sozial- und Arbeitsmarktpolitik relevanten<br />

Gruppen zu erzielen und die Tarifpartner<br />

(Gewerkschaften und Arbeitgeber)<br />

sowie Wohlfahrtsverbände <strong>in</strong> die Diskussion<br />

und die Entscheidungen e<strong>in</strong>zub<strong>in</strong>den.<br />

Bislang f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong>e öffentliche Diskussion<br />

über geme<strong>in</strong>same Problembewältigungsstrategien<br />

nicht statt. Die Politik <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

privatisiert und <strong>in</strong>dividualisiert<br />

die sozialen Probleme , je<strong>der</strong> und jede<br />

sche<strong>in</strong>t nur noch für sich selbst verantwortlich.<br />

Modelle gegen das Dilemma liegen auch<br />

bei uns auf dem Tisch. Sie wurden <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n längst umgesetzt und halfen<br />

dort, unter den Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>sgesamt<br />

nur noch ger<strong>in</strong>gfügig wachsenden<br />

Arbeitsvolumens die Arbeitslosigkeit zu<br />

verr<strong>in</strong>gern, die soziale Sicherung zu stabilisieren<br />

und die zentralen Bestandteile des<br />

Sozialstaates zu erhalten sowie sozialpolitische<br />

mit arbeitsmarktpolitischen Maûnahmen<br />

zu verknüpfen.<br />

Die Sicherungssysteme unserer europäischer<br />

Nachbarn, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>lande,<br />

s<strong>in</strong>d nicht im Maûstab e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s<br />

übertragbar. Aber sie zeigen, daû es auch<br />

im Zeitalter <strong>der</strong> europäischen Integration<br />

und <strong>der</strong> Globalisierung Spielräume für e<strong>in</strong>e<br />

eigenständige Arbeitsmarkt- und Sozialpo-<br />

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