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Parteitag der SPD in Hannover

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Chancen vielmehr nutzen und die wirtschaftlichen,<br />

sozialen und ökologischen<br />

Entwicklungsprozesse ordnungspolitisch<br />

für alle Beteiligten <strong>in</strong> die richtigen Bahnen<br />

lenken. Deshalb gilt es <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e, die<br />

Weltmärkte, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auch unsere<br />

eigenen Märkte, für Entwicklungslän<strong>der</strong> zu<br />

öffnen.<br />

Wir wollen die Globalisierung im Interesse<br />

<strong>der</strong> Menschen mitgestalten und verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

daû <strong>der</strong> Sozialstaat demontiert, <strong>der</strong><br />

Umweltschutz kle<strong>in</strong>geschrieben und Armut<br />

und Hunger <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt vergessen werden.<br />

Die Menschen <strong>in</strong> den Industriestaaten<br />

erkennen immer mehr, daû sie für die Probleme<br />

<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>bar entfernten Regionen<br />

ebenso mit verantwortlich wie von den<br />

Folgen betroffen s<strong>in</strong>d.<br />

Die zunehmende wirtschaftliche Verflechtung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Globalisierungsprozesse<br />

und wirtschaftliche Wachstumserfolge<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Teilen <strong>der</strong> Welt bedeuten nicht<br />

automatisch, daû es den Menschen <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Teilen <strong>der</strong> Welt ebenfalls besser geht.<br />

Auch wenn sich die Direkt<strong>in</strong>vestitionen auf<br />

e<strong>in</strong>en Rekordwert erhöht haben, flieûen<br />

diese <strong>in</strong> nur wenige Entwicklungslän<strong>der</strong>, so<br />

daû die ¾rmsten und auch die ärmeren<br />

Län<strong>der</strong> bisher viel zu wenig von <strong>in</strong>vestiertem<br />

Kapital profitieren. Noch immer<br />

wirken F<strong>in</strong>anz-, Wirtschafts- und Handels<strong>in</strong>teressen<br />

negativ auf notwendige Entwicklungsprozesse<br />

e<strong>in</strong>. Deshalb s<strong>in</strong>d die Beiträge<br />

<strong>der</strong> Entwicklungspolitik <strong>in</strong> den<br />

Bereichen <strong>der</strong> Wirtschafts-, Handels- und<br />

Umweltpolitik deutlich zu stärken. Dabei<br />

müssen wirtschafts- und f<strong>in</strong>anzpolitische<br />

Mechanismen sicherstellen, daû Produktivitätssteigerungen<br />

allen Bevölkerungsschichten<br />

zugute kommen.<br />

Damit die wohlstandsmehrenden Effekte<br />

<strong>der</strong> wirtschaftlichen Globalisierung nicht<br />

nur wenigen Privilegierten zugute kommen,<br />

bedarf es e<strong>in</strong>er aktiven Gestaltung<br />

durch die Politik, die ihre Aufgabe dar<strong>in</strong><br />

sehen muû, zur Entwicklung e<strong>in</strong>er funktionsfähigen<br />

sozialen und ökologischen<br />

Welt-Marktwirtschaft beizutragen. Entwicklungspolitik<br />

unter den Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>der</strong> Globalisierung ist und bleibt somit e<strong>in</strong><br />

wichtiger Politikbereich, um zu e<strong>in</strong>er men-<br />

42<br />

schenwürdigen, nachhaltigen und zukunftsfähigen<br />

Entwicklung zu gelangen. Die entwicklungspolitische<br />

Kernfrage lautet: Wie<br />

können die Industrielän<strong>der</strong> dazu beitragen,<br />

um Entwicklungslän<strong>der</strong> so zu unterstützen,<br />

daû sie ihre Entwicklungschancen besser<br />

nutzen, und <strong>in</strong> diesem Prozeû <strong>der</strong> Globalisierung<br />

nicht ausgegrenzt zu werden. Die<br />

Hauptaufgaben <strong>der</strong> Entwicklungspolitik<br />

liegen dar<strong>in</strong>, auf nationaler und <strong>in</strong>ternationaler<br />

Ebene die politischen, wirtschaftlichen,<br />

sozialen und ökologischen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>n zu<br />

verbessern, Armut und Hunger zu überw<strong>in</strong>den,<br />

den Umweltschutz zu <strong>in</strong>tensivieren,<br />

zu Krisenvorbeugungen beizutragen<br />

und den Dialog zwischen den Kulturen im<br />

S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Bildung von Lerngeme<strong>in</strong>schaften<br />

zu för<strong>der</strong>n.<br />

II. Bedeutungswandel <strong>der</strong> Entwicklungspolitik<br />

Entwicklungspolitik steht vor e<strong>in</strong>er grundsätzlichen<br />

Wende. Stand <strong>in</strong> den 60er Jahren<br />

noch das Pr<strong>in</strong>zip ¹Barmherzigkeitª im<br />

Mittelpunkt <strong>der</strong> Entwicklungszusammenarbeit<br />

± man nannte sie damals richtigerweise<br />

¹Entwicklungshilfeª ± wurden <strong>in</strong> den 70er<br />

Jahren mit dem Begriff ¹Gerechtigkeitª<br />

bereits Ansätze für geme<strong>in</strong>same Verantwortung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>en Welt deutlich. Jetzt,<br />

Ende <strong>der</strong> 90er Jahre am Ausgang des 20<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts, wird vielen Menschen immer<br />

deutlicher, daû effiziente Entwicklungszusammenarbeit<br />

etwas mit dem Überleben<br />

unserer eigenen Gesellschaft ± unserer<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> und K<strong>in</strong>desk<strong>in</strong><strong>der</strong> ± zu tun hat.<br />

Viele von uns wissen, daû die Industrielän<strong>der</strong><br />

mit ihren knapp 20 % <strong>der</strong> Weltbevölkerung<br />

für 75 % <strong>der</strong> schädlichen Emissionen<br />

und für e<strong>in</strong>en verschwen<strong>der</strong>ischen<br />

Umgang mit Energie verantwortlich s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> Deutscher verbraucht soviel Energie<br />

wie 12 Afrikaner. Die weitere systematische<br />

Ausbeutung <strong>der</strong> Naturschätze (<strong>in</strong> nur<br />

40 Jahren s<strong>in</strong>d 50 % des gesamten Urwaldes<br />

abgeholzt worden; e<strong>in</strong>e für uns selbstverständliche<br />

Mobilität mit e<strong>in</strong>em Auto pro<br />

E<strong>in</strong>wohner würde weltweit zu e<strong>in</strong>er Verzehnfachung<br />

des Automobilbedarfes führen)<br />

wird zu irreparablen Klimaschäden

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